19.09.2006

Nordpol schmilzt

Klimakatastrophe rückt näher

Aktuelle Satellitenfotos zeigen: Das vermeintlich "ewige" Eis des Nordpols schmilzt dahin. Dramatische Lücken von der Größe Großbritanniens haben sich geöffnet:

Die Arktis schmilzt

Selbst WissenschaftlerInnen zeigen sich von diesen Aufnahmen geschockt. Das linke Satellitenfoto zeigt die Eiskonzentration um den Nordpol (schwarzer Punkt) am 24.08.2005. Rosa gekennzeichnete Flächen sind noch vollständig von Eis bedeckt. Das rechte Foto zeigt den Zustand ein Jahr danach, am 23.08.2006. Besonders deutliche Verluste sind im gelb-grünen Dreieck nördlich von Spitzbergen und Franz-Josef-Land festzustellen. Hinzu kommt der nahezu von Packeis freie Kanal entlang des 160. Längengrads, der Schiffen eine problemlose Fahrt bis direkt zum Nordpol gestattet. Die Umrisse Großbritanniens sind zum Größen-Vergleich eingezeichnet.

Bis jetzt schmolz noch in jedem Sommer ein Teil der Eisdecke der Arktis; das aktuelle Ausmaß ist jedoch ein absolutes Extrem. Die Fotos, die der Erdbeobachtungssatellit Envisat zur Erde funkte, haben nun sogar langjährigen ExpertInnen alarmiert. "Diese unnormale und dramatische Situation der Eisschmelze ist mit den bisherigen Rekordjahren nicht zu verglichen", kommentiert der Ozeanforscher Mark Drinkwater von der European Space Angency (ESA) in Paris.

In den vergangenen 25 Jahren wurde ein zunehmender Rückgang des Arktis-Eises registriert. Zu Beginn des 80er Jahre waren am Ende jedes Sommers immer noch rund 8 Millionen Quadratkilometer übrig. Im Jahr 2005 waren es nur noch 5,5 Millionen (siehe linkes Foto).

In der vergangenen Woche hatten bereits US-KlimaforscherInnen Alarm geschlagen, weil das "ewige" Eis in der Arktis drastisch abschmilzt. Eine Spirale der Erwärmung im hohen Norden steht zu erwarten, denn allein in den Jahren 2004 bis 2005 gingen etwa 720.000 Quadratkilometer und damit ein Siebtel des ganzjährig vorhandenen Eises verloren. Dies entspricht einem Gebiet von der Größe des US-Bundesstaates Texas. Im September 2005 wurde so wenig Eis in der Arktis gemessen wie noch nie seit Beginn der Satelliten-Aufzeichnungen im Jahre 1978. Betroffen war vor allem der Ostarktische Ozean nördlich von Europa und Sibirien.

Mittelbar haben Stürme, die ihrerseits durch den Treibhauseffekt verursacht werden, riesige Eisflächen in Stücke gerissen. Wie in einem Eiszerkleinerer schmelzen die kleineren Stücke in Folge ihrer größeren relativen Oberfläche schneller als eine geschlossene Eisdecke. Die Eis-Konzentration im Gebiet nördlich von Spitzbergen und Franz-Josef-Land lag im August drastisch unterhalb aller bislang gemessenen Werte.

Das Schmelzen des arktischen Eises wird von KlimaforscherInnen mit großer Sorge betrachtet. Für das globale Klima wichtige Meeresströmungen wie der warme Golfstrom, der weiten Teilen Westeuropas mildes Klima beschert, wird gestört. Tiere wie Eisbären und Seehunde, deren Lebenszyklen vom Eis abhängen, werden durch die Schmelze schwer getroffen.

Auch die Bedrohung von Küstenstädten ist nun keine science fiction mehr. Teile von New York können schon in den nächsten Jahren durch einem plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels überflutet werden. Dies ist absolut realistisch, wenn Teile des Grönland-Eises und der westlichen Antarktis wegbrechen. Erst vor wenigen Tagen sagte der Chef der 'American Association for the Advancement of Science', der Meeresspiegel könne in diesem Jahrhundert um vier Meter steigen. Dann wären nicht nur Manhatten und große Teile Floridas verschwunden, sondern auch Holland und Bangladesh. Doch weiterhin emittiert die kapitalistische Wirtschaft weltweit täglich 70 Millionen Tonnen Treibhausgase und Verschmutzung in die Erdatmosphäre.

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen

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