5.09.2004

War da was?

Klima? - kein Thema!

Reißt Hurrikan "Frances" die Menschen vor den Bildschirmen aus der Lethargie?

"Ich habe Dächer rumfliegen sehen, ganze Seitenteile von Gebäuden wurden abgerissen"
(Stadtverwalter von St. Lucie County im US-Fernsehen)

Das Sturmgebiet "Frances" hat gigantische Ausmaße. Es ist zwei Mal so groß wie die Fläche Deutschlands. Die Orkanwinde erstreckten sich vom Zentrum in einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern. Das Sturmsystem dürfte Florida erst in der Nacht zum Montag hinter sich lassen und Kurs auf Alabama nehmen.

Wöchentlich rauschen die Hurrikans an den TV-ZuschauerInnen vorbei. Ein paar Tage später ist alles schon wieder vergessen und wer nicht selbst hier in Deutschland unter Hagel-Schäden zu leiden hatte, freut sich wie St. Florian...

Allein der aktuelle Hurrikan "Frances", der nun gerade mal 14 Tage nach dem katastrophalen Hurrikan "Charley" in Florida weitere Verwüstungen anrichtet, scheint einen Teil des Publikums wachzurütteln und auch an Stammtischen wird darüber diskutiert, ob das denn nun wohl doch bereits die Klimakatastrophe sei.

Ein Witz macht die Runde:
Noah fragt den lieben Gott: "Du hast doch versprochen, die Menschheit nicht nochmals mit einer Sintflut zu ersäufen. Wenn ich mich recht erinnere, soll der Regenbogen dafür stehen. Warum nun also die Klimakatastrophe, die noch tausendmal schlimmer wird" Darauf der liebe Gott: "Ich habe schließlich nicht versprochen, daß ich die Menschheit davon abhalten werde, sich selbst zu bestrafen."

Ein Rückblick auf die letzten Wochen:

8. Juli
Schwere Unwetter über Baden-Württemberg - Faustgroße Hagelkörner - Straßen überflutet1

18. Juli
sintflutartige Regenfälle und Sturmböen über Baden-Württemberg, Bodenseegebiet, Hessen, Niedersachsen und Sachsen- Anhalt

23. Juli
noch stärkere Gewitter, Regenfälle und Hagel - 50 cm Hagelschicht auf A 9 bei Bayreuth2

25. Juli
ARD meldet nach wochenlangen Regenfällen im Himalaya-Hochland schlimmste Flutkatastrophe seit 17 Jahren in Bangladesh, Teilen Indiens und Nepal. In den folgenden Tagen wird gemeldet, daß sich 60 Millionen Menschen auf der Flucht befinden.

7. August
Schwere Unwetter über Baden-Württemberg - im Kreis Calw eine fast einen Meter hohe Schicht zwetschgengroßer Hagelkörner3

11. August
Wirbelsturm "Rananim" über China - 160 Tote

13. August
Hurrikan "Charley" richtet Schäden in Kuba an, zuvor in Jamaika

15. August
Hurrikan "Charley" verwüstet Teile Floridas4

17. August
Unwetter-Katastrophen
in England (Boscastle) und der Türkei (Istambul)5

19. August
Taifun "Megi" über Japan und Südkorea

19. August
katastrophale Unwetter über Schottland

19. August
"Jahrhundert"-Unwetter in Dänemark

19. August
Winterstürme mit über 200 Kilometer pro Stunde auf Neuseeland - Hauptstadt Wellington lahm gelegt

25. August
Taifun "Aere" verwüstet große Teile Japans und Taiwans

25. August
Wirbelsturm "Chaba" mit Windgeschwindigkeiten von 241 Kilometer pro Stunde richtet Verheerungen auf den Philippinen an

27. August
immer noch weite Teile der Philippinen unter Wasser

2. September
Hurrikan "Frances" wütet in der Karibik

Heute hat das Zentrum des Hurrikans "Frances" die Ostküste Floridas voll erfaßt. Laut Augenzeugenberichten handelt es sich um die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Floridas ("Miami Herald"). Die Windgeschwindigkeit erreicht zwar nur 170 bis 180 Kilometer pro Stunde, aber durch das relativ langsame Fortschreiten des Hurrikan auf breiter Front sind die Verheerungen besonders gründlich. Bäume werden entwurzelt, Strommasten und Ampelanlagen umgeknickt, Häuser und Supermärkte enttdacht, Botte und Yachten in den Häfen zerstört. Rund zwei Millionen Menschen sind nach laut NBC ohne Strom, 70.000 suchten Zuflucht in Luftschutzkellern.

Der seit Menschengedenken stärkste Hurrikan mit dem Ausmaß der zweifachen Größe Deutschlands bewegt sich mit nur etwa acht Kilometern pro Stunde nach Nordwesten. Allein das windstille Auge des Orkans hat einen Duchmesser von etwa 100 Kilometern. Es steht zu befürchten, daß der Hurrikan den gesamten Tag über die Halbinsel toben wird. Wegen der gewaltigen Ausdehnung des Frontensystems werden starke Regenfälle und Überflutungen erwartet. MeteorologInnen sagen eine Sturmflut von bis zu drei Metern über normal voraus. Über 2,8 Millionen Menschen verließen in Florida bei der größten Evakuierungs-Aktion der Geschichte des Bundesstaates ihre Häuser und Wohnungen. Sie flohen ins Innere der Halbinsel, viele wurden in öffentlichen Notunterkünften und Luftschutzkellern untergebracht.

Auch Japan wird von einem weiteren Wirbelsturm namens "Songda" heimgesucht. Hinzu kommt, daß weite Teile Japans am Sonntagabend (Ortszeit) von einem starken Erdbeben erschüttert wurden. Die Stärke des Beben wurde mit 6,8 auf der nach oben offenen Richterskala angegeben. Sein Epizentrum lag im Meer vor der Halbinsel Kii. Bewohner der Provinzen Mie und Wakayama wurden vor Flutwellen gewarnt. Im Süden Japans wütet zur gleichen Zeit ein starker Taifun. Es handelt sich um den achzehnten dieser Saison - nach Angaben der Meteorologen aber auch um den bisher stärksten. Seine Geschwindigkeit beträgt mehr als 160 Kilometer pro Stunde.

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    Vorgeschmack auf die Klimakatastrophe (18.07.04)

2 Siehe auch unseren Artikel
    Nochmal Vorgeschmack (24.07.04)

3 Siehe auch unseren Artikel
    Vorgeschmack oder Vorhölle? (7.08.04)

4 Siehe auch unseren Artikel
    Mit uns die Sintflut (15.08.04)

5 Siehe auch unseren Artikel
    Vorgeschmack für Boscastle und Istambul (17.08.04)

 

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