7.06.2005

Artikel

CASTOR-Transport
Rossendorf-Ahaus

Widerstand verdoppelt

Es muß - wenn es auch gegen deren Schere im Kopf meist aussichtslos ist - immer und immer wieder den bei CASTOR-Transporten anwesenden JournalistInnen gesagt werden: Das vorrangige Ziel der CASTOR-Blockaden ist es, die Transporte so teuer wie irgend möglich zu machen. Seit 2000, seit Beginn der als "Atom-Ausstieg" etikettierten AKW-Bestandsgarantie, konnten Staat und Atom-Mafia weniger als 270 CASTOR-Transporte durchführen. Das sind nur rund die Hälfte der ursprünglich für diesen Zeitraum vorgesehenen Transporte - wie aus offiziellen Zahlen aus dem Hause des Atom-Ministers Trittin hervorgeht.

Dies und die immensen Kosten der Polizei-Einsätze sind ein - wenn auch bislang unsichtbarer - Erfolg der Anti-Atom-Bewegung. Der Widerstand hat auch trotz der propagandistischen Artikel der 'taz' ("Ein paar Minuten Castor-Stopp" - Schlagzeile in der heutigen Ausgabe) in den letzten fünf Jahren zugenommen und zu den herbstlichen CASTOR-Blockade im Wendland sind immer mehr junge Menschen dazu gestoßen.

Auch gegen den gestrigen zweiten1 CASTOR-Transport haben sich allein bei Ahaus über 2000 Atomkraft-GegnerInnen beteiligt - für einen Werktag eine beachtliche Zahl. Mehrere gewaltfreie Straßen-Blockaden wurden von der Polizei mit manchmal mehr, manchmal weniger rüden Methoden geräumt. Der Transport mußte wegen der flächendeckenden Präsenz der Atomkraft-GegnerInnen entlang der gesamten Strecke von Hubschraubern begleitet werden, was die maroden Finanzen des Landes NRW zu sprengen droht. Aber auch in Sachsen und Thüringen war der martialische Aufwand im Dienste der Atom-Mafia kaum geringer: Nahezu jede Autobahnbrücke auf der rund 600 Kilometer langen Strecke quer durch Deutschland wurde mit riesigem Personaleinsatz von der Polizei abgeriegelt. Nebeneffekt: Die Anti-Atom-Bewegung hat so zugleich zur Arbeitsplatzsicherung beigetragen.

Der CASTOR-Transort hat heute, Dienstag, das Zwischenlager Ahaus erst gegen 5 Uhr morgens erreicht. Der hochradioaktive Müll stammt aus dem 1991 stillgelegten DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden. Die sächsische Landesregierung argumentiert damit, daß eine weitere Lagerung der Mülls aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei. Die NRW-Landesregierung hatte lange versucht gegen diese - insbesondere für die angebliche "aufrechte Grüne" Ministerin Bärbel Höhn - wenig publicityträchtigen CASTOR-Transporte juristisch vorzugehen und so immerhin erreicht, daß sie bis nach den NRW-Wahlen verschoben wurden. Genutzt hat es "Rot-Grün" nichts. Immer weniger Menschen lassen sich durch ein "C" im Parteinamen, durch rote oder grüne Tünche zum Narren halten.

Neuerdings versucht nun die PDS, die verwaiste Stelle der "Grünen" einzunehmen und sich der Anti-Atom-Bewegung anzudienen. Der Umweltausschuß des Sächsischen Landtages mußte sich am Montag auf einer Sondersitzung mit den CASTOR-Transporten befassen. Erwartungsgemäß scheiterte dieser Versuch der PDS, den "Transport in letzter Minute zu stoppen." Immerhin gelangte so in die Öffentlichkeit, daß auch für diesen Transport Atom-Minister Trittin die oberste Entscheidungsinstanz ist. Eines hat die sächsische PDS aber noch nicht verstanden: Staatstreu empörte sie sich über die "horrenden" Kosten des Transports.

 

Ute Daniels

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere bisherigen Beiträge

      'CASTOR-Alarm: Zweiter CASTOR-Transport
      von Rossendorf nach Ahaus'
      (4.06.05)

      'CASTOR-Transport Rossendorf-Ahaus
      Illegale Umleitung'
      (31.05.05)

      'CASTOR-Alarm:
      Provokative Atommüll-Verschieberei von Dresden nach Ahaus
      (23.05.05)

      'CASTOR nach Ahaus vermutlich erst im Herbst' (25.05.04)

      'CASTOR-Proteste in Dresden' (24.02.04)

Siehe auch unsere Beiträge

      'CASTOR-Behälter angeblich sicher ohne Falltests' (6.02.05)

      'sueddeutsche-online ahnungslos'
      Castor-"Information" ohne jede Sachkenntnis (4.01.05)

      'Beton-Köpfe für CASTOR-Transporte'

 

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