Die Deutsche Umwelthilfe hat erneut die Klimaverträglichkeit der Dienstlimousinen deutscher PolitikerInnen untersucht. Die Kluft zwischen der ihrer beanspruchten "Vorreiter-Rolle" und der Realität ist nach wie vor eklatant. Offenbar setzen Partei-PolitikerInnen darauf, daß sich die "Menschen im Lande" immer noch mehr an den Worten als an den Taten orientieren.
"Schwarz-Gelb" beansprucht wie zuvor "Rot-Grün" weltweit eine "Vorreiter-Rolle" im Klimaschutz. Doch nicht nur bei der Gesetzgebung (siehe unsere Artikel), sondern auch beim Fuhrpark erweist sich der Anspruch als heiße Luft - und in diesem besonderen Falle als Kohlendioxid aus dem Auspuff überdimensionierter Luxus-Limousinen. Weiterhin fahren die MinisterInnen der deutschen Bundesregierung extreme Dreckschleudern. Laut der Erhebung der Deutsche Umwelthilfe (DHU) bleibt kein einziger der Dienstwagen unter der von der EU geforderten Norm von 140 Gramm CO2 pro Kilometer. An der Spitze stehen Bundesgesundheitsminister Philip Rösler (VW Phaeton 3.0 V6 TDI 4Motion) mit 224 Gramm CO2 pro Kilometer und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (Mercedes Benz E350 CDI 4MATIC BlueEfficiency) mit 203 Gramm CO2 pro Kilometer. Bundeskanzlerin Angela Merkel kam beim Klimakiller-Ranking ungeschoren davon, weil die DUH nach eigenen Angaben nur die Daten zu Serienmodellen ermitteln kann und nicht zu Modellen mit schwerer Panzerung und anderen Extras.
Hessens neuer "schwarzer" Ministerpräsident Volker Bouffier hat von seinem Vorgänger Roland Koch nicht nur das Amt geerbt, sondern auch die Vorliebe für Autos mit hohem Kohlendioxid-Ausstoß. Er eroberte beim Klimakiller-Ranking der DUH einen Spitzenplatz mit 348 Gramm CO2 pro Kilometer. Auch in puncto Wahrheitsliebe scheint sich Bouffier an Koch zu orientieren. Bouffier hatte versucht, durch falsche Angaben gegenüber der DUH eine günstigere Einstufung zu erreichen. Da die genannten Zahlen aber nicht plausibel waren, ermittelte die DUH: Bouffier fährt einen VW Phaeton 12-Zylinder mit 450 PS und 21,4 Litern Verbrauch im Stadtverkehr. Doch auch die "rote" Ministerpräsidenten Hannelore Kraft hat von ihrem "schwarzen" Vorgänger Jürgen Rüttgers die Dreckschleuder übernommen: Sie fährt nun als Dienst-Limousine den übermotorisierten Audi A8 6.0 W12 Quattro (324 Gramm CO2 pro Kilometer)
In den übrigen Bundesländern sieht es fast ebenso düster aus. Spitzenreiter unter den Klima-Dinosauriern ist Hessens Innenminister Boris Rhein, der sich in einem Audi A8 6.0 Quattro chauffieren läßt. Mit 353 Gramm CO2 pro Kilometer ist der Wagen trauriger Gesamtsieger im Klimakiller-Ranking. Doch möglicherweise wird Rhein noch von Schleswig-Holsteins "schwarzem" Ministerpräsident Peter Harry Carstensen übertroffen. Vermutlich fährt Carstensen einen Audi A8 als Strech-Limousine - die DUH konnte in diesem Falle noch keine genauen Daten ermitteln. Die DUH will Carstensen gerichtlich zwingen, die Daten herauszugeben. Im Falle des inzwischen abgewählten NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte die DUH ebenfalls vor Gericht auf Herausgabe der Daten geklagt und gewonnen.
Zu den offensichtlich Unbelehrbaren zählen der "schwarze" Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und Berlins "roter" Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, die im Vergleich zum vorangegangenen DUH-Test auf noch klimaschädlichere Modelle umgestiegen sind. Ein Lichtblick unter den Klima-Dinosauriern ist dagegen die "Umwelt"-Senatorin in der "rot-roten" Berliner Landesregierung Katrin Lompscher. Die Politikerin von der Linkspartei fährt als Dienstwagen einen Toyota Prius, der 92 Gramm CO2 ausstößt.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
BUND protestiert gegen CCS-Gesetz
Bundesregierung schützt klimaschädliche Kohleverstromung
(13.04.11)
Linkspartei Brandenburg weiter auf Rechtskurs
Wirtschaftsminister Christoffers setzt sich mit CCS durch (7.03.11)
Nur heiße Luft in Cancún
Keine konkreten Verpflichtungen (12.12.10)
NRW: Pseudo-Grüne für Kohlekraftwerke
Position der Linkspartei? (22.07.10)
"Ein Witz"
Greenpeace kritisiert CCS-Gesetzentwurf (14.07.10)
Greenpeace deckt auf: Deutsche Kohle-Subvention
mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)
Welt-Klimagipfel in Kopenhagen:
Profit vor Klima (20.12.09)
Brandenburg: Linkspartei fällt um
Platzeck darf weiter klimaschädliche Braunkohle verstromen
(19.10.09)