27.10.2005

Artikel

Die Froschkartoffel

Die heutige Gentechnik läßt jegliches Risikobewußtsein vermissen

Aus der konventionellen Landwirtschaft ist zur genüge bekannt, daß die permanente Beigabe von Antibiotika im Futter zur Bildung von resistenten Bakterienstämmen geführt hat. Auch die entsprechenden Resistenzbildungen bei der Einbringung von Antibiotika über die Gülle in Boden und Grundwasser werden heute in Fachkreisen mit großer Sorge diskutiert. Dennoch rühmen sich Gentech-ForscherInnen der Victoria-Universität in Kanada, eine genetisch veränderte Kartoffellinie entwickelt zu haben, die das Antibiotika-produzierende Gen eines Froschs in sich trägt.

Der als "Gen-Spender" verwendete winzige Baumfrosch Phyllomedusa bicolor stammt aus dem tropischen Regenwald Südafrikas. Laut Auskunft der ForscherInnen bewirkt das Frosch-Gen in der Kartoffel eine antibiotische Abwehr gleich mehrerer bakterieller Kartoffel- Krankeiten, die da heißen Kraut- und Knollenfäule, Trockenfäule, Naßfäule und Schwarzbeinigkeit. Der Frosch produziert eines der stärksten Antibiotika in seiner Klasse. Doch sicherlich wird dieses Antibiotikum im Organismus des Frosches nicht permanent produziert, sondern immer nur im Fall einer bakteriellen Infektion.

Wohlgemut und ohne jegliches Risikobewußtsein wird vom Forschungs-Team der Victoria-Universität bereits verkündet, daß das gentechnische Verfahren auch für andere Arten wie Weizen, Gerste oder Zuckerrüben genutzt werden könnte. Beim fraglichen Antibiotikum handelt es sich um Dermaseptin, das auch unter dem handelsnamen B1 bekannt ist. Immerhin räumt das Forschungs-Team ein, daß Fragen der Toxizität, also der Giftigkeit der Kartoffel für den Menschen, oder der Beständigkeit, also wie lange das Antibiotikum von der genmanipulierten Kartoffelsorte produziert wird, bisher nicht geklärt seien.

 

Solveig Brendel

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

    'Rumänien mit Gen-Soja illegal verseucht' (10.10.05)

    'REACH bremst Tierversuche nicht'
    Die Rolle von Tierversuchen beim Aufstieg und Fall der "Gentherapie"
    (4.10.05)

    'Monsanto knebelt US-Landwirtschaft' (26.04.05)

    'Künast als Terminatorin der Öko-Landwirtschaft?
    2005 dürfen über 1.000 Hektar Gen-Mais angebaut werden' (19.03.05)

    'Brasilien erlaubt Anbau von Gen-Pflanzen' (4.03.05)

    'Ministerin contra - Ministeriale pro Gentech?
    'Report Mainz' enthüllt wahre Aufgabe des Künast-Ministeriums'
    (1.03.05)

    'Gen-Mais im Vogelschutzgebiet
    Künasts Gentech-Gesetz wirkt' (18.02.05)

 

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