18.01.2004

Artikel

»Stoppt Kleinwaffen«
Eine wenig beachtete
Ausstellung im Bundestag

Obwohl oder vielleicht gerade weil die Ausstellung im Bundestag stattfindet und eine unmißverständliche Anklage gegen die Politik von "Rot-Grün" darstellte, findet sie wenig Beachtung in Medien und Öffentlichkeit.

Auch unter der gegenwärtigen Bundesregierung werden entgegen allen Versprechungen weiterhin Kleinwaffen in Kriegsgebiete exportiert. Daß Kleinwaffen eine besonders perfide und effektive Form von Massenvernichtungswaffen sind, haben wir auf unseren Seiten bereits mehrfach aufgezeigt.1 Unter dem Motto »Stoppt Kleinwaffen« dokumentiert das Kinderhilfswerk UNICEF die weltweite Bedrohung durch diese am meisten verbreiteten Waffen. In Bürgerkriegen sterben Jahr für Jahr2 tausende durch Gewehre, Pistolen und Revolver. Sie sind fast überall leicht zu bekommen und ebenso leicht zu handhaben.

Zur Eröffnung kam eine ehemalige Kindersoldatin aus Uganda, China Keitetsi: "Als ich neun Jahre alt war, haben sie mir eine Waffe gegeben. Wegen dieser Waffe kann ich nie wieder unschuldig sein. Meine Träume, meine Seele sind zerstört. Ich sah wie das Blut meiner Kameraden im Boden versickerte. Und all diese Bilder habe ich in meinem Gedächtnis gespeichert. Und diese Bilder sind es, die ich sehe, wenn ich nachts schlafe. " Die junge Frau spricht für 300.000 Kinder weltweit, die zum Morden mißbraucht werden. Und meist sind nicht vordergründige Stammesrivalitäten die Ursache für ihren Einsatz, sondern handfeste Interessen von internationalen Konzernen wirken im Verborgenen.3 Jahr für Jahr werden Kindersoldaten mit neue, leichten Waffen in den Krieg geschickt. Auch dies ein mörderisches Geschäft für die Industrieländer.

Und deutsche Waffenfabriken stehen beim Abschöpfen des Profits aus dem Blutbad in der ersten Reihe. Direkt, über Zwischenstationen oder über den Umweg der Vergabe von lukrativen Lizenzen gelangen deutsche Waffen oft in die Hände beider Seiten, die sich für "freedom and democracy" oder welche heuchlerischen Parolen auch immer gegenseitig vernichten dürfen.

Heuchlerisch unterstützte auch der "grüne" deutsche Außenminister Joseph Fischer die UNICEF-Unterschriftenaktion »Stoppt Kleinwaffen«. Tatsächlich jedoch genehmigt "Rot-Grün" weiterhin den Export von Kleinwaffen - auch in Krisenregionen. Deutsche Waffenlieferungen überziehen den Globus - oft über sogenannte Drittländer. Doch selbst in einige afrikanische Staaten, in die nach offiziellen Angaben keine Waffen mehr geliefert werden durften, wurden diese unter Bruch der eigenen Auflagen dennoch geliefert. Interviews zu diesem Thema lehnen Gerhard Schröder und Joseph Fischer generell ab. Und im Bundestag existiert keine Mehrheit, die bereit wäre die von vielen wie beispielsweise der "grünen" Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer verbal unterstütze Forderung in Gesetzesform zu gießen.

Die ehemalige ugandische Kindersoldatin China Keitetsi appelliert an die BesucherInnen der Ausstellung: "Und bitte, wenn Sie jetzt gehen, haben sie kein Mitleid mit mir. Ich denke Sie sollten mit denjenigen Mitleid haben, die nicht weinen dürfen. Ich darf weinen. Ich darf sprechen. Ich darf fühlen. Die Menschen, mit denen sie Mitleid haben sollten, sind die Kinder, die immer noch dort sind."

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch folgende Texte auf unseren Seiten:
    Rede von Jürgen Grässlin vor dem Firmengelände
        von 'Heckler & Koch' v. 22.03.2003
    'G36 - rot-grüne Beihilfe zum Völkermord?' v. 7.02.2001
    UNICEF-Aufruf zur Ächtung der sogenannten Kleinwaffen

2 Siehe auch unseren Artikel
    'Die vergessenen Kriege' v. 29.03.2003

3 Siehe beispielsweise unseren Artikel
    'Was macht den Kongo plötzlich so interessant?' v. 22.06.2003

 

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