1.01.2009

Renommierter Agrar-Ökomom
warnt vor Agro-Sprit

Nahrungsmittelpreise steigen,
Hungersnöte werden provoziert

Der renommierte Agrar-Ökomom Stefan Tangermann warnt vor negativen Folgen der massiven politischen Förderung von Agro-Treibstoffen. In diesen Bereich fließen wegen der Angst der Automobil-Konzerne und Öl-Multis vor der Energie-Wende weit größere Beträge als in die Förderung regenerativer Energien wie Wind, Sonnenenergie und Wasserkraft. Tangermann fordert von den Regierungen einen Stop der Förderung von Agro-Treibstoffen.

Bei einem anhaltenden Trend zu Agro-Treibstoffen und der damit verbundenen Subventionierung von Atomenergie und Kohle, gegen deren gigantisches Volumen die Förderung von Wind, Sonnenenergie und Wasserkraft als Alibi-Politik offensichtlich wird, werden die VerbraucherInnen in den Industrienationen mit massiv steigenden Preisen für Nahrungsmittel rechnen. "Etwa ein Drittel der für die nächsten Jahre zu erwartenden Preisanstiege bei Getreide und pflanzlichen Ölen wird auf das Konto von Bio-Sprit gehen", warnte Agrar-Ökonom Stefan Tangermann gegenüber der 'Welt' (heutige online-Ausgabe).

Tangermann ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundesernährungsministeriums und war bis vor kurzem Direktor für Handel und Landwirtschaft bei der OECD. "Die zunehmende Produktion von Bio-Sprit braucht mehr und mehr landwirtschaftliche Rohstoffe, und das heizt die Nachfrage und die Preise an", so Tangermann. Zwar sind Milch, Zucker, Gemüse und andere Lebensmittel in den vergangenen Wochen insgesamt wieder etwas billiger geworden. Die Banken-Krise hat dazu beigetragen, daß auch die Blase an den Agrarmärkten geplatzt ist. "Für viele arme Menschen in Entwicklungsländern bedeutet das noch mehr Hunger als früher."

Vor kaum einem Jahr hatten dramatisch steigende Preise für Agrarprodukte zu einer weltweiten Nahrungsmittelkrise geführt. In vielen Ländern, von Mexiko bis Indonesien, hatte es zum Teil blutige Proteste gegen die drastische Verteuerung von Mais und Reis gegeben. In vielen Ländern wie beispielsweise Brasilien setzen die Regierungen zudem auf Bio-Sprit - angeblich um das Klima zu schonen.

Auch beim derzeitigen Stand der Weltbevölkerung ist es keine Frage, daß genügend Nahrungsmittel produziert werden, um alle ernähren zu können. Es handelt sich daher nicht um ein Machbarkeits-, sondern um ein Verteilungsproblem.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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