Insgesamt verdienten die 30 DAX-Unternehmen 2005 rund 51 Milliarden Euro - ein Plus von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Absoluter Spitzenreiter ist der E-Konzern E.on1 mit einem Überschuß von 7,4 Mrd. Euro. Dies war eine Gewinn-Steigerung um nahezu 71 Prozent. Als einziger der 30 notierten Konzerne verzeichnete der Chip-Produzent Infineon rote Zahlen: Das Minus betrug immerhin 312 Millionen Euro. Im letzten Jahr lag der Gewinn noch bei 61 Millionen Euro.
Die beste Dynamik entfaltete die Commerzbank, die ihren Gewinn mehr als verdreifachen konnte. Leichten Gewinnrückgang gab es bei BMW, Tui, Metro und Siemens. Insgesamt schütteten die DAX-Konzerne 20,7 Milliarden als Dividenden an ihre AktionärInnen aus - das sind sogar 38 Prozent mehr als im Vorjahr.
Entgegen einer oberflächlichen Interpretation, die in der Öffentlichkeit unter anderem durch die provokativen Entlassungen bei der Deutschen Bank genährt wurde, müssen sich die 30 DAX-Konzerne zumindest in puncto Arbeitsplatz-Abbau unterm Strich nichts vorwerfen lassen. Die Zahl der Beschäftigten stieg von insgesamt 3,4 auf 3,5 Millionen. Dies bedeutet einen Anstieg um 2,9 Prozent. Der Verlust an Arbeitsplätzen in der volkswirtschaftlichen Gesamtbilanz ist dennoch leicht zu erklären: Die Ursache liegt zum einen im beschleunigten Konzentrationsprozeß, dem immer mehr Konzerne zum Opfer fallen (, ob mit oder ohne sogenannte "Heuschrecken") und zum anderen an der zunehmenden Verlagerung des produktiven Sektors in Billiglohn-Länder.
Hier ein Überblick über die bereits vorgenommen oder angekündigten Entlassungen der letzten Zeit:
Deutsche Bank 1.900
Electrolux ("AEG Nürnberg") 1.800
Telekom 32.000
VW 8.000 bis 10.000
Siemens 8.000
DaimlerChrysler 8.000
GM ("Opel") 6.500
KarstadtQuelle 5.700
Walter Bau 3.000
HypoVereinsbank 2.400
IBM 1.600
HP 1.500
Ford 1.300
Linde 1.100
Miele 1.100
Grohe 983
Continental 320
1993 waren in der deutschen Industrie noch 7,5 Millionen Menschen beschäftigt, der
Umsatz lag bei 1.000 Milliarden Euro - 2005 waren nur noch 6 Millionen beschäftigt
und der Umsatz auf 1.300 Milliarden Euro gestiegen.
Wenn - mit aktiver Beihilfe der Gewerkschaftsführung - der Sozialabbau weiter betrieben und die Steuersenkungen für Unternehmen fortgesetzt werden, führt dies zu einem weiteren Anheizen des internationalen Konkurrenzkampfs, genannt Globalisierung. Eine Wende kann jedoch nur durch eine internationale soziale und gewerkschaftliche Bewegung erkämpft werden.
Harry Weber
Anmerkungen
1 Siehe auch unsere Artikel:
'E.on will Endesa schlucken
Konzentrationsprozeß europäischer Energie-Konzerne schreitet fort'
(22.02.06)
'Teilprivatisierung des französischen Strom-Konzerns EdF' (25.10.05)
'"Rot-Grün" schützt Strom-Monopole
Aktuelle Ausgabe der 'Zeit' veröffentlicht Fakten' (5.08.04)
'E.on saugt Gas aus dem Osten
Ein deutscher Energie-Konzern als global player' (28.07.04)
'Gas in der "freien" Marktwirtschaft' (23.03.04)