Antike Esoterik verliert AnhängerInnen
Den "christlichen" Kirchen laufen die AnhängerInnen in Scharen davon. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, mußte bei der Eröffnung der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda folgende "schmerzliche" Zahlen präsentieren: Im Jahr 2008 traten 121.155 Mitglieder aus der katholischen Kirche aus. Dies ist gegenüber 2007 (93.667 Austritte) eine Steigerung um rund 29 Prozent. Im Jahr 2006 hatten 84.389 Mitglieder der katholischen Kirche den Rücken gekeht. Auch die protestantischen Kirchen klagen seit Jahren über ähnliche Verluste. Beim Kirchensteuer-Aufkommen ist für Ende 2009 ein drastischer Rückgang zu erwarten.
Vielfach gilt die Aufklärung als ein Projekt des 18. Jahrhunderts. Tatsächlich steht sie auch heute noch am Anfang. Emmanuel Kant hatte die Ziele der Aufklärung mit folgenden beiden Äußerungen umrissen: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" und "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen."
Während von vielen KommentatorInnen der Mainstream-Medien die Ursache für die Mitglieder-Verluste der "christlichen" Kirchen bei der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise und finanziellen Problemen der Menschen gesucht werden, verweist der Kirchenkritiker und Tübinger Theologen Hans Küng auf andere Gründe: Neben einer allgemeinen Säkularisierungstendenz gebe es in der katholischen Kirche viele kritische Punkte - etwa die Sexualmoral. Hinzu komme, daß die Kirche um des Zölibats willen Hunderte von Gemeinden ihrer Seelsorger beraube und Frauen als Kirchenmitglieder zweiter Klasse behandle.
Dies erinnert daran, daß die "christlichen" Kirchen neben einem hellinistischen Opfer-Ritus ("Auferstehung") und der Instrumentalisierung von Religion zur Herrschaftssicherung mit einer negativen Einstellung zu Frauen und zur Sexualität, die jeglicher Grundlage in den überlieferten Äußerungen des Jesus (Jeschuah) aus Galiläa entbehren, von Dogmen dominiert sind. Und diese Dogmen haben mit der ursprünglichen Lehre der Liebe nicht das Geringste zu tun. So stellt das dogmatische, engstirnige und in Anbetracht des Elends in Afrika inhumane Festhalten des gegenwärtigen Papstes Joseph Ratzinger am Verbot von Kondomen nur die Spitze des Eisberges dar.
Interessante und überraschende Ergebnisse lieferte eine im Auftrag der katholischen Bischöfe 1992/93 vom 'Institut für Demoskopie Allensbach' erstellte Studie. Diese kam - vor dem Hintergrund der damaligen Austrittswelle - zum Schluß, daß finanzielle Erwägungen lediglich ein "i-Tüpfelchen" bei einer Abkehr vom institutionellen "Christentum" sind. Als ursächlich wurde vielmehr aufgedeckt, daß sich immer mehr Katholiken immer weniger mit der Institution Kirche identifizieren. So nahmen im Jahr 1950 noch 50,4 Prozent der Katholiken am "Gottesdienst" teil, 2007 waren es laut Statistik nur noch 13,7 Prozent. Der Religionssoziologe Detlef Pollack von der Universität Münster sieht in dieser Entwicklung ein Zeichen "sinkender Religiosität". Positiv können diese Zahlen hingegen ebenso gut als emanzipative Entwicklung im Sinne der Aufklärung interpretiert werden. Für Feministinnen ist allerdings bitter, daß laut Statistik besonders die schlechter verdienenden Frauen in starkem Maße an kirchlichen Bindungen festhalten.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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