Die Menschenrechtsorganisation 'Survival International' ruft TouristInnenen zum Boykott Botswanas auf. Hintergrund ist die anhaltend brutale Verfolgung des indigenen Volks der !Kung (Buschmänner) durch die Regierung. Der Aufruf fällt auf den heutigen Welttourismustag, an dem der afrikanische Staat Botswana unter dem Motto "kultureller Vielfalt und freundlichen Menschen" um BesucherInnen wirbt.
Die Regierung Botswanas versucht seit über 31 Jahren die !Kung, die ersten Bewohner des Landes, von ihrem angestammten Land im heutigen "Central Kalahari Game Reserve" zu vertreiben. Die früher von europäischen Kolonialherren abwertend als Buschmänner bezeichneten Menschen wurden wiederholt aus ihrer Heimat in der Reservation in "Umsiedlungslager" gebracht.
Obwohl die indigenen !Kung ihren Anspruch auf Rückkehr in die Reservation rechtlich durchsetzen konnten, versucht die Regierung sie durch Lebensmittelverknappung zur Aufgabe zu zwingen: Den !Kung wird der Zugang zu Wasser und Essen versagt. Ihnen wird der Zugang zu einem von ihnen noch bis vor acht Jahren genutzten Brunnen verwehrt und die Jagd mit Pfeil und Bogen in der Reservation verboten.
Im Jahr 2006 erklärte der Oberste Gerichtshof Botswanas die Vertreibung für illegal und verfassungswidrig, nachdem im Oktober 2005 der Alternative Nobelpreis an Tobee Tcori (Roy Sesana), einen Menschenrechts-Aktivisten der !Kung, verliehen worden war. Trotz der Gerichtsentscheidung von 2006 hintertrieb die Regierung jedoch weiterhin eine Rückkehr der Indigenen in ihre Heimat. Zuletzt hatte im März dieses Jahres der Beauftragte der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker Professor James Anaya die botswanische Regierung wegen der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen gegenüber den !Kung verurteilt. Auch das US-Außenministerium schloß sich diesem Urteil in seinem Menschenrechtsbericht Anfang April an.
Während die Regierung den !Kung Essen und Wasser versagt, fördert sie den Tourismus in dem Reservat. Das Touristik-Unternehmen 'Wilderness Safaris' hat ein Luxusressort mit Swimmingpool eröffnet. Zugleich erteilte die Regierung dem Diamanten-Konzern Gem Diamonds eine Abbau-Konzession in der Reservation, die die Auflage enthält, den !Kung kein Wasser zur Verfügung zu stellen.
Der Hintergrund für die Vertreibung der !Kung besteht in den reichen Diamanten-Vorkommen im Bereich der Kalahari. Die Interessen der botswanischen Regierung, die Förderung von Diamanten in der Kalahari auszuweiten, führten immer wieder zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen an den !Kung. Die Regierung bestreitet ihren Staatshaushalt weit überwiegend aus den Konzessionszahlungen der Diamanten-Konzerne. Botswana ist daher ein relativ reicher Staat. 74 Prozent des Exports in Höhe von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro pro Jahr entfällt allein auf Diamanten.
Stephen Corry, Direktor von 'Survival International' fordert Afrika-TouristInnen auf, sich zu entscheiden, ob sie mit einem Urlaub in Botswana zur Vernichtung der Urbevölkerung dieses Landes beitragen wollen oder nicht.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Touristik-Unternehmen erhält Preis
trotz Mißachtung von Menschenrechten (16.09.10)
!Kung legen Berufung ein
Menschenrecht Wasser (2.09.10)
Botswanas oberstes Gericht mißachtet Menschenrechte
Den !Kung wird der Zugang zu Wasser verwehrt (22.07.10)
Menschenrechtsverletzung in Botswana
!Kung dürfen Angehörigen kein Wasser bringen (19.07.10)
US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen (8.04.10)
UN-Bericht verurteilt
Botswanas Umgang mit dem Volk der !Kung
Forderung nach Zugang zu Wasser (6.03.10)
Ein schwedischer Preis
und die Diamanten Südafrikas
Hoffnung für die UreinwohnerInnen der Kalahari? (3.10.05)
Badische Zeitung schaut weg bei Völkermord
Botswana wird als "Musterländle" dargestellt
Schleichender Genozid an den !Kung (3.06.05)
Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort (15.07.04)