Stiglitz hält Rezession für möglich
G. W. Bush will zum Ende seiner Präsidentschaft noch einmal Handlungsfähigkeit beweisen. Nach zunehmender Kritik in den US-Medien am Verhalten der Regierung im Vorfeld der Kreditkrise will der US-Präsident nun eine Reihe von Reformen zur Überwindung der Turbulenzen einleiten. Auch in Deutschland werden die Rufe in den Medien nach neuen Regeln lauter. Kanzlerin Merkel hat angeblich die Rating-Agenturen im Visier. Wegen dem Desaster mit der SachsenLB soll das Publikum mit
Politiker-Rücktritten beruhigt werden.
Besonders deutlich wurde die Untätigkeit der US-Regierung gerade erst durch die drastischen, gestern veröffentlichen Geschäftszahlen des halbstaatlichen US-Immobilien-Konzerns 'Freddie Mac'. 1 Der zweit- größte US-amerikanische Aufkäufer von Immobilien-Darlehen hat im zweiten Quartal nur noch halb so viel verdient wie im Vorjahr. Dabei decken die aktuell veröffentlichten Zahlen nur den Zeitraum bis zum 30. Juni ab.
G. W. Bush verspricht nun Kredithilfen für HausbesitzerInnen mit Zahlungsschwierigkeiten, Steuererleichterungen und strengere Bedingungen für die Kreditvergabe. US-Präsident G. W. Bush will das Maßnahmenpaket am Montag dem Kongress vorschlagen. Unter anderem werde Bush eine Anhebung der Höchstgrenzen bei Bundesversicherungen für Hypotheken anregen, berichten mehrere US-Zeitungen. Zudem werde Bush an Banken und andere Kreditinstitute appellieren, mit Schuldnern maßvoll umzugehen. Auch Steuererleichterungen seien im Gespräch.
Viele Analysten hatten zuvor gewarnt, die Krise könne die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen. Auch der frühere Chefvolkswirt der Weltbank, Joseph Stiglitz, erklärte gestern, er halte einen längeren Wirtschaftsabschwung in den USA für möglich. Er griff die US-Regierung scharf an. Die Kreditkrise sei ein "absolut vorhersagbares Desaster" gewesen und gehe auf die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Bush zurück, sagte Stiglitz. Die Steuersenkung für die reichen Bürger und die sinkenden Zinssätze hätten die Menschen dazu verführt, Kredite über ihrer Leistungsfähigkeit aufzunehmen. Die USA lebten über ihre Verhältnisse.
Laut mehreren US-Zeitungen plant Bush auch eine Reform der Wohnungsbaubehörde des Bundes, der Federal Housing Administration, damit man diesen Kreditnehmern mit Zahlungsproblemen flexibler helfen könne. So solle die Behörde mit Kreditbürgschaften einspringen können, wenn Schuldner in Zahlungsverzug gerieten, berichtete das 'Wall Street Journal'. Die Federal Housing Administration wurde während der großen Depression in den 1930-er Jahren geschaffen, als das Bankensystem in den USA zusammenbrach und Millionen Menschen obdachlos wurden.
Nach Angaben der 'Washington Post' und der 'New York Times' wird die Zahl der Hypotheken von HausbesitzerInnen mit Kreditproblemen und mit Häusern, die unter Wertverlust leiden, auf zwei Millionen geschätzt. Die damit verbundenen Werte beliefen sich auf 500 bis 600 Milliarden US-Dollar. Viele der in Not geratenen HausbesitzerInnen sind GeringverdienerInnen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe auch unsere Artikel:
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