10.07.2003

Bienentod durch Imidacloprid
Bayer-Konzern verliert Prozeß

Welchen Anteil das Insektizid Imidacloprid, das unter dem Namen "Gaucho" unter anderem vom Bayer-Konzern vertrieben wird, am aktuellen Bienensterben1 in Deutschland hat, ist noch ungeklärt. In Frankreich hatte ein ähnlich starker Verlust bei den Bienenvölkern Ende der 90er Jahre zu einem Verbot des Insektizids zumindest auf den Sonnenblumen- Feldern geführt. Die Jahresproduktion der Imker war von 32.000 auf 25.000 Tonnen gefallen. In Deutschland sind dagegen allein in diesem Jahr Einbußen von mehr als 50 Prozent zu erwarten.

Allerdings konnten die Imker in Frankreich einen viel größeren Druck entfalten, da es sich dort überwiegend um professionelle Imkereien handelt, während in Deutschland die Hobby-Imker überwiegen, denen es zudem an einer starken Verbindung zur politischen Umweltschutzbewegung mangelt. In Frankreich kam es immer wieder zu öffentlichkeitswirkamen Protesten. Der ehemalige Vizepräsident des französischen Imkerverbandes, Maurice Mary, war einer der bekanntesten Organisatoren. Maurice May, mit seinen inzwischen 76 Jahren eine imposante und rustikale Erscheinung, bezeichnete "Gaucho" als Hauptursache des wie auch in Deutschland lange als "rätselhaft" bezeichneten Bienensterbens.

Der Bayer-Konzern verklagte Maurice May und wollte ihn zum Schweigen bringen. Die Advokaten des Konzerns machten beim Prozeß in Châteauroux geltend, bislang gebe es "keinen wissenschaftlichen Beweis" für Gefahren durch "Gaucho". Die Zahl der Bienen sei zudem weiter gesunken, nachdem der Einsatz des Giftes in Sonnenblumen-Feldern 1999 verboten worden sei. Daß das Bayer-Insektizid weiterhin auf anderen Feldern eingesetzt wurde und nachweislich bis zu drei Jahre im Boden verbleibt, wobei es auch ohne Spritzungen von Pflanzen wieder aufgenommen wird, wollten diese Advokaten gerne unerwähnt lassen.

Nun kam das Gericht zum Urteil, der Bayer-Konzern habe Maurice Mary zu Unrecht der Verunglimpfung bezichtigt. Bayer wurde zur Zahlung von 2000 Euro Gerichtskosten an den Bienenzüchter verurteilt. Es wird deshalb noch lange nicht eng für den Konzern. Erst Anfang dieses Jahres hatte die Regierung in Paris den Einsatz des Insektizids auf Mais-Feldern für zulässig erklärt. Allerdings sollen gesonderte Zonen eingerichtet werden, in denen "Gaucho" nicht genutzt wird, um wissenschaftliche Vergleiche zu ermöglichen.

Nach Angaben von Bayer wurden "Gaucho" und andere Produkte mit dem Wirkstoff Imidacloprid seit 1991 auf den Markt gebracht. Inzwischen werden sie in etwa 120 Ländern eingesetzt und sind mit einem Jahresumsatz von mehr als 600 Millionen Euro im Jahr 2001 einer der Hauptumsatzträger der Firmensparte 'Bayer CropScience'.2

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:

1 Siehe auch unsere Artikel:
'Bienensterben nimmt bedrohliche Ausmaße an' v. 30.05.03
'Bienensterben - zweite Stufe' v. 6.06.03
'Nach dem Bienensterben - Rückgang bei den Hummeln' v. 18.06.03

2 Weitere Informationen:
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
CBGnetwork@aol.com
www.CBGnetwork.de

Die 'Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.' erhält keinerlei offizielle Unterstützung. Der Verein ist dringend auf Spenden angewiesen.
Bankverbindung: Kto 179612 bei Ökobank Frankfurt, BLZ: 500 901 00

 

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