12.05.2009

Palmöl

Deutsche Industrie
beschleunigt Urwaldzerstörung

Bereits seit längerem ist nachgewiesen, daß Palmöl-Plantagen in Malaysia, Indonesien, im Kongo, in Kolumbien und in Brasilien zu einem weiteren Abholzen der Urwälder beitragen.1 Immer größere Regenwaldflächen wurden zu Palmöl-Plantagen, weil die Nachfrage nach "Bio-Sprit" in Europa wuchs. Auch der sicherlich ehrenwerte Versuch des genannten Runden Tischs für Nachhaltiges Palmöl (RSPO), Kriterien für ein nachweislich nachhaltig produziertes Palmöl aufzustellen, blieb ohne Erfolg. Palmöl verarbeitende Unternehmen in Deutschland zeigen kein Interesse an nachhaltig produziertem Palmöl. Von den derzeit verfügbaren 1,3 Millionen Tonnen "nachhaltigem" Palmöl sind bisher nur 15.000 Tonnen (etwas mehr als ein Prozent) verkauft worden.

Schon vor den Bemühungen des "runden Tischs" war absehbar, daß die Konzerne lediglich Lippenbekenntnisse ablegten, aber kein ehrliches Interesse daran hatten, die Lebensraumzerstörung durch Palmöl-Anbau zu stoppen. Für VerbraucherInnen in Deutschland ebenso wie für die BetreiberInnen von Blockheizkraftwerken bleibt also nur die Möglichkeit, auf Produkte europäischen Ursprungs wie beispielsweise Rapsöl zurückzugreifen. Rapsöl aus kontrolliert biologischem Anbau ist unbestreitbar nachhaltig, aber auch solches aus konventionellem Anbau, bei dem Pestizide eingesetzt werden, verursacht bei weitem nicht solche katastrophalen Schäden wie sie durch die Abholzung von Urwäldern angerichtet werden.

Ende 2006 war zudem bereits bekannt, daß Versuche, Palmöl als nachhaltig zu zertifizieren, wenig erfolgversprechend sind. Es ist in Ländern wie beispielsweise Malaysia kaum möglich, Behörden bei der Zertifizierung zu beteiligen, da auf diese laut einer Vielzahl von Erfahrungsberichten kein Verlaß ist. Sporadische Kontrollen vor Ort durch Beauftragte einer Zertifizierungsstelle sind völlig ineffektiv, wie sich beim Versuch gezeigt hat, eine Zertifizierung nachhaltigen Fischfangs auf den Weltmeeren aufzubauen. Gerade bei Palmöl ist es unmöglich, zu kontrollieren, wo es umgefüllt wurde und welches Palmöl in welcher Plantage produziert wurde.

Palmöl ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Produktion vieler Alltagsprodukte, darunter Margarine, Schokolade, Shampoo und Fertigbackwaren wie Pizza. Zunehmend wird es auch im Energie-Sektor (Strom- und Biodieselproduktion) verwendet. Weltweit werden jährlich über 43 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Europa ist nach China und Indien der drittgrößte Importeur des Rohstoffs. Für den Anbau von Palmöl werden vor allem in Südostasien, jedoch auch verstärkt in Südamerika, riesige tropische Waldflächen gerodet und damit Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten vernichtet. Die Geschwindigkeit des Klimawandels wird weiter beschleunigt. Hinzu kommen Umwelt- und Gesundheitsbelastungen beim Plantagen-Anbau, etwa durch den Einsatz von Pestiziden.

Seit November 2008 ist das erste als nachhaltig zertifizierte Palmöl auf dem Markt, bislang rund 1,3 Millionen Tonnen. Zertifiziert wurde es vom so genannten Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO). Dieser Zusammenschluß von Palmölproduzenten, Umweltorganisationen und Palmölindustrie hat Umwelt- und Sozialstandards erarbeitet, die für "nachhaltiges Palmöl" mindestens erreicht werden müssen. Aus den Reihen der Umweltorganisationen, die sich trotz Warnungen an diesem Projekt beteiligten, ertönt nun der reichlich hilflose Ruf: "Es kann nicht angehen, daß die Produzenten, die sich für eine Zertifizierung entschiedenen haben, jetzt keine Käufer finden."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel:

      Renommierter Agrar-Ökomom warnt vor Agro-Sprit
      Nahrungsmittelpreise steigen, Hungersnöte werden provoziert
      (1.01.09)

      Klimakiller Palmöl:
      Christliche Heuchelei im Kerzenschein (20.12.08)

      Agro-Treibstoffe
      In "Bio"-Diesel steckt Sojaöl aus Urwaldzerstörung (2.04.08)

      Brasiliens Regenwald-Zerstörung eskaliert
      "Linker" Präsident Lula unterstützt Raubbau (25.01.08)

      Volle Tanks - leere Teller - Agro-Treibstoffe verursachen
      Hunger, Vertreibung und Umweltzerstörung (29.11.07)

      Agro-Treibstoffe in Deutschland
      Ein unverantwortlicher "Bio"-Boom (15.11.07)

      Orang-Utans sterben für Agro-Treibstoffe
      Palmöl vernichtet Regenwälder (20.10.07)

      EEG und Regenwald-Vernichtung
      Import von Palmöl hat Kahlschlag zur Folge (20.10.07)

      Der große Betrug mit "Bio-Sprit"
      Agro-Treibstoffe heizen die Klimakatastrophe an (13.09.07)

      Kyoto-Protokoll und Regenwaldvernichtung (20.08.07)

      Palmöl aus Malaysia?
      Der Konflikt zwischen 'Rettet den Regenwald'
      und den Stadtwerken Schwäbisch Hall (11.12.06)

 

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