7.05.2004

Kosovo
Freiheit für Frauenhändler

KFOR und UNMIK begünstigen Zwangsprostitution im Kosovo

Die Präsenz internationaler Truppen und Organisationen im Kosovo in der Folge des Kosovo-Krieges 1999 hat zu einer einer Blüte von Frauenhandel und illegaler Sexindustrie in der Region geführt. Das berichtet 'amnesty international' in einer gestern veröffentlichten Studie.

Aus den Reihen der internationalen Kräfte kommen etwa 20 Prozent der Freier, die 2002 für 80 Prozent des Umsatzes sorgten. Viele Frauen und Mädchen werden in die Sklaverei verkauft. Sie werden bedroht, geschlagen, vergewaltigt, eingesperrt und in die Prostitution gezwungen. 'amnesty international' (ai) fordert die Interimsverwaltung der Vereinten Nationen (UNMIK), die unter NATO-Mandat stehenden Militärkräfte (KFOR) und die Provisorische Selbstregierung im Kosovo auf, effektive Maßnahmen gegen den Frauenhandel zu ergreifen, die Rechte der Frauen zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Der ai-Bericht zeigt das grauenhafte Ausmaß eines mafia-artig organisierten Frauenhandels auf, dem nicht nur Mädchen und Frauen aus dem Kosovo, sondern aus sämtlichen - und darunter bevorzugt den ärmsten - Ländern Osteuropas zum Opfer fallen. "Armut und Gewalterfahrung sind die Hauptursachen, die Frauen in die Arme der Menschenhändler treiben. Sie träumen von einem besseren Leben im Westen", sagte Jan Digel, Kosovo-Experte von ai. Gleichzeitig kommen immer mehr Zwangsprostituierte aus dem Kosovo selbst. Zunehmend werden Frauen aus dem Kosovo in die westlichen Länder Europas verkauft.

ai kritisiert den Umgang der Behörden im Kosovo mit dem Frauenhandel. Die gehandelten Mädchen und Frauen werden oft verhaftet. Sie werden der - im Kosovo illegalen - Prostitution oder des illegalen Aufenthalts angeklagt und verurteilt. Häufig werden sie in ihre Herkunftsländer abgeschoben. "Mit anderen Worten: die Betroffenen werden als Kriminelle behandelt", erklärt Jan Digel. Da KFOR-Soldaten und internationale wie lokale Polizeikräfte zu den Freiern zählen, fehlt den Frauen und Mädchen vielfach das Vertrauen, sich in die Obhut dieser Kräfte zu begeben. Die Peiniger gehen meistens straffrei aus.

Deutschland ist nicht nur durch die Beteiligung am Krieg von 1999, sondern auch direkt durch die Stationierung deutscher KFOR-Soldaten im benachbarten Mazedonien Anfang 2000 in die vorhersehbaren Auswirkungen militärischer Aktionen verwickelt. So deckt der aktuelle Bericht von ai insbesondere auf, daß deutsche KFOR-Soldaten regelmäßig Dienste von teilweise minderjährigen Zwangsprostituierten in Anspruch genommen haben. "Wir kritisieren, daß das Verteidigungsministerium bisher keine Untersuchungen angestrengt hat und die deutschen Soldaten bisher nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wurden," so Jan Digel von 'amnesty international'.

 

Solveig Brendel

 

Anmerkungen:

Siehe auch unsere Artikel
    Pogrome gegen Serben im Kosovo v. 19.03.04

    Moderne Christenverfolgung
    Kosovo: Bundeswehr entzieht serbischen Mönchen Schutz
    vor albanischen Terroristen v. 9.02.04

    Afghanistan - eine Bilanz der "Befreiung" v. 23.05.03

 

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