24.11.2007

Wald-AIDS in Baden-Württemberg

Nur drei Jahre seit 1983 waren schlimmer
Hauptverursacher wird verschwiegen

Im Waldschadensbericht der baden-württembergischen Landesregierung ist von leichten Verbesserungen bei den Waldbäumen gegenüber dem Vorjahr die Rede. Dabei muß sie allerdings einräumen, daß seit 1983 der Zustand der Wälder in Baden-Württemberg lediglich in drei Jahren schlimmer als 2007 war. Von der Landwirtschaft, inzwischen vor Verkehr und Industrie und Hausheizungen Hauptverursacherin der Walderkrankung, ist dagegen nicht die Rede.

Über die Ammonikausdüstungen auf Grund von Massentierhaltung und Überdüngung der Felder mit Gülle wurden in sämtlichen Veröffentlichungen der Mainstream-Medien über den Wald kein Wort verloren. Die Ursache für die Schadstroff-Emissionen aus der Landwirtschaft ist, daß - wie heute in der Massenfleischproduktion üblich - zu viel Vieh pro Hektar gehalten wird. Dabei schädigt das übermäßige Ausbringen der Gülle nicht nur das Grundwasser, sondern in zunehmendem Maße durch die Verdunstung auch die Wälder. Stickoxide werden an weit entfernten Orten durch Wind und Regen zu einer Gefahr für das Wurzelgeflecht der Bäume und die dort lebenden Mikroorganismen, die für das Überleben der Bäume unabdingbar sind.

Wenn in diesem Jahr über Einschlagsvolumen, wirtschaftliche Nutzung der Wälder oder Schwierigkeiten bei der Wiederbewaldung der vom Sturm Lothar betroffenen Flächen berichtet wurde, kamen in der Regel weder die Worte "Waldsterben" oder "Waldschäden" vor. Über die seit rund einem Vierteljahrhundert anhaltende Immunschwäche der deutschen Wälder berichten die Mainstream-Medien allenfalls einmal im Jahr, wenn der Waldschadensbericht der Bundesregierung veröffentlicht wird.

Dabei ist der Zustand der deutschen Wälder - wie nun wieder die Bestandsaufnahme in Baden-Württemberg zeigt - nach wie vor katastrophal. 40 Prozent der Waldbäume müssen als "deutlich geschädigt" eingestuft werden - und dies, obwohl kranke Bäume bei oft mehrmals im Jahr stattfindenden Durchforstungs-Aktionen gefällt werden. Nur noch 22 Prozent konnten als gesund bezeichnet werden - gegenüber 23 Prozent in 2006. Dennoch ist von einer "Erholung" die Rede.

Am schlimmsten von Wald-AIDS, der durch Schadstoffe verursachten Immunschwäche der Waldbäume, ist die Eiche betroffen. Doch daß in Folge ihres kläglichen Zustands vermehrt Raupen über sie herfallen, wird nun als Ursache statt als Folge der "Waldschäden" dargestellt. Nach wie vor sind in einigen Gegenden über 70 Prozent der Eichen krank. 2005 mußten sogar 75 Prozent aller Eichen in Baden-Württemberg als "geschädigt" eingestuft werden. Der Zustand der Fichten hat sich gegenüber 2006 kaum verbessert. In Oberschwaben, wo mehr als 45 Prozent deutlich geschädigt sind, muß die Situation als besonders kritisch bezeichnet werden. Dagegen haben sich Buchen und Kiefern dank der häufigen Niederschläge und milden Sommertemperaturen in diesem Jahr erholt.

Als überraschend "stabil" schätzen ForstwissenschaftlerInnen seit 2001 den Zustand der Tanne ein. Vor Jahren war das "Tannensterben" ein Vorläufer-Phänomen der dann bei sämtlichen Baumarten auftretenden Erkrankungen. Die Tanne hatte zu Zeiten als die Emissionen der Kohlekraftwerke noch nicht entschwefelt werden mußten wegen dem so verursachten sauren Regen die stärksten Schädigungen aufzuweisen. Im Schwarzwald allerdings sind die Tannen auch heute noch an Westabhängen und in den Kammlagen stark geschädigt, weil die Böden durch Regen über Jahrzehnte hinweg immer saurer geworden sind. In diesen Bereichen müssen 38 Prozent der Tannen in der höchsten Schadensklasse eingestuft werden.

Immer wieder wird behauptet, der Klimawandel oder Witterungsextreme seinen für den Zustand der Wälder verantwortlich. Tatsache ist, daß gesunde Wald selbst extreme Hitzesommer wie jenen von 2003 unbeschadet überstehen. Auch der Borkenkäfer wird erst für kranke Wälder zur Gefahr. Da die Böden stark mit Schadstoffen belastet sind, fehlen den Wäldern gesunde Lebensgrundlagen. Der Bericht spricht zurecht von einer chronischen Destabilisierung.

Als zynisch muß es daher erscheinen, wenn in offiziellen Verlautbarungen ausschließlich von einer Notwendigkeit für vermehrte Waldkalkungen - also purer Symptomtherapie die Rede ist und keinerlei Ansätze erkennbar sind, die Ursachen anzugehen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Wald-AIDS im Jahr 2006
      Haupverursacher Landwirtschaft (25.01.07)

      Seehofer will die jährlichen
      "Waldschadensberichte" canceln (14.07.06)

      Der Wald hat AIDS
      "Rot-Grün" schaut zu (18.03.05)

 

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