7.03.2003

Genfood:
Schaden bereits letztes Jahr
angerichtet - 'taz' meldet es erst jetzt

In der gestrigen 'taz' (6.03.03) war auf der Titelseite unter der Überschrift "Europa öffnet Weg für Genpflanzen" zu lesen: "Bauern, die auch künftig mit Genpflanzen nichts zu tun haben wollen, müssen für notwendige Vorsichtsmaßnahmen selbst sorgen - und zahlen."

Daß selbst diese Formulierung noch eine Beschönigung der ungebremst auf uns zukommenden und von "Rot-Grün" letztes Jahr kräftig beförderten Entwicklung bedeutet, zeigen die längst in Kanada sichtbaren Folgen des Anbaus genmanipulierter Pflanzensorten. Durch unvermeidbaren Pollenflug werden die Felder von Biobauern kontaminiert. Diese können ihre Erzeugnisse nicht mehr an Bio- Produzenten verkaufen und verlieren reihenweise ihre Existenz (siehe auch Interview: 'Genfood ruiniert kanadische Bauern')

Über Ministerin Künast heißt es im selben 'taz'-Artikel:

">>Fischler macht es sich zu einfach<<, kritisiert Bundeslandwirtschaftsminitserin Renate Künast (Grüne) gestern gegenüber der taz. Sie forderte vor allem, dass >>auch künftig Null-Prozent-Saatgut erhältlich ist<<."

Auch dies geht völlig an der Realität vorbei, denn in Frage gestellt ist nicht die Reinheit des Saatguts. Das kann durch Bio-Anbieter gewährleistet werden. Der Knackpunkt sind die mit Zustimmung der "rot-grünne" Bundesregierung und Ministerin Künast eingeführten europäischen Grenzwerte. Damit wird Tür und Tor geöffnet für den Anbau genveränderter Pflanzen und damit der schleichenden aber dann unaufhaltsamen Verunreinigung der Bio-Anbauflächen. Ministerin Künast erlaubte erstmals im Juni letzten Jahres den kommerziellen Anbau von Genmais in Deutschland (siehe Artikel: 'Künast schlägt Bresche für Gen-Mais' v. 27.06.02). Eben dieser Anbau von genveränderten Pflanzen, der angeblich in Europa nicht mehr zu verhindern sei, diente dann als Argument, um die Einführung von Grenzwerten zu begründen.

Wenig bekannt ist bisher, daß es sich bei der Freigabe von genverändertem Mais im letzten Juni nicht um Versuchsanpflanzungen handelte, die immer wieder von verantwortungsbewußten Bauern rechtzeitig abgemäht wurden, sondern um kommerziellen Anbau. Diese Anbauflächen wurden geheim gehalten - selbst die Bürgermeister der vermutlich betroffenen Gemeinden bekamen auf ihre Anfragen an die Gen-Konzerne keine Auskunft. Nur GREENPEACE konnte an manchen Orten solche Anbauflächen öffentlich machen. Ebenso wenig ist bekannt, daß bisher nur in Deutschland und Spanien und in sonst keinem weiteren EU-Land genveränderte Pflanzen kommerziell angebaut werden durften.

Die Einführung von Grenzwerten für die Gen-Verschmutzung von Lebensmitteln steht in eindeutigem Zusammenhang mit der Aufhebung der in vielen europäischen Ländern vorhandenen Moratorien gegen den Anbau genveränderter Pflanzen. Während sich die "rot-grüne" Bundesregierung in der Frage des Irak-Kriegs aus Angst, nicht mehr wiedergewählt zu werden, in einen (wenn auch vielleicht nur inszenierten) Konflikt mit der US-Administration begeben hat, verfolgt sie in der Landwirtschaftspolitik exakt eine Politik im Interesse der großen - wie beispielsweise Monsato US-amerikanischen - Gen-Konzerne. (siehe auch Artikel: 'Gen-Food: Öffnung des EU-Markts wird den VerbraucherInnen als Wahlfreiheit kommuniziert' v. 2.12.02)

Den Zusammenhang zwischen der Einführung der Grenzwerte und der Öffnung des EU-Markts für genveränderte Pflanzen belegt auch die folgende Meldung der Nachrichten-Agentur 'vwd' vom 16.02.02, die in Deutschland (vermutlich auch in den meisten anderen europäischen Ländern) nicht verbreitet wurde:

Athen (vwd)
Die USA haben die Hoffnung geäußert, dass Griechenland während seiner anstehenden EU-Präsidentschaft ab dem 1. Januar 2003 einen Konsens für die Verwendung der Gentechnik finden wird. "Wir vertrauen darauf, dass Griechenland die Entwicklung bei der Gentechnik beschleunigen wird", sagte Rockwell Schnabel, der US-Botschafter für die EU, am Mittwoch in Athen. Die EU hatte sich am Montag zuvor nicht auf einen Durchbruch bei der Kennzeichnung von genetisch veränderten Organismen (GVO) im Lebens- und Futtermittelbereich einigen können. Während die USA das seit vier Jahren bestehende EU-Importverbot für GV-Saatgut gerne aufgehoben sähen, favorisiert Griechenland derzeit noch das Verbot. "Genetisch veränderte Produkte sind gut für den Verbraucher, die Umwelt und für jene Menschen auf der Welt, die in Armut leben", sagte Schnabel. Der Botschafter hatte sich bei einem Besuch in Athen mit der griechischen Regierung über die anstehende EU-Präsidentschaft ausgetauscht, um jene Themen zu vermitteln, die die USA als die wichtigsten innerhalb der EU betrachten.

Über diese Zusammenhänge wird in den deutschen Medien nicht berichtet und Ministerin Künast wird aus der Kritik genommen, indem Fischler als - allerdings unangreifbarer - Buhmann präsentiert wird - auch von der 'taz'.

 

Ute Daniels

 

 

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