Imker Karl-Heinz Bablok mußte seine gesamte Honigernte des Jahres 2008 in die Müllverbrennungsanlage bringen, weil sie mit Pollen von Gen-Mais verseucht ist. Von seinem Wohnsitz im bayerischen Kaisheim mußte er 340 Kilogramm Honig selbst und auf eigene Kosten zum Verheizen nach Augsburg in die Müllverbrennungsanlage fahren. Er ist der erste Imker, der verpflichtet wurde, seine Ernte zu entsorgen, nachdem er den Honig in einem unabhängigen Labor auf Pollen genmanipulierter Pflanzen hatte untersuchen lassen.
Den Namen des Prüfinstituts will Bablok nicht nennen, da er diesem Vertraulichkeit zugesichert habe. Vier Gläser Honig hatte er zur Untersuchung gebracht, die er aus dem großen Faß Honig in seinem Keller befüllt hatte. In einem wurden Pollen entdeckt - von Gen-Mais der Sorte Mon810. Das habe er dem Veterinär im Landratsamt mitgeteilt, der sonst auch seine Bienenstöcke kontrolliert.
Der Mais des US-Agrarkonzerns Monsanto ist nur als Tierfutter, nicht als Lebensmittel zugelassen. Nicht die kleinste Spur von ihm darf auf den Teller. So entschied das Augsburger Verwaltungsgericht schon im Mai diesen Jahres, daß belasteter Honig vernichtet werden muß.1 Der amtliche Veterinär ordnete also an, den Honig zu entsorgen. Bablok: "Sie dürfen das auch nicht einfach in den Müllcontainer schmeißen." Er mußte einen Entsorgungsnachweis liefern.
Schon lange warnen ImkerInnen davor, daß sich ihre Bienen nicht an die Sicherheitsabstände halten, die angeblich die sogenannte Koexistenz zwischen Feldern mit Gen-Pflanzen und solchen ohne garantieren sollen.. Bienen sammeln Nektar von mehreren Millionen Blüten für ein Kilo Honig. Sie fliegen in einem Radius von drei bis fünf Kilometern. Und sie unterscheiden nicht zwischen Blüten von herkömmlichen und genmanipulierten Pflanzen.
Dabei hat Bablok versucht, seine Bienen von Gen-Pflanzen fern zu halten. Zwei Kilometer entfernt von seinem Haus baut die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Gen-Mais an. In diesem Sommer hat der Imker seine 50 Bienenvölker deshalb umgesiedelt - weg aus der Umgebung der staatlichen Gen-Äcker hin nach München in die Nähe des Englischen Gartens. Zudem erntete er den Honig noch vor der Maisblüte.
Aller Aufwand hat nicht geholfen. Trotzdem tauchten in Babloks Honig Pollen genmanipulierter Pflanzen auf. Das kommt ihn teuer zu stehen. Bablok rechnet die Ausgaben für 2008 zusammen: Das Labor habe 746,73 Euro verlangt. Oben drauf kämen die Kosten für den Umzug der Bienenstöcke und für die Entsorgung der Ernte. Umsatz macht er keinen, der Ertrag fällt aus. "Das kostet mich zusammen an die 10.000 Euro", sagt er. Ob er den Schaden von der Bayerischen Landesanstalt ersetzt bekommt, sei ungewiß.
Läßt sich der Gen-Pollen nicht herausschleudern? "Nein", sagt der Imker. Die Regeln für Honig seien streng: "Sie können nicht einfach was rausnehmen." Anhand der Pollen läßt sich die Herkunft des Honigs erkennen, also seine Qualität. "Das ist doch alles nicht normal", sagt Bablok.
Bablok hat seine Bienen am vergangenen Sonntag "winterdicht gemacht", wie er sagt. Jetzt sei "Starre und bis Frühjahr Ruhe." Dann müssen sie wieder ran. Bienen sind die drittwichtigsten Nutztiere des Menschen, nach Rind und Schwein. Mit ihrer Bestäubung sorgen sie für satte Obst- und Gemüseernten. Bablok: "Wenn es so weitergeht, muß ich mit den Bienen aufhören."
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch unseren Artikel:
Augsburger Verwaltungsgericht:
Kein Schutz für Imker vor Gen-Mais
Koexistenz obsolet (1.06.08)
Siehe auch unsere Artikel
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Stärkste Abholzung in Brasilien (30.06.08)
Augsburger Verwaltungsgericht:
Kein Schutz für Imker vor Gen-Mais (1.06.08)
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