27.06.2009

Obama schürt Konflikt in Somalia

US-Waffenlieferung ins Krisengebiet

Lange Zeit war von Somalia nur im Zusammenhang mit der Piraterie am Horn von Afrika die Rede. Ausgeblendet wurde dabei von den Mainstream-Medien in aller Regel die Ursache: Jahrelang hatten internationale Fischereiflotten in den Gewässern vor Somalia die Fanggründe der bettelarmen Fischer geplündert. Hinzu kam die "Nutzung" als Abladestelle für Atom- und Giftmüll.

Nun soll das von jahrelangen neo-kolonialen Kriegen ruinierte Land außer mit Hilfe der militärischen Verfolgung der mittelerweile auf die Kaperung von Tankern, Hochseejachten und Luxuslinern "umgeschulten" Fischer auch durch die Aufrüstung US-kompatibler Warlords vom Status des "failed state" ("gescheiterter Staat") erlöst werden. Als Vorbild scheinen dem neuen US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama solch "demokratisch" regierte Staaten wie Äypten oder der Tschad vorzuschweben.

Das überwiegend von islamischen Menschen bewohnte Land befindet sich seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 nahezu durchgehend im Zustand des Bürgerkriegs, wobei verschiedene Warlords einerseits von den USA andererseits von islamischen Ländern unterstützt wurden. Staatliche Strukturen sind völlig abhanden gekommen und eine im Jahr 2000 von außen eingesetzte "Übergangsregierung" kontrolliert kaum mehr als das Territorium der früheren Hauptstadt Mogadischu. Anfang der 1990er Jahre engagierten sich die USA auch direkt militärisch in Somalia bis sie ihr Militär nach Exzessen, bei denen US-Soladaten 1993 hinter Jeeps in Mogadischu zu Tode geschleift wurden, aus dem Land zurückziehen mußten.

Als Vorwand für die US-Waffenlieferung dient ein angebliches Vordringen islamistischer Kräfte. Gezielt werden zudem Gerüchte über Verbindungen zu Al Qaida gestreut. Ergänzt wird dies durch Berichte, wonach bei Anwendung der islamischen Scharia jugendlichen Dieben als Strafe die rechte Hand und der linke Fuß abgehackt worden sei. Nach Auskunft von US-Außenamtssprecher Ian Kelly seien die USA einer "dringenden Bitte um Hilfe" aus Mogadischu gefolgt. Einzelheiten über die Art der Waffen nannte Kelly nicht.

Das somalische "Parlament" ist nach einer Massenflucht von "Abgeordneten" praktisch nicht mehr beschlußfähig. Derzeit seien nur noch 280 Abgeordnete in Mogadischu und täglich fliehen immer mehr vor dem Bürgerkrieg, berichtete der britische Rundfunksender BBC. 130 "Abgeordnete" sollen sich mittlerweile allein im westlich orientierten Nachbarland Kenia aufhalten. Nach verschiedenen anderen Quellen haben bereits mehr als die Hälfte der "Abgeordneten" Somalia verlassen. Um "gültige Beschlüsse" zu verabschieden, müssten mindestens 250 der insgesamt 550 Parlamentarier anwesend sein. In den kommenden Tagen soll das "Parlament" dem von Sheik Sharif Ahmed, dem "Präsidenten" von Mogadischu, ausgerufenen Notstand zustimmen.

Die kenianischen Machthaber fürchten bei einem Aufflammen des Konfliks in Somalia weitere Flüchtlingsströme. Die Grenze zu Somalis wurde militärisch abgeriegelt. Das Flüchtlingslager Daadaab im kenianisch-somalischen Grenzgebiet gilt mit derzeit 300.000 BewohnerInnen als größtes Flüchtlingslager der Welt. Ursprünglich war es für nur 90.000 Menschen geplant. Derzeit strömen monatlich etwa 5000 Flüchtlinge aus Somalia über die geschlossene Grenze. Insgesamt leben in Somalia nach UN-Angaben bereits 1,3 Millionen Menschen in Flüchtlingslagern. Somalia gilt als eines der ärmsten Länder der Erde.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Regenwald-Vernichtung
      in Afrika am rasantesten (30.05.09)

      Ausbeutung durch die Industrie-Nationen
      und Ausbeutung durch die Oberschicht im eigenen Land
      Eine Nahaufnahme aus Burkina Faso (11.03.09)

      Haftbefehl für das Öl des Sudans
      Keine Beweise für Völkermord (4.03.09)

      Renommierter Agrar-Ökomom warnt vor Agro-Sprit
      Nahrungsmittelpreise steigen, Hungersnöte werden provoziert
      (1.01.09)

      Deutsche Kriegspolitik (1.09.08)

      Holz-Konzern Danzer
      plündert Urwald und Staatsfinanzen (31.07.08)

      Wahnsinn wächst weltweit
      Globale Rüstungsausgaben auf 1,2 Billionen US-Dollar gestiegen
      (15.05.08)

      Frontex und die toten Flüchtlinge
      Immer mehr Leichen im Mittelmeer (25.12.07)

      Zwei Sorten Gewalttäter,
      zwei Sorten Unpolitische
      und eine strahlende zweifache Blenderin
      Der G8-Gipfel von Heiligendamm (8.06.07)

      Sozialabbau und Globalisierung (26.02.07)

      Interventionismus oder Souveränität?
      Menschenrechts-Argumente und wirtschaftliche Interessen (1.06.06)

      "Konzerne eignen sich die Welt an"
      Hunger, Verschuldung und die Rolle der WTO (5.01.06)

      Eine mörderische Weltordnung (21.10.05)

      Hunger
      - tagtäglicher Mord der Reichen an den Armen (16.10.04)

      Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
      Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort (15.07.04)

      Das "humanitäre" Interesse am Sudan
      gilt den Bodenschätzen (4.06.04)

      Hunger
      noch immer ein Thema (31.03.04)

      Dürre in der Sahel-Zone
      als Folge des Klimawandels? (13.10.03)

      Hunger (30.07.03)

      Was macht den Kongo
      plötzlich so interessant? (22.06.03)

      Die alljährliche Hungerkatastrophe
      in Äthiopien (8.06.03)

 

neuronales Netzwerk