Heute erfolgte der Startschuß für ein neuartiges Energie-Projekt. In Gaildorf im Nord-Osten Baden-Württembergs werden vier Windkraft-Anlagen gebaut, die zusammen mit einem Pumpspeicher-Kraftwerk eine Einheit bilden werden. Bereits in zweieinhalb bis drei Jahren kann das Gaildorfer “Naturstromspeicher-Kraftwerk” ans Netz gehen und mehr als 10.000 Haushalte mit Strom versorgen.
Der Wasserkraft-Experte Alexander Schechner betreibt seit Beginn der 1990er Jahre einige kleinere Fluß-Wasserkraftwerke. Nun realisiert er einen Plan, der er erst vor wenigen Monaten ausgearbeitet hat. Dabei ersetzen die Türme von vier auf dem Berg positionierten Windkraft-Anlagen mit einer Leistung von jeweils 4,5 Megawatt den oberen der üblicherweise zwei Speicherseen eines Pumpspeicherkraftwerks: Sie sollen insgesamt 160.000 Kubikmeter Wasser fassen. Überschüssiger Strom der vier Windkraft-Anlagen wird dabei dazu verwendet, Wasser aus dem Untersee in die Türme zu pumpen. Im Falle von Flaute oder bei erhöhtem Strombedarf schießt das Wasser nach dem Prinzip eines Pumpspeicher-Kraftwerks durch Rohrleitungen mit einem Durchmesser von 1,50 Metern in den Untersee und verwandelt die gespeicherte Energie in Strom zurück. Die gespeicherten rund 70 Megawattstunden können "eine verlässliche, planbare und an den Verbrauch im Stromnetz angepasste Stromlieferung sichern," erklärt Schechner selbstbewußt.
Darüber hinaus soll das "Naturstromspeicher-Kraftwerk" einen Beitrag zur benötigten Regelenergie leisten. Diese wird benötigt, damit das Stromnetz immer über die unmittelbaren Reserven zur Stabilisierung der so genannten Nutzfrequenz und schließlich auch der Netzspannung verfügt. Die Anlage trägt so einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der Energiewende bei. Der Einsatz von Speichertechnologie ermöglicht es, daß die erneuerbaren Energien bei einem konsequenten Ausbau schon in wenigen Jahren zu hundert Prozent die Stromversorgung Deutschlands sichern können.
Neben Pumpspeicher- und Druckluft-Kraftwerken (eine Technologie, die in den USA bereits seit über 20 Jahren erfolgreich eingesetzt wird, in Deutschland jedoch wegen der dabei benötigten unterirdischen Hohlräume in direkter Konkurrenz zur umstrittenen CCS-Technologie steht) spielt der Ausbau des europäischen Stromnetz-Verbundes eine wichtige Rolle. Auch die immer stärker vorangetriebene Einspeisung von Wasserstoff aus Windkraft- und Solar-Strom ins Gasnetz wird zum Ausgleich der wetterbedingten Schwankungen bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien beitragen.
Bei der Realisierung des "Naturstromspeicher-Kraftwerks" in Gaildorf engagieren sich Voith Hydro aus Heidenheim, Weltmarktführer auf dem Sektor Pumpspeicherkraft, und Max Bögl aus Sengenthal, ein Bauunternehmen, das bereits seit vielen Jahren im Bereich der Windenergie Erfahrungen gesammelt hat. Das spanische Unternehmen Gamesa liefert die Windturbinen. Die Investitionen haben insgesamt ein Volumen von 35 bis 40 Millionen Euro.
Anmerkungen
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