BUND und ASG schlagen Alarm
Bislang sind Deutschlands Alleen allenfalls in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf dem Papier geschützt. Doch nach wie vor werden auch dort mehr Allee-Bäume gefällt als nachgepflanzt.1
In Brandenburg sind die Alleen nach aktuellen Erhebungen in den letzten fünf Jahren von 12.000 Kilometer auf 8.000 Kilometer geschrumpft. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Altbestand seit 1990 jährlich um etwa 80 Kilometer zurückgegangen. Der aktuelle Bestand liegt bei rund 4.300 Kilometer Alleen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Alleenschutzgemeinschaft (ASG) forderten heute ((Mittwoch), den Alleen-Schutz deutschlandweit im Umweltgesetzbuch und in den Landesnaturschutzgesetzen zu regeln.
Auch nach Ansicht von BUND und ASG bedürfen Alleen eines besonderen Schutzes. Sie bieten einen unverzichtbaren Lebensraum für viele Tierarten und dienen als Erosions- und Windschutz sowie Feinstaubfilter. Im Vergleich zu Frankreich ist Deutschland beim Schutz der Alleen (Rück-)Entwicklungsland.
BUND und ASG fordern, den Alleen-Bestand in Deutschland in einem Kataster zu erfassen. Bisher gebe es nur für wenige Bundesländer verläßliche Zahlen. Deutschlandweit gibt es nach aktuellen Schätzungen nur noch 23.000 Kilometer Alleen.
Gefährdet sind Alleebäume vor allem durch die Straßenbaubehörden, durch unsachgemäße Schnittmaßnahmen und das Tausalz des Winterdienstes. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Alleen leisten einen unschätzbaren Beitrag für den Umwelt- und Naturschutz. Sie sind Heimat vieler zum Teil auch gefährdeter Tiere, sie verbinden Lebensräume und filtern Schadstoffe aus der Luft. Der Rückgang der Alleen muß deshalb sofort gestoppt werden."
An erster Stelle müssen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um gefällte Bäume ersetzen zu können. Statt die Straßenbauämter durch angekündigte Verordnungen immer mehr auf eine Feindschaft gegen jeden Baum mit weniger als 9 Meter Abstand zum Straßenrand einzuschwören, müssen diese für den Erhalt der Straßenbäume verpflichtet werden. Statt dem seit einigen Jahren wieder ungehemmt um sich greifenden Einsatz von Streusalz muß die Verwendung von Splitt zwingend vorgeschrieben werden. Schwerlastverkehr muß von Kreis- und Bundesstraßen verbannt werden. Statt für breitere Straßen jährlich zehntausende Bäume zu fällen, ist ein Tempolimit von 80 km/h ein weit wirksameres Instrument, um mehr Verkehrssicherheit zu erreichen.
Der ASG-Vorsitzende Ingo Lehmann fordert, den Alleen-Schutz bei Straßenbau- und Unterhaltungsmaßnahmen stärker zu berücksichtigen. "Gerade in Ostdeutschland werden alte Baumbestände unwiederbringlich abgeholzt oder durch Fällung zehntausender Bäume pro Jahr ausgedünnt, um Straßen nach Bundesnorm zu verbreitern. Die Ersatzbepflanzungen erfolgen jedoch noch nicht einmal im Verhältnis von 1 zu 1 und können die Funktionen der Alleebäume im Biotopverbund nicht ersetzen. Wir brauchen eine flexiblere, an die örtlichen Gegebenheiten und unterschiedlichen Straßenkategorien angepaßte Anwendung der Bundesnorm, damit nicht mehr Bäume als unbedingt notwendig verschwinden." Kurzfristig müßten entstandene Großlücken neu bepflanzt werden.
Woher die nötigen finanziellen Mittel kommen sollen, ist allerdings eine offene Frage. Die Politik der Bundesregierung ebenso wie die sämtlicher Landesregierungen scheint von einem Haß auf alles Lebendige geleitet zu sein. Der heutige Bundes-Atomminister Signar Gabriel erfüllt die ihm von den Mächtigen in den Konzernzentralen gestellten Aufträge ebenso effizient und "politisch glaubwürdig" wie seine VorgängerInnen Trittin, Merkel, Wallmann und Töpfer.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Im Zeichen der Klimakatatstrophe:
Alleen werden weiter dezimiert (19.12.07)
Alleen-Zerstörung
schreitet trotz warmer Worte voran (26.07.07)
Bastaer Allee mit jungen Bäumen ergänzt (12.04.04)
Stehen Alleebäume dem Autoverkehr im Weg? (26.02.04)
Tag des BaumFÄLLeNs
Stolpe und Trittin in verteilten Rollen (25.04.03)
Bald keine Bäume mehr an Deutschlands Straßen? (28.07.2000)