17.05.2005

Klimakatastrophe und Polarmeere

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

ForscherInnen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) und des Geoforschungszentrums Potsdam berichten in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins 'Science' über neue Untersuchungsergebnisse zu den globalen Klimaveränderungen. Die Temperaturschwankungen der letzten 400.000 Jahre können in direkten Zusammenhang mit der Konzentration des atmosphärischen Kohlendioxids und der Schichtung der polaren und subpolaren Ozeane gebracht werden.

Samuel Jaccard (ETH Zürich), Gerald Haug (Geoforschungszentrum Potsdam) und ein gemeinsames Team von WissenschaftlerInnen nahmen geochemische Messungen an Meeressedimenten des subarktischen Nordpazifiks vor. Sie konnten anhand der rekonstruieren Algenproduktion nachweisen, daß diese sich parallel zur atmosphärische CO2-Konzentration während der vergangenen 400.000 Jahre änderte. Die Daten über die CO2-Konzentration wurden aus Eisbohrkernen der Antarktis gewonnen. Die WissenschaftlerInnen konnten beweisen, daß die verstärkte Stabilität der Schichtung durch eine "Süßwasserkappe" dazu führte, daß in den Kaltzeiten weniger Nährstoffe und CO2 an die Wasseroberfläche gelangten und vom Ozean in die Atmosphäre abgegeben werden konnten.

Diese Forschungsergebnisse belegen, daß die physikalische Schichtung der polaren und subpolaren Ozeane als "kommunizierende Röhre" zwischen Ozean und Atmosphäre funktioniert. Die Schichtung der Ozeane spielt damit eine zentrale Rolle in der globalen Klimaentwicklung, berichten die ETH-ForscherInnen. Der CO2-Gehalt erfüllt die Funktion eines Thermostats im globalen Klima. Ohne atmosphärische Treibhausgase würde die mittlere Temperatur des Planeten Erde bei minus 18 Grad Celsius liegen.

Die vorindustriellen Treibhausgaskonzentrationen schwankten während der vergangenen 400.000 Jahre zwischen 280 ppm in den Warm- oder Zwischeneiszeiten und 180 ppm in den Kalt- oder Glazialzeiten. Die mittleren globalen Temperaturen lagen zwischen 15 und 12 Grad Celsius. Der heutige atmosphärische CO2-Gehalt beträgt 370 ppm und steigt rapide an. Die damit verbundene derzeitige globale Erwärmung liegt bei etwa 0,7 Grad Celsius seit 130 Jahren. Da die CO2-Konzentration im Ozean rund 50 mal höher ist als die der Atmosphäre, kann eine schnell voran schreitende Erwärmung durch menschengemachte Faktoren dazu führen, daß sich der Austausch Ozean-Atmosphäre beschleunigt und dies die Erwärmung der Erde vorantreibt.

Zuletzt war es vor etwa drei Millionen Jahren (im Pliozän) so warm wie heute. Damals war die mittlere Temperatur des Planeten Erde um etwa zwei bis drei Grad höher als heute und die atmosphärische CO2 Konzentration betrug 400 - 500ppm. Es gab keine ozeanische "Süßwasserkappe" im Nord-Pazifik und auch im Südpolarmeer war sie stark reduziert. Die Erde hatte kein Eis auf der Nordhemisphäre und der Meeresspiegel lag sechs Meter höher als heute. Das Szenario einer eisfreien Nordhemisphäre könnte bei weiterhin steigenden Treibhausgas-Emissionen bereits in diesem Jahrhundert Wirklichkeit werden, fürchten die WissenschaftlerInnen.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen

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