3.04.2008

Gen-Raps
nahezu unausrottbar

Mehr als zehn Jahre Quarantäne

Mehr als zehn Jahre können laut einer aktuell veröffentlichten Langzeit-Untersuchung Samen genmanipulierter Pflanzen wie etwa Gen-Raps selbst nach intensiver Bodenbehandlung aus im Boden verbliebenen Samen nachwachsen. Für GegnerInnen von Freilandversuchen mit genmanipulierten Pflanzen ist die Studie von WissenschaftlerInnen der schwedischen Lund-Universität und der TU Dänemark eine willkommene Bestätigung. Gentech-BefürworterInnen, die bislang optimistisch die Unbedenklichkeit behaupteten, werden nun mit ihrer Argumentation in die Defensive geraten.

In der schwedisch-dänischen Studie wurde ein Feld untersucht, auf dem die Gentech-Firma Plant Genetic Systems 1995 verschiedene Sorten von genmanipuliertem Raps sowie andere Rapssorten versuchsweise angebaut hatte. Trotz intensiver Bodenbehandlung, mit der Gen-Raps zu 100 Prozent eliminiert werden sollte, fanden sich auch nach zehn Jahren weiter solche Rapspflanzen, die per Genmanipulation gegen das Herbizid Glufonisat resistent gemacht worden waren.

Nach dem Gentech-Versuch wurde das Feld 1996 mit Gift besprüht, das alle Pflanzen abtöten sollte. Zudem wurde das Feld jedes Jahr gepflügt, es wurde Weizen oder Gerste angebaut und jede Rapspflanze ausgerupft. 2005 fanden die WissenschaftlerInnen insgesamt 38 Rapspflanzen, die die Herbizid-Besprühung überlebt hatten und aus Samen in der Erde gewachsen sind. Nach Analysen waren 15 davon Glufonisat-resistente Pflanzen, bei denen mindestens ein Gen verändert war.

Damit waren die Samen noch zehn Jahre nach der Aussaat keimungsfähig. Dies belegt, daß trotz Anwendung aller Sicherheitsmaßnahmen zumindest bei Gen-Raps mehr als zehn Jahre Quarantäne notwendig wären, um sicherzustellen, daß es zu keiner unkontrollierbaren Ausbreitung kommt.. Nach EU-Bestimmungen darf der Anteil bei gentechnikfrei bezeichneten Produkten nicht mehr als 0,9 Prozent betragen. Daß diese Schwelle bei einer unkontrollierten Ausbreitung von Gen-Pflanzen in einigen Jahren nirgendwo mehr eingehalten werden könnte, ist klar. Gentechnikfreie Nahrung und Naturkost auf dem heute noch gewährleisteten Niveau wäre dann nicht mehr möglich.

Ob der genmanipulierte Raps widerstandsfähiger ist als natürliche Raps-Sorten, deren Samen ebenfalls nach zehn Jahren noch keimte, läßt die Studie offen. Die WissenschaftlerInnen haben auch nicht untersucht, ob sich der Gen-Raps auf andere Felder verbreitet hat oder die Gene auf verwandte Wildpflanzen übertragen wurden.

Tina D'Hertefeldt von der schwedisch-dänischen ForscherInnengruppe vertritt die Meinung, daß zumindest bei Raps einmal angepflanzte genmanipulierte Sorten kaum mehr ganz zum Verschwinden gebracht werden können. Dies bestätigt KritikerInnen, die bereits seit Jahren davor warnen, daß genmanipulierte Pflanzen sich nicht wirksam eindämmen lassen und sich daher unkontrollierbar verbreiten. Die Freisetzung genmanipulierter Pflanzen kann sich so als irreversible Zerstörung der natürlichen Artenvielfalt erweisen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Gentech-Konzern Monsanto räumt Verantwortung
      für Ausbreitung von Gen-Raps in Kanada ein (19.03.08)

      Gen-Raps auf tausend Hektar in Deutschland
      Illegaler Anbau erst jetzt entdeckt (30.08.07)

      Agro-Gentechnik - Über ihre Auswirkungen und
      Risiken, die Frage der Koexistenz und die Chancen
      des Gen-Moratoriums (9.04.07)

      Gentechpflanzen ruinieren die Felder für 15 Jahre
      Meldung aus dem heutigen 'Independent' (9.10.05)

      Beweis unkontrollierbarer Gen-Kontamination
      Genmanipulierte DNA in herkömmlichem Saatgut gefunden
      (25.02.04)

      Gen-Pflanzen - unkontrollierbar
      Eine neue Studie... (24.07.03)

      Gen-Pflanzen verbreiten sich unkontrollierbar
      BBC-online: Nicht allein durch Pollenflug... (18.06.03)

      Koexistenz von Gentech-Agrarindustrie und Bio-Bauern?
      Studie über eine Unmöglichkeit (13.05.03)

 

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