12.02.2007

Mobilfunk
Die Gefahren durch Handy
und Sendeanlagen

Zunächst ein wenig Grundlagenwissen: elektromagnetische Strahlung

Zwischen elektrischen und magnetischen Erscheinungen besteht ein enger Zusammenhang: der Elektromagnetismus. So erzeugt Strom ein Magnetfeld, und je mehr Strom durch einen Leiter fließt, umso stärker ist das Magnetfeld. Jeder elektrische Leiter ist von einem Magnetfeld umgeben, das gilt für die Hochspannungsleitung ebenso wie für das elektrische Haushaltsgerät.

Wenn man elektrische Ladungen beschleunigt, entstehen elektromagnetische Wellen. Im Unterschied zu Schall- und Wasserwellen durchqueren sie den Raum, ohne dafür einen materiellen Träger zu benötigen. Je nach Anzahl der Schwingungen pro Sekunde, können wir die elektromagnetischen Wellen unterschiedlich kategorisieren:
in niederfrequente Strahlung (bis 10 kHz),
hochfrequente Strahlung (bis 100 GHz)
und Infrarot, dh. Wärmestrahlung.
Danach schließt sich der sichtbare Bereich an, gefolgt von der nicht-ionisierenden Strahlung (Röntgen- und Gammastrahlen).

Während niederfrequente und optisch erzeugte Wellen natürlichen Ursprungs sind, werden Hochfrequenzen elektrisch erzeugt. Da sie ohne Trägermedium große Entfernungen überbrücken können, eignen sie sich sehr gut zur Übermittlung von Nachrichten.
Radio, Fernsehen und Mobilfunk nutzen dies, indem sie hochfrequent schwingende Felder im Rhythmus der niederfrequenten Schwingungen von Sprache, Musik oder ähnlichem modulieren und mit einem Empfangsgerät auf gleicher Frequenz wieder hörbar bzw. sichtbar machen.

Unser Körper ist von elektrischen Strömen durchflossen, die wir mittels EKG (am Herzen) oder EEG (im Gehirn) messen können. Diese Ströme haben rhythmische Verläufe. Auch schwache magnetische Eigenschaften findet man im menschlichen Körper und macht sie sich beispielsweise in der Kernspintomographie zunutze.

Gegen das Sonnenlicht hat der Körper im Laufe der Evolution einen Schutzmechanismus - dunkle Haut bzw. Bräunung - entwickelt. Aber gegen künstlich erzeugte elektromagnetische Felder hat weder unser Körper noch etwa der Körper von Tieren eine natürliche Schutzfunktion. In begrenztem Maße können wir elektromagnetische Felder verkraften - solange sie unseren körpereigenen Rhythmus nicht wesentlich und dauerhaft stören, uns nicht ihren Takt aufzwingen. Schwierigkeiten entstehen aber, wenn die Strahlung zunimmt - oder gepulste Strahlen - eventuell beides zugleich - auf uns einwirken.

Wie funktioniert Mobilfunk?

Bei der Mobilfunkstrahlung handelt es sich wie beim Licht um elektromagnetische Wellen. Sie benötigen zur Ausbreitung kein Trägermedium und breiten sich primär geradlinig aus. Treffen die Wellen jedoch auf Materie, so wird ein wesentlicher Unterschied offenbar: Der Lichtstrahl wird durch alle undurchsichtigen Gegenstände absorbiert und bleibt stets gebündelt. Mobilfunkstrahlen werden hingegen aufgrund der viel größeren Wellenlänge gebeugt, leicht reflektiert und nur von massiven Materialien absorbiert. Anders als das Licht erreichen Mobilfunkstrahlen fast jeden Winkel.

Einen gravierenden Unterschied brachte die Entwicklung des digitalen Übertragungsverfahren mit sich. Heute wird nicht mehr, wie früher beim analogen Verfahren, die Frequenz im Rhythmus des gesprochenen Wortes verändert. Stattdessen wird das kontinuierliche Sprachsignal des gesprochenen Wortes in einem festen Takt abgetastet. Die zu übertragenden Signale werden zu "Datenpaketen" zusammengefaßt. Damit können nun mehrere Teilnehmer gleichzeitig dieselbe Sendefrequenz nutzen. Mobilfunk heute arbeitet mit gepulster Hochfrequenz. Während eines Telefonats oder der Übertragung einer SMS sendet jedes Handy rund 217 mal pro Sekunde ein sehr kurzes hochfrequentes Signal an die Basisstation. Die Pause dazwischen wird von anderen Handys genutzt.

Handys treten niemals direkt miteinander in Kontakt, auch nicht, wenn sie sich direkt nebeneinander befinden. Sie kommunizieren ständig mit einer übergeordneten Funkstation, der Basisstation, dem Mobilfunksender. Die Information wird per Festnetzleitung oder Richtfunkstrecke zu einer übergeordneten Vermittlungsstelle und von dort aus zum Hauptverbindungscomputer des Netzbetreibers weitergeleitet. Dieser Computer weiß über die Standorte aller Handys Bescheid und kann das Gespräch bzw. die Textnachricht zur Basisstation des Empfängers durchstellen. Damit der Hauptvermittlungsrechner immer weiß, wo sich alle Handys befinden, sendet jedes Handy in regelmäßigen Abständen - also auch, wenn nicht telefoniert oder gesimst wird - ein Ortungssignal. Erfolgen keine nennenswerten Ortsveränderungen, so kann dies etwa alle halbe Stunde sein. In der Regel aber sind die Zeitabstände viel kürzer, etwa alle zehn Minuten.

Zu den strahlenden Sendemasten

In Deutschland gibt es rund 50.000 Mobilfunkstandorte, wobei an einem Standort oftmals mehrere Sender installiert sind. Im Zuge des Ausbaus des UMTS-Netztes sollen noch einmal rund 40.000 Standorte hinzukommen. Die GSM- und UMTS-Techniken werden noch auf Jahre hin nebeneinander bestehen, die von den Sendemasten ausgehende Strahlung wird dann zunehmen.

Haupt- und Nebenfunkkeulen

Die meisten Antennen strahlen mit starker Richtwirkung fast waagerecht - mit geringer Neigung nach unten - vom Standort ab. Ein Sender gibt bis zu 1236 mal pro Sekunde einen Impuls ab, und das rund um die Uhr. Gebäude, auf deren Dächern sich Mobilfunk-Basisstationen befinden, sind oft (aber nicht immer) weniger belastet als Nachbargebäude. Nicht selten werden auch in Kirchtürme Sendeanlagen eingebaut. Für AnwohnerInnen ist es ungünstig, wenn Sie einen freien Blick auf eine Basisstation haben und diese nicht weit entfernt auf etwa gleicher Höhe liegt. Das von dem Sender ausgehende elektromagnetische Feld wird gebündelt, was aber - anders als beim Licht - nur bedingt möglich ist. Es entstehen so genannte Nebenzipfel, auch "Nebenkeulen" oder "Funkkeulen" genannt, die nach oben und unten vom Hauptstrahl abgehen und ein wesentlicher Einflußfaktor für die tatsächliche Strahlungsstärke im direkten Umfeld einer Basisstation sind. Die einfache Formel "je weiter weg, desto weniger Strahlung" stimmt nur dann, wenn Sie sich im Hauptstrahlbereich der Sendeantenne befinden (bei den meisten Antennen auf einem Häuserdach rund 500 Meter entfernt).

Elektrosmog breitet sich also nicht wie eine Dunstglocke gleichmäßig über die Häuser aus, sondern ist aufgrund der starken Richtwirkung der Sendeantennen, der Abschottung und der Interferenzen mit anderen Sendern lokal sehr ungleichmäßig verteilt. Die Fachleute streiten noch, ob an den Schnittpunkten verschiedener Sender die Strahlungswerte "lediglich" addiert oder gar multipliziert werden müssen. Es ist damit äußerst schwierig, die Strahlungsstärke im Umfeld einer Basisstation zu prognostizieren. Die Strahlung mancher Sender kann noch mehrere Kilometer entfernt nachgewiesen werden.

Elektrosmog ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen "elektrisch" und "smog" zusammensetzt. Der Begriff "smog" (zusammengesetzt aus "smoke" - Rauch und "fog" - Nebel) entstand in England als Ausdruck für die gesundheitsschädliche Dunstglocke, die sich an nebligen Tagen über London bildete. Elektrosmog, also so etwas wie "elektromagnetischer Wellen-Nebel", ist kaum wahrnehmbar: Wir Menschen können ihn weder riechen, schmecken, sehen, hören noch tasten. Aber wir können seine Auswirkungen feststellen.

Besonders schlimm ist, daß eine Flucht vor der Strahlung für viele Menschen unmöglich ist. Sie sind der Strahlung ausgesetzt, ohne sie eigenverantwortlich steuern zu können - im Gegensatz zum Handy läßt sich der Sender nämlich nicht abschalten und trifft auch Menschen, die gar keine Mobilfunkdienste für sich in Anspruch nehmen wollen. Besonders die Bestrahlung während der Ruhephasen, die wie der Schlaf der Regeneration des Körpers dienen, beeinträchtigt die Gesundheit.

Die Netzagentur (ehemals: Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, RegTP) betreibt eine Datenbank mit allen Standorten von Mobilfunkantennen, inklusive der gemessenen Strahlenemission. Doch Vorsicht: die Datenbank kann mit ihren Informationen bis zu zwei Jahre hinterherhinken, gibt nicht immer exakte Auskunft und ist zuweilen widersprüchlich. Die Messungen erfassen nur die Strahlungsstärke zu einem bestimmten Zeitpunkt und berücksichtigen nicht, daß es je nach Anzahl der abzuwickelnden Gespräche Phasen hoher und geringerer Strahlung gibt. Die Bundesnetzagentur mißt außerdem nur in Bodennähe und außerhalb von Wohnungen.

Zudem ist es nicht schwierig, die äußerst hohen für Deutschland geltenden Grenzwerte einzuhalten. Vorsorgewerte gibt es in unserem Land nicht, aber Empfehlungen selbst von Seiten der Mobilfunkbefürworter. So empfahl Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), bereits im Jahr 2001: "Ich halte es für notwendig, Standorte zu vermeiden, die bei Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern zu erhöhten Feldern führen - Eltern sollten ihre Kinder möglichst von dieser Technologie [dem Mobilfunk] fernhalten." (Berliner Zeitung vom 31.7.2001)

Die Annahme, weniger Sendemasten bedeuteten mehr Sendeleistung und damit eine höhere Belastung, stimmt nicht. Wir sind derart überversorgt, daß schlimmstenfalls der Handy-Empfang bis in die Tiefgarage nicht mehr garantiert werden könnte.

Zu den Grenzwerten

"Auf der Grundlage des derzeitigen Erkenntnisstandes ist es unmöglich, das Risiko elektrosensibler Reaktionen für die Allgemeinbevölkerung, die sich aus sensiblen und nicht-sensiblen Personen zusammensetzt, abzuschätzen oder gar in Empfehlungen für Grenzwerte umzusetzen." (Aus einer Studie des Ecolog-Instituts im Auftrag der T-Mobile, April 2000)

Wenn PolitikerInnen einen Grenzwert formulieren, gehen sie von einer Gefahr für die Gesundheit aus. Leider sind Grenzwerte Verhandlungssache, oftmals Kompromisse zwischen verschiedenen Interessensgruppen. Sie markieren nicht unbedingt die Schwelle der Gefährdung, sondern können Betroffenen allenfalls eine Handhabe bieten, gegen den Verursacher juristisch vorzugehen.

Die Grenzwerte der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICNIRP) für elektromagnetische Felder, auf denen die deutschen Grenzwerte basieren, beziehen sich auf die Wärmestrahlung. Handystrahlung wirkt ähnlich wie ein Mikrowellenofen, der alles, was Wasser enthält, erwärmen kann. Bei der ICNIRP handelt es sich um einen eingetragenen Verein in Bayern, dessen Schlußfolgerungen schon 1999 als wissenschaftlich falsch widerlegt wurden (die international anerkannte Widerlegung von Neil Cherry, Lincoln Universität Neuseeland, ist unter www.buergerwelle.de vollständig zugänglich). Neil Cherry kam - wie auch andere Regierungen - zu dem Schluß, daß das ICNIRP die Belastungs-Grenzwerte um viele Größenordnungen zu hoch angesetzt hat. Angela Merkel unterzeichnete damals als Bundesumweltministerin die 26. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, in der die Richtlinien des ICNIRP trotz der nachgewiesenen Fehlerhaftigkeit fast vollständig übernommen wurden. Diese Verordnung wurde zuletzt im April 2005 von der "rot-grünen" Bundesregierung unter Gerhard Schröder bestätigt.

Wirkungen, die nicht auf dem Wärmeeffekt beruhen, wurden vom ICNIRP gar nicht berücksichtigt. Der gefährliche Faktor ist jedoch gerade die Pulsung, welche die im Menschen selbst vorhandenen elektrischen Signale stören und so zu schweren Krankheiten führen kann. So fordern etwa das ECOLOG-Institut in Hannover und das Nova-Institut in Hürth eine Reduktion um etwa den Faktor 1000 - der ohne große Qualitätseinbußen für Handy-Nutzer realisierbar wäre.

Die meisten Standortbescheinigungen für Mobilfunksender werden von der Bundesnetzagentur - sozusagen: "auf dem Papier" - ausgestellt, das heißt eine Messung hat im Vorfeld nicht stattgefunden, und damit wird das Zusammenwirken vieler Strahlungsquellen gar nicht berücksichtigt. Selbst wenn eine Messung vorgenommen wird, stellt sich oftmals heraus, daß die deutschen Grenzwerte eingehalten, sogar unterschritten werden. Das liegt daran, daß es sich dabei nicht um Vorsorge-Grenzwerte handelt, sondern nur um eine Absicherung der Mobilfunkbetreiber gegen juristische Ansprüche von Geschädigten.

Hier einige Grenzwerte und Empfehlungen für Mobilfunk:
Die Angaben der Signalstärke sind in mW/m² - Milliwatt pro Quadratmeter)
Grenzwert Deutschland
10.000
Vorsorgewert
Italien, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Rußland, China
100
Ecolog-Institut, Nova-Institut, Wien (2001, Anlagen auf städt. Gebäuden)
10
Öko-Test 1999, Salzburger Resolution (2000, außen), Bund für Umwelt und Naturschutz 2001
1
Salzburger Vorsorgewert (2002, außen)
0,01
Salzburger Vorsorgewert (2002, innen)
0,001

Zum Vergleich:
DECT-Telefon in 1,5 Meter Entfernung
10
Mindestpegel für Telefonate
0,000 000 1 (also ein Zehnmillionstel mW/ m²)

CT-Telefone und W-LAN

Bereits im Frühjahr 1996 machte die Zeitschrift Öko-Test auf die Gefahren aufmerksam, die von Telefonen mit DECT-Standard ausgehen. Dieser Standard ist nur in Europa erlaubt und in Deutschland sehr verbreitet. Von Telefonen mit DECT-Technik geht wie von Mobilfunksendern gepulste Strahlung aus - meistens sogar stärkere. Und das permanent, auch wenn nicht telefoniert wird und auch, wenn das Schnurlostelefon in der Basisstation liegt. Dabei kann das Telefon bzw. beim Schnurlostelefon die Basisstation bis zu 300 Meter weit strahlen - Ihr Nachbar hat also möglicherweise auch noch etwas davon. Die beobachteten Schäden ähneln denen, wie sie bei einer Exposition im Umfeld von Mobilfunksendern beobachtet werden.

"Bei einigen wenigen Schnurlostelefonen der neuesten Generation verzichten die Hersteller auf den problematischen dauerhaften Sendebetrieb. Dennoch: Auch diese Geräte sind nicht der Weisheit letzter Schluß. Alle von uns untersuchten DECT-Telefone strahlen weiter fröhlich vor sich hin.", so das Ergebnis des Tests in ÖKO-TEST Februar 2006, Telefone, DECT.

Die Annahme, nur schnurlose Telefone arbeiteten mit diesem Standard, stimmt leider nicht. Auch schnurgebundene Telefone können diese Technik eingebaut haben - und müssen dies noch nicht einmal im Benutzerhandbuch deklarieren. Auch der Begriff analog bietet keine Sicherheit dafür, daß Sie ein Telefon ohne die schädliche Technik haben. Wenn Sie sicher sein wollen, daß Ihr Telefon nicht strahlt, hilft nur eine Strahlenmessung (oder die Verwendung eines "Uralttelefons"). Diese Irreführung und mangelnde Deklaration sollte die Verbraucherzentralen alarmieren. Übrigens sind DECT-Telefone nicht nur gesundheitsschädlich, sondern auch wahre Stromfresser (da freut sich Siemens gleich doppelt).

Telefone mit dem CT1+-Standard werden oft als Alternative genannt, da sie nicht permanent, sondern nur während eines Telefonats, strahlen. Sie sind aber nicht strahlungsfrei, sondern strahlungsarm - was ein relativer Begriff ist. Sie sind nur dann zu empfehlen, wenn Sie nicht auf den Komfort des Schnurlos-Telefons verzichten möchten.

Auch die schnurlose Anbindung des Computers an das Internet, der W-LAN, sendet unregelmäßig gepulste hochfrequente Signale. Gerade in Wohnungen und am Arbeitsplatz haben Sie mit dem Festnetzanschluß eine fast genauso bequeme Alternative.

Generell sollten Sie mit allem vorsichtig umgehen, was Daten nicht per Kabel, sondern per Funk überträgt. Das gilt auch für Babyphone, die noch dazu in der Nähe der besonders sensiblen Säuglinge aufgestellt werden.

Das heiße Problem der sich angeblich widersprechenden Studien

Noch im April 2005 hat die damalige Bundesregierung erklärt: "Die geltende 26. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes berücksichtigt alle wissenschaftlich nachgewiesenen, gesundheitlich relevanten Wirkungen. Die Grenzwerte reichen nach dem derzeitigen Kenntnisstand aus, um diese nachteiligen Wirkungen auszuschließen. Die Bundesregierung prüft kontinuierlich, ob dieses Ziel in Anbetracht der neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnisse tatsächlich erreicht wird." (Bundestagsdrucksache 15/5415 S. 22)

Generell ist es unmöglich, die Unschädlichkeit von Strahlung nachzuweisen. Studien, die die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Menschen und Tieren untersuchen, liegen schon seit Jahren vor. Es gibt bisher keine Studie, die zeigt, daß es keinen Zusammenhang gibt.

Im Gegenteil: es gibt zahlreiche Studien, die den Nachweis erbringen, daß die gepulste Strahlung Gesundheitsschäden an Mensch und Tier hervorruft. Übrigens wiederholt Siegfried Zwerenz, Vorsitzender des Vereins Bürgerwelle e. V., diese Aussagen schon seit Jahren in Buchveröffentlichungen, Medien und auf Vorträgen. Es gab deswegen noch keine Unterlassungsklage seitens der Mobilfunkbetreiber, die ihn gerne als Lügner hinstellen. Eine Klage wäre nicht haltbar (und aus Sicht der Mobilfunk-KritikerInnen sogar wünschenswert, da sie das Thema endlich in die Gerichte und die Schlagzeilen bringen würde...). Warum werden also die vorhandenen Studien von der Bundesregierung nicht ernst genommen? Und mit welchen Argumenten?

Zum Vorwurf, die Studien seien nicht reproduziert worden und könnten daher nicht als wissenschaftlich haltbar gelten:
Vielfach wurden Mobilfunk-kritische Studien vom wissenschaftlichen Team, das sie erstellte, eigens Fachkollegen, die Studien für die Gegenseite produzieren, vorab zur Überprüfung vorgelegt. In keinem Fall der von uns hier im folgenden genannten Studien konnten Mängel an der wissenschaftlichen Vorgehensweise nachgewiesen werden. Stattdessen wird von der Mobilfunk-Industrie mit einer Flut von Gegengutachten geantwortet. Diese sogenannten Persil-Gutachten haben meist einen ganz anderen Untersuchungsgegenstand oder sie werden rechtzeitig vor der Veröffentlichung von unliebsamen Fakten gereinigt.

Auch die ForscherInnen am am Max-Planck-Institut in Golm bei Potsdam legten eine Studie zum Mobilfunkt, die erschreckende Ergebnisse zu Tage brachte, zwei Kollegen zur Gegenprüfung vor. Sie ließen die Experimente von zwei Professoren von der FU Berlin und der Universität Leipzig überprüfen, von denen einer auch für Firmen der Handy-Branche arbeitet. Ergebnis: Keine Beanstandungen.

Diese Studie, die im August 2006 veröffentlicht wurde, zeigt auf, daß menschliche Zellen beim Telefonieren mit dem Handy viel stärker erhitzt werden als bisher angenommen. Die ForscherInnen vom Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm bei Potsdam bewiesen, daß die Strahlung von Handys beim Telefonieren die Synapsen im Gehirn aufheizt. Und nicht etwa wie bisher angenommen um höchstens ein Grad, sondern auf 100 Grad. Der Direktor des Instituts, Professor Markus Antonietti sagte hierzu: "Da wird hundertmal so viel Energie absorbiert wie bisher gedacht. Das ist ein Horror." Doch er fügte vorsichtig hinzu: "Die Mobilfunkindustrie hat gute Anwälte." Doch zumindest sei nunmehr geklärt, auf welche Weise die bereits bekannten Zellschädigungen zustande kommen. Allerdings führt nicht jede DNA-Schädigung zu Krebs. Jede menschliche Zelle muß täglich mehrere tausend DNA-Schädigungen verschiedenster Ursachen bewältigen. Allein rund 200 Gene haben die Aufgabe, solche Reparaturen zu steuern. Die Art der Schädigung ist also der entscheidende Punkt, an dem weiter geforscht werden muß.

Kann bis dahin also weiterhin munter das Handy benutzt werden? Wenn Antonietti dieser Tage Vorträge vor KollegInnen an anderen Universitäten hält, erfährt er oft in persönlichen Gesprächen, daß WissenschaftlerInnen privat nicht unbedingt rational handeln. Antonietti sagt: "Manche von denen telefonieren jetzt weniger."

Zur Abhängigkeit von WissenschaftlerInnen

Die große Mehrheit der ForscherInnen, die heutzutage von ihrer Kompetenz wie auch von der Loborausstattung überhaupt in der Lage sind, Studien zur Mobilfunk-Problematik zu erstellen, werden unter kritischen FachkollegInnen als "pet scientists" bezeichnet - zu deutsch: Haustier-Wissenschaftler. Große Konzerne halten sich einen Stab an WissenschaftlerInnen wie Haustiere, für die ähnlich wie für den kleinen Hund in der alten Grammophonwerbung gilt: "His Masters Voice" - "die Stimme seines Herrn".

Zum Problem der Langzeitwirkung:

Viele Studien werden über einen relativ kurzen Zeitraum durchgeführt. Einige Tage, Wochen oder Monate sind für die Beobachtung von Entwicklungen von Krankheiten wie Krebs nicht ausreichend. Erste Krankheitsanzeichen wie Kopfschmerzen, Unwohlsein und ähnliches können von Tieren nicht geäußert werden, was nicht bedeutet, daß es sie nicht gibt. Die durchgeführten Kurzzeitstudien zeigen dennoch alarmierende Ergebnisse: So wurde in der von den Mobilfunkbetreibern finanziell unterstützten "Rinderstudie" eindeutig festgestellt, daß die Rinder schon nach kurzer Bestrahlung Verhaltensveränderungen zeigten, die auf eine "chronische Streßsituation" zurückzuführen waren. Leider interpretierte der bayrische Umweltminister Schnappauf die Studie in den Medien falsch, und die Richtigstellung seitens der Wissenschaftler wurde ignoriert. Anstatt eine Folgeuntersuchung in Auftrag zu geben, schweigt man lieber über das Ergebnis. Es gibt keine Langzeitstudien zu der Auswirkung von Mobilfunkstrahlung auf Mensch oder Tier - und auch keinen staatlichen Auftrag dafür.

Die REFLEX-Studie

REFLEX ist der Kurzname für das von der EU geförderte Forschungsvorhaben "Risk Evaluation of Potential Environmental Hazard from Low Energy Electromagnetic Field Exposure Using Sensitiv in vitro Methods". Die alamierenden Ergebnisse wurden bereits im Sommer 2003 vorgestellt und nicht angezweifelt, da zwölf renommierte Forschergruppen der Universitäten Bologna, Bordeaux, Mailand, Wien, Zürich, Berlin und Hannover sowie fünf nichtuniversitäre Forschungszentren zu einem eindeutigen Ergebnis kamen. Die Forscher untersuchten den Einfluß von elektromagnetischen Feldern niedriger Energie auf biologische Systeme.

Dazu wurden Zellkulturen im Reagenzglas Handystrahlung ausgesetzt. Die Forscher arbeiteten mit Feldstärken unterhalb des in Deutschland geltenden Grenzwertes und kamen trotz unterschiedlicher Nachweismethoden zum gleichen Ergebnis: Bereits ab einem SAR-Wert von 1,3 W/kg (der deutsche Grenzwert liegt bei 2 Watt pro Kilogramm) kam es zu Einfach- und Doppel-Strangbrüchen der DNA, des Erbguts.

"Gefährlich sind vor allem die Doppelstrangbrüche, weil sie vom Körper oft falsch repariert werden", erklärte der leitende Prof. Adlkofer, und wies darauf hin: "Veränderungen am Erbgut führen in der Regel zu Krebs". Außerdem machten die Forscher eine erstaunliche Entdeckung: Sind Zellen bereits geschädigt, wird dies durch den Einfluss der Strahlung um ein Vielfaches verstärkt.

"Seit 40 Jahren gilt die Lehrmeinung, daß elektromagnetische Felder zu schwach sind, um das Erbgut zu verändern", sagte Adlkofer, "Unsere Ergebnisse haben jetzt das Gegenteil gezeigt."

Mobilfunkbefürworter halten den Forschern vor, daß die festgestellte Schädigung der Zellkulturen im Reagenzglas nicht direkt auf das komplexe biologische System Mensch übertragen werden könne. Fest steht aber, daß jedes Medikament bei solch einer Zweifelhaftigkeit sofort vom Mark genommen und eine Folgeuntersuchung veranlaßt werden würde. Warum reagiert die Bundesregierung hier nicht?

Die Augenkrebsstudie

Seit 2001 liegt eine bisher nicht widerlegte Studie der Universität Essen vor, die einen Zusammenhang zwischen der häufigen Benutzung von Handys und Augenkrebs belegt. In der Studie wurden 118 Krebspatienten der Universitäts-Augenklinik mit einer Kontrollgruppe aus 475 nicht an Augenkrebs leidenden Menschen verglichen. Dabei stellte sich heraus, daß Melanom-Patientinnen und -Patienten signifikant häufiger das Handy benutzten als die Menschen der Kontrollgruppe. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift 'Epidemiology', Bd. 12, Januar 2001 veröffentlicht.

Eine Gegenstrategie der Mobilfunk-Industrie scheint darin zu bestehen unter Jugendlichen Witze zum Thema Handy und Augenkrebs zu verbreiten. So wimmelt es auf einschlägigen Seiten im Internet nur so von coolen Sprüchen wie "Endlich kein Augenkrebs-erregendes grün und blau mehr, sondern schön schwarz..." Solche hirnverbrannten Sprüche zum Design von Handys sind im Internet in allen Variationen zu finden.

Die UMTS-Studie

Die Erkenntnisse zu den Auswirkungen von UMTS-Strahlung sind bislang gering. Das, was man weiß, verheißt aber nichts Gutes. Eine von drei niederländischen Ministerien (Wirtschaft, Gesundheit und Telekommunikation) beauftragte Studie zeigte 2003 deutliche negative Auswirkungen von UMTS-Feldern auf Menschen. Getestet wurde eine Strahlenbelastung von nur einem Tausendstel der in Deutschland zulässigen Bestrahlung. Ein Wert, wie er üblicherweise mindestens innerhalb von Wohnungen mit nahe gelegenen Sendeanlagen auftritt. Dabei litten elektrosensible Personen besonders, z. B. unter Schwindel, Unwohlsein, Nervosität, Brustschmerzen, Atemnot und Konzentrationsstörungen. Bei Personen, die normalerweise nicht elektrosensibel reagierten, wurden Anzeichen erhöhter Gehirnaktivität festgestellt, und die Personen litten schon nach 15 Minuten Bestrahlung an Übelkeit und Kopfschmerzen. Das Bundesamt für Strahlenschutz bewertete die Studie als "von einem renommierten Forschungslabor sorgfältig durchgeführt", verschweigt aber dessen Schluß: Das niederländische Wirtschaftsministerium bewertete die Ergebnisse als "alarmierend".

Soziale Verarmung

Soziologen, Pädagogen, und Eltern klagen: Unsere Kinder sind zunehmend kontaktarm und unzuverlässig. Wo man sich früher traf, wird heute telefoniert oder gesimst. Wo man früher eine feste Absprache traf und diese einhalten mußte, um sich nicht zu verfehlen, ruft man sich heute spontan per Handy zusammen - oder auch nicht, sagt nämlich das Treffen kurzfristig ab. In öffentlichen Verkehrsmitteln und auch auf einigen Pausenhöfen ist es heute schon ein gewohnter Anblick, wenn Jugendliche nur noch auf ihr Handy stieren. Körperlichen Erfahrungen im Kindesalter wird immer weniger Beachtung geschenkt. Schon seit Jahren wird in zunehmendem Maße beim Thema Fernsehkonsum von einer Verarmung der Sinne und einer Überforderung der Kinder gesprochen. Das Handy muß als Verstärker dieser Entwicklung angesehen werden. WissenschaftlerInnen stellen Krankheiten wie Hyperaktivität immer öfter in Zusammenhang mit Mobilfunk - der körperlichen und sozialen Auswirkungen wegen.

Prof. Dr. Karlheinz A. Geißler, Wirtschaftspädagoge, analysierte unsere Gesellschaft als von Hochgeschwindigkeit- und Simultanaktionen geprägt, deren wichtigstes Instrument das Handy sei. In diesem Zusammenhang machte er klare Anzeichen mangelnder gesellschaftlicher Integration aus (FAZ vom 28.07.2005). Spannend wird die Betrachtung der weiteren Entwicklung: wieviel Rücksicht nehmen diejenigen, die sämtliche Mobilität nutzen wollen, auf diejenigen, die dies nicht vertragen? ...und auf Tierwelt und Natur, die den Gefahren ausgesetzt sind, ohne vor Schäden warnen zu können, die sich erst in Jahren oder Jahrzehnten zeigen. Warnendes Beispiel ist der Klimawandel.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Handy frittiert Gehirn
      Max-Planck-Forscher: 100 Grad in der Zelle (21.08.06)

      Vor vollendete Tatsachen gestellt:
      Mobilfunkanlage im benachbarten Kirchturm (22.10.05)

      Erhöhte Krebsrate
      im Nahbereich von Strom-Masten (5.06.05)

      Handy auf dem flachen Land
      - hohes Hirntumor-Risiko (17.05.05)

      Langzeit-Studie bestätigt
      Gesundheitsrisiken von Handys (21.12.04)

      Gehirnschäden
      durch Handy und Föhn (22.02.04)

      Krebs durch Mobilfunk ? (7.08.03)

      Aktuelle schwedische Studie:
      Handys gefährlicher als bisher vermutet (25.05.03)

      Handy-Fieber (29.12.01)

      Handys und Augenkrebs (25.01.01)

      Handys
      - Beweise für die Schädlichkeit? (30.12.2000)

 

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