Für Abschaltung des AKW Gösgen und gegen neue AKW
Am Schweizer Atomkraftwerk Gösgen bei Solothurn fand am gestrigen Pfingstmontag bei sommerlicher Hitze eine Groß-Demonstration mit rund 5000 TeilnehmerInnen statt. Auffallend war der hohe Anteil junger Menschen, die sich unter dem Motto "MenschenStrom gegen Atom" beteiligten. Auch "VeteranInnen" aus der Anfangszeit der Schweizer Anti-AKW-Bewegung in den 1970er Jahren wurden begrüßt.
Zur Demo am Pfingstmontag hatten insgesamt 83 Organisationen und Parteien aus der Schweiz sowie aus Frankreich, Österreich und Deutschland aufgerufen. Rund 700 Menschen marschierten mit Transparenten in Aarau los. Zahlreiche Menschen schlossen sich der Demo vom Bahnhof in Däniken an. Die Schlußkundgebung fand in Olten statt. Zu sehen waren viele kleine lachende Sonnen - auf gelben Ballonen, auf Plakaten, auf T-Shirts oder auf den bereits vor über 30 Jahren bekannten "Atomkraft? - Nein Danke!"-Buttons.
In den Redebeiträgen wurde besonders hervorgehoben, daß die Atomenergie dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien im Wege stehe. Matteo Buzzi von Greenpeace Ticino wies darauf hin, daß gerade in der "Sonnenstube der Schweiz" die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien sehr gut seien. So war unter anderem zu hören: "Deutschland hat 150 Mal mehr Solarstrom als die Schweiz: Ist das vielleicht deshalb, weil wir eine Atomlobby haben, die mit käuflichen Politikern seit 30 Jahren jeden Fortschritt zu blockieren versucht?"
Von Politik und Strom-Konzernen wurde der Bau neuer AKW in der Schweiz angekündigt. Ein Referendum soll hierüber im Jahr 2013 entscheiden. In den vergangenen Jahren wurde zudem die Betriebsgenehmigung einiger Schweizer Atomkraftwerke verlängert. Die Schweizer Anti-AKW-Bewegung will in den kommenden beiden Jahren ihren Kampf gegen die Atomenergie auf das Referendum konzentrieren. Der "heutige Protestzug" sei erst der Anfang, sagte Leo Scherrer von Greenpeace Schweiz. Die alten Schweizer AKW Mühleberg und Beznau gehörten zu den "gefährlichsten Industrieanlagen Europas" und sofort abgestellt.
Hannes Lämmler vom 'Forum Civique Européen' schilderte in seinem Redebeitrag die Situation im westafrikanischen Mali. Die 15.000 EinwohnerInnen von Falea sehen sich dort mit weit fortgeschrittenen Uran-Abbauplänen des französischen Atomkonzerns Areva konfrontiert. Ihre Möglichkeiten, sich zu wehren, sind begrenzt. Lämmler berichtete von den für Mensch und Tiere verheerenden Folgen des Uranabbaus in verschiedenen Ländern der Welt. Was jetzt in Mali geschehe, so Lämmler, bedeute, dass man "am Anfang einer weiteren noch zerstörerischen Ära der Kolonisation" stehe: des Land- und Rohstoffraubes durch multinationale Konzerne. Auch dagegen gelte es sich zur Wehr zur setzen, forderte Lämmler.
Erst 20 Jahre alt, verwies Hannah Fasnacht von 'Klar!Schweiz' und als Vertreterin der vielen mitmarschierenden Jugendlichen auf die nach wie vor ungelöste Beseitigung des Atommülls. Dessen Entsorgung bleibe "unlautere Symptombekämpfung", wenn man nicht die Quelle der Atommüllverseuchung stopfe. "Heute bin ich zwanzig, aber ich weiß, daß die Atommüll-Problematik mich auch als neunzigjährige Frau noch auf Trab halten wird. Wir sind dafür verantwortlich, daß für den Atommüll nur die sicherste Lösung ohne ungelöste Fragen und Probleme und ohne zeitlichen Druck realisiert wird."
In der Schweiz formierte sich die Anti-AKW-Bewegung ab dem Jahr 1970. Eine entscheidende Wegmarke war 1975 die Besetzung des Geländes des geplanten AKW Kaiseraugst.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Schlechte Noten für Schweizer Atomkraftwerke
Verfahren gegen zwei AKW-Betreiber (6.05.10)
Schweizer AKW Mühleberg bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?
Unbefristete Betriebsgenehmigung ohne BürgerInnenbeteiligung
(22.12.09)
August 2009: "Panne" im AKW Beznau
Zwei Angestellte verstrahlt - bis heute verharmlost (9.11.09)
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Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)
Patt bei Atomenergie in der Schweiz
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(31.08.07)
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(20.07.04)
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