Der Energie-Konzern betreibt weiter Naturzerstörung für Braunkohlenbergbau
Viele sind immer noch der Ansicht, daß Tierarten, die vom Aussterben bedroht
sind, in Deutschland geschützt seien. Sie stünden doch schließlich auf der
'Roten Liste'. Doch auf dieser Liste werden sie auch noch verzeichnet sein, wenn
kein lebendes Exemplar mehr zu finden sein wird. Einen effektiven Schutz gibt es
in Deutschland nämlich nicht wie das Beispiel der Rotbauchunke zeigt.
Amphibien sind in Deutschland nach wie vor durch die Zerstörung ihrer
natürlichen Lebensräume bedroht: Fast ein Drittel aller Amphibienarten stehen
unmittelbar vor dem Aussterben.1
In Deutschland zählt hierzu der Froschlurch Rotbauchunke. Unken
gehören allerdings weder zu den Fröschen, noch zu den Kröten. Von ihnen gibt es
in Deutschland die noch relativ zahlreich vorkommende Gelbbauchunke und die nur
noch in wenigen Populationen existierende Rotbauchunke. Beide Arten sind sehr
flach, auf der Oberseite braun gefärbt und an der Unterseite farblich ähnlich
wie Salamander schwarz-gelb beziehungsweise schwarz-rot gezeichnet.
Die Gegend um Lacoma in der Lausitz, im Bundesland Brandenburg, ist eines der
letzten größeren Vorkommen der schon lange auf der 'Roten Liste' verzeichneten und
zudem akut vom Aussterben bedrohten Rotbauchunke. Sicher handelt es sich um das
größte Rotbauchunken-Biotop in Brandenburg und vermutlich auch in ganz
Deutschland. Während die meisten Populationen bis auf wenige Tiere geschrumpft
und zudem durch landwirtschaftliche, industrielle und Siedlungsflächen isoliert
und von Straßen durchschnitten sind, lebt bei Lacoma auf engem Raum neben der
Rotbauchunke zudem noch der Laubfrosch, der Moorfrosch und etliche grüne
Verwandte, die seltene Knoblauchkröte und die Wechselkröte - insgesamt fast alle
einheimischen Amphibienarten. Es geht nicht allein um drei geschützte
Amphibienarten, sondern um ein Jahrhunderte altes erhaltenes Ökosystem, das vom
Kleinkrebs bis zum Totholzkäfer mehr als 150 Rote-Liste-Arten beherbergt.
Die Auseinandersetzung um den Braunkohletagebau mit dem Energie-Konzern
Vattenfall dauert nun schon etliche Jahre an. Bekanntlich ist die Stromerzeugung
mit Braunkohle die mit Abstand klimaschädlichste. Ausgerechnet der Chef des
Energie-Konzerns und AKW-Betreibers Vattenfalls, Lars Göran Josefsson, ist
klimapolitischer Berater von Bundeskanzlerin Merkel.
Vattenfall erklärt den Terror gegen Natur und widerständige BewohnerInnen zwar
immer wieder mit "Zufall" und "Versehen", doch erscheint dies nach einer
gewissen Zahl an Wiederholungen immer weniger glaubwürdig. So wurden mal hier
Obstbäume in einem privaten Garten "versehentlich" gefällt, mal eine Dorfkirche
abgerissen, um die BewohnerInnen zum Wegziehen zu drängen, oder auch Gehölze,
unter denen sich Amphibien während des Winterschlafs verstecken, außerhalb der
zulässigen Zeiten gerodet.
Vattenfall zerstört die Umwelt mit verbrecherischer Rücksichtslosigkeit Am 20.
August hat Vattenfall einen Graben im Gebiet der Lausitzer Seen abriegeln
lassen, obwohl zur Zeit ist eine Verfassungsbeschwerde mehrerer
Umweltorganisationen gegen die Pläne des Konzerns anhängig ist. Wenige Tage
nachdem das Wehr geschlossen wurde, ist das Grabenbett nunmehr vollständig
ausgetrocknet. Zudem wurde ein Absperrdamm in das Bett geschoben.
Der zwei Kilometer lange Abschnitt bis zum sogenannten Donauwehr ist nun
ausgetrocknet, viele Wasserlebewesen verendeten. Dennoch ist diese Form der
Zerstörung nicht endgültig, da der Graben wieder gefüllt und besiedelt werden
kann. Erst falls ab dem 16.September, dem offiziellen Ende der
Vegetationsperiode, das "Vorfeld" durch Fällen und Roden der Gehölze beräumt
wird, wäre das nicht wieder rückgängig zu machen. Doch der Vattenfall-Konzern
hat in der Vergangenheit bereits des öfteren bewiesen, daß er seinen
Profit-Interessen alles andere unterordnet und immer wieder versucht, vollendete
Tatsachen zu schaffen.
"Der Hammergraben muß so schnell wie möglich wieder gefüllt werden. Vattenfall
darf an diesem unsinnigen Vorhaben nicht festhalten: Ein besonders
klimaschädliches Kraftwerk soll eine besonders wertvolle Landschaft auffressen -
für den geringsten Arbeitsmarkteffekt aller Tagebauprojekte in Deutschland."
sagt René Schuster von der Umwelt-Organisation 'Grüne Liga'.
Laut Schuster zeigt sich bereits jetzt, daß Vattenfalls Maßnahmen, die
vorgeblich zum Schutz der Umgebung ergriffen habe, nicht funktionieren. Ein gar
nicht für die Abbaggerung vorgesehener benachbarter Teil des sogenannten
Hammergrabens liege nun bereits seit mehreren Tagen trocken.
Betroffen von der Trockenlegung ist ein Abschnitt von etwa zwei Kilometer Länge.
Der Zufluß zu den Lacomaer Teichen besteht derzeit aber noch. Im Falle eines
Erfolges der Verfassungsbeschwerde müßte der gesamte Graben wieder gefüllt
werden, was technisch möglich ist. Baumfällungen sind grundsätzlich vor dem 16.
September nicht zulässig.
Den Abschnitt des Hammergrabens zwischen den Peitzer Teichen und dem geplanten
Abbaugebiet wollte Vattenfall nach eigenen Verlautbarungen erhalten und von
Norden mit Wasser versorgen. Er liegt bereits seit mehreren Tagen trocken,
obwohl Auswirkungen des Tagebaus auf diesen Raum nicht zulässig sind.
Die gerichtlichen Verfahren zur Rettung der Lacomaer Teichlandschaft werden auch
von den Umweltorganisationen NABU, BUND und 'Robin Wood' unterstützt.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe auch unseren Artikel:
Beschleunigtes Amphibiensterben
Ein Drittel aller Amphibien vom Aussterben bedroht (8.03.07)
Siehe auch unsere Artikel zu Lacoma:
Vattenfall zerstört Umwelt mit verbrecherischer Rücksichtslosigkeit
(29.08.07)
Vattenfall betreibt weiter Naturzerstörung für Braunkohlenbergbau
(20.08.07)
'Terror von Vattenfall in der Lausitz' (19.03.05)
'Vattenfall-Braunkohle frißt Natur und Dörfer'
Ausweitung des Tagebaus in der Lausitz
bedroht weitere Dörfer bei Cottbus (28.02.05)
'Vattenfall in Lacoma von Polizei gestoppt' (11.12.04)
'Lacoma. Häuserübergabe verweigert' (4.12.04)
'Horno. Energie-Konzern sprengt Kirche' (1.12.04)
'Betrugsvorwürfe gegen Vattenfall' (17.06.04)
'Lacoma: Klage gegen Vattenfall eingereicht' (7.06.04)
'Lausitzer Teichlandschaft wird weiter zerstört' (2.06.04)
'Hungerstreik für Lacoma' (19.03.04)
'Hungerstreik, Räumung und Abrisse in Lacoma' (23.02.04)
'Robin-Wood-Aktion für Lacoma' (21.12.03)
'Lacoma: Abriß begonnen' (18.10.03)
'Lacoma und Rotbauchunke kämpfen' (12.10.03)
'Lacoma und Rotbauchunke weiterhin bedroht' (15.08.03)
'Energie-Multi gegen Lacoma und Rotbauchunke' (9.08.03)