In China haben 32 Lebensmittel-Produzenten aktuell angekündigt, Gen-Food aus dem Sortiment zu nehmen.
Darunter finden sich international bekannte Marken-Namen wie Wrigley, Lipton, Wyeth und Mead Johnson.
Immer mehr Lebensmittel-Konzerne reagieren auf die "Gen-Feindlichkeit" der VerbraucherInnen und bringen
Agrar-Konzerne wie beispielsweise Monsanto, die Milliarden in die "Grüne Gentechnik" investiert haben in
Bedrängnis. Da kommt der heutige Beschluß des EU-Agrarministerrats, das europäische Gen-Moratorium zu
kippen, wie bestellt.
Obwohl oder vielleicht auch gerade weil China eine Vorreiter-Rolle bei Gen-Baumwolle1 spielte und dabei teures
Lehrgeld bezahlen mußte, haben sich in Südchina eine ganze Reihe lokaler Produzenten von Soja-Sauce wie Lee
Kum Kee und Amoy ebenso wie der größte Hersteller von Soja-Milch von Gen-Soja abgewendet. Und seit März
dieses Jahres gilt im Nordosten Chinas, dem Zentrum der Soja-Produktion, ein Anbau-Stop von Gen-Soja.
Offenbar haben diese Unternehmen auch aus dem Fall Nestlé gelernt: 2002 hatte Nestlé in China seinen
Ruf ruiniert, weil der Konzern in China niedrigere Standards als in Europa angelegt hatte. Auf dem Höhepunkt
des Skandals waren Nestlé-Produkte massenweise in die Geschäfte zurück gebracht worden.
China ist nicht nur der weltweit größte Produzent von Soja, sondern zugleich der größte Absatzmark für Lebensmittel.
Und immer mehr Chinesen bevorzugen gentech-freie Nahrungsmittel. Gerade vor diesem Hintergrund, den Vorgängen in
Brasilien2, dem Kampf der australischen3 Bauernverbände um den Erhalt des dortigen
Gen-Moratoriums und den zunehmenden Widerstand gegen Gen-Food in Rußland4
ist die Klage der USA vor der WTO gegen das EU-Moratorium zu verstehen. Es geht
um die drohende Pleite der überwiegend US-amerikanischen gen-Konzerne. "Ziel der US-amerikanischen Klage ist es,
den EU-Markt gegen die Interessen von Umwelt und Konsumenten für Gentech-Food zu öffnen und andere Länder
abzuschrecken", so erst vor kurzem der Gentech-Experte Thomas Fertl von Greenpeace. Ferl ist überzeugt, daß
auch die US-Landwirtschaft bald aus der Gentechnik aussteigt.
Adriana Ascoli
Anmerkungen:
1 Siehe unser Artikel
Außer Kontrolle: Gen-Baumwolle in China v. 25.06.02
2 Siehe unser Artikel
Gen-Food in Brasilien: legal? illegal? scheißegal!
v. 15.07.03
3 Siehe unser Artikel
Kampf gegen Gen-Food in Australien v. 23.07.03
4 Siehe unser Artikel
Widerstand gegen Gen-Food in Rußland v. 12.07.03