Greenpeace setzt Kampagne gegen den Einsatz von genmanipuliertem Tierfutter bei
für Müller-Milch erzeugten Produkten fort
Heute machte Müller-Milch beim Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Köln einen weitreichenden Rückzieher. Damit hat die Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG einen Tag vor der Verkündung des Urteils den Kernpunkt seiner einstweiligen Verfügung1 gegen Greenpeace zurückgezogen.
Das Unternehmen will im laufenden Gerichtsverfahren die Bezeichnung seiner Produkte als mit "Gen-Milch" produziert nicht mehr verbieten lassen, wenn damit gemeint sei, daß die Milchkühe genmanipuliertes Futter bekommen haben. Bisher hatte Müller-Milch die Auffassung vertreten, das Wort "Gen-Milch" dürfe nur dann verwendet werden, wenn tatsächlich Bestandteile von Gen-Pflanzen im Milchprodukt enthalten seien.
Daß seine Milchkühe Gen-Futter bekommen, hatte Greenpeace schon im April dieses Jahres durch Analysen aufgezeigt2. Zudem hatte der Konzern inzwischen mehrfach eingeräumt, seine Produkte unter Verwendung von genmanipuliertem Tierfutter herzustellen.
Am 23. Juni dieses Jahres hatte das Landgericht Köln Greenpeace die Verwendung des Wortes "Gen-Milch" im Zusammenhang mit Produkten von Müller-Milch untersagt. Gegen das Urteil legte Greenpeace Berufung beim Oberlandesgericht ein. In einer Anhörung am 30. September signalisierte das Oberlandesgericht bereits öffentlich, daß es voraussichtlich der Auffassung von Greenpeace folgen werde und Milch von Kuehen, die genmanipuliertes Futter bekommen, im Rahmen der freien Meinungsäußerung "Gen-Milch" genannt werden darf - unabhängig davon, ob Gen-Veränderungen im Milchprodukt nachweisbar sind.
Das Gericht hatte zudem darauf hingewiesen, daß es Organisationen wie Greenpeace, die nicht mit Müller-Milch in wirtschaftlichem Wettbewerb stehen, durchaus erlaubt sei, VerbraucherInnen aufzufordern, bestimmte Produkte nicht mehr zu kaufen, selbst wenn damit Umsatzeinbußen für das betreffende Unternehmen verbunden seien.
"Die Verwendung von Gen-Soja und Gen-Mais im Tierfutter fördert den Anbau dieser genmanipulierten Pflanzen", erklärte Carmen Ulmen, Gentechnik-Sprecherin von Greenpeace. Gen-Pflanzen breiten sich in der Natur unkontrollierbar aus und sind im Falle von Umwelt- oder Gesundheitsgefahren nicht wieder rückholbar. Zudem gefährdet die Gentechnik langfristig sowohl die konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft.
Müller-Milch stehen mindestens zwei Wege offen, um auf Gen-Futter zu verzichten: Zum einen, indem der Lebensmittel-Konzern seine Zulieferer anhält, nur gentechnikfreies Soja zu verfüttern. Andere Lebensmittel-Konzerne haben diesen Weg bereits ohne Einbußen beschritten. Noch bietet beispielsweise Brasilien ausreichend gentechnikfreies Soja an. Und die entsprechende nachfrage hat wiederum Einfluß darauf, was in jenen Ländern angebaut wird. Zum anderen besteht für Müller-Milch die Alternative, als Futtermittel von Soja auf Raps umzusteigen. Raps bietet auch auf der europäische Markt in ausreichendem Umfang und Raps ist gegenüber Soja - gerade bei der Milchvieh-Fütterung - als gleichwertig anzusetzen.
Christian Semmler
Anmerkung:
1 Siehe unsere Artikel
'Müller-Milch verklagt Greenpeace' (2.06.04)
'Müller-Milch macht Gen-Widerstand nur populärer' (24.06.04)
2 Siehe unsere Artikel
'Wahlfreiheit zwischen Gen-Futter und Gen-Futter' (22.04.04)
'Greenpeace kennzeichnet bundesweit Gen-Milch' (18.05.04)
'Wissenschaftsskandal' (21.06.04)