Botswanas Regierung wird für die "erniedrigende Behandlung" der botswanischen Urbevölkerung schuldig befunden. In seinem Urteil über die Klage der !Kung ("Buschmänner") um Wasserrechte anerkennt das botswanische Berufungsgericht die "erschütternde Geschichte menschlichen Leids und Verzweiflung". Das Gericht hob ein Urteil aus dem vergangenen Jahr auf und bestätigte damit die zuletzt gerichtlich bestrittenen Wasserrechte der !Kung.
Die !Kung, die von den früheren Kolonialherren abfällig als "Buschmänner" und heute oft auch als Gana- und Gwi-Volk bezeichnet werden, waren mit Unterstützung der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' gegen ein Urteil des Obersten Gerichts vom vergangenen Jahr in Berufung gegangen. In diesem Urteil war ihnen entsprechend dem Interesse der botswanischen Regierung und internationaler Diamanten-Konzerne das ihnen zustehende Recht auf Wasser aberkannt worden. Obwohl ihnen formal mit einem Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2006 die Rückkehr in ihre Heimat in der Kalahari zugestanden wurde, versuchte die botswanische Regierung in den vergangenen Jahren das Leben der !Kung in der äußerst trockenen Region unmöglich zu machen, indem sie den !Kung das Graben von Brunnen untersagte und einen traditionellen Brunnen, aus welchem sie seit Jahrzehnten Trinkwasser bezogen hatten, versiegelte.
Zugleich wurde der Abbau von Diamanten in gewaltigen Tagebau-Minen auf dem angestammten Land der !Kung erlaubt und das Touristik-Unternehmen 'Wilderness Safaris' erhielt die Genehmigung, dort eine Luxus Lodge mit Swimmingpool zu eröffnen. 30.000 Menschen haben inzwischen eine Petition unterzeichnet, die 'Wilderness Safaris' auffordert seine Lodge vom Land der Buschleute zu entfernen. Erst kürzlich erteilte die Regierung Botswanas dem Konzern Gem Diamonds eine Genehmigung für den Bau einer weiteren Diamanten-Mine auf dem Land der !Kung. Botswana bestreitet seinen Staatshaushalt weit überwiegend aus den Konzessionszahlungen der Diamanten-Konzerne. 74 Prozent des Exports in Höhe von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro pro Jahr entfällt allein auf Diamanten. Zugleich untersagte die Regierung den !Kung die traditionelle Jagd in ihrer Heimat.
Stephen Corry, Direktor von 'Survival Intrnational' hofft nun auf die Einsicht der Regierung Botswanas und freut sich über das für die !Kung ermutigende Urteil: "Dies ist ein großer Erfolg."
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Kampf um Wasser in Botswana
!Kung-Aktivist Jumanda Gakelebone festgenommen (25.01.11)
Survival International ruft auf zum Boykott
des Tourismus in Botswana (27.09.10)
Touristik-Unternehmen erhält Preis
trotz Mißachtung von Menschenrechten (16.09.10)
!Kung legen Berufung ein
Menschenrecht Wasser (2.09.10)
Botswanas oberstes Gericht mißachtet Menschenrechte
Den !Kung wird der Zugang zu Wasser verwehrt (22.07.10)
Menschenrechtsverletzung in Botswana
!Kung dürfen Angehörigen kein Wasser bringen (19.07.10)
US-Menschenrechtsbericht kritisiert Botswana scharf
Fortgesetzte Diskriminierung der UreinwohnerInnen (8.04.10)
UN-Bericht verurteilt
Botswanas Umgang mit dem Volk der !Kung
Forderung nach Zugang zu Wasser (6.03.10)
Ein schwedischer Preis
und die Diamanten Südafrikas
Hoffnung für die UreinwohnerInnen der Kalahari? (3.10.05)
Badische Zeitung schaut weg bei Völkermord
Botswana wird als "Musterländle" dargestellt
Schleichender Genozid an den !Kung (3.06.05)
Die Ethnie der !Kung kämpft ums Überleben
Botswanas Regierung setzt kulturelle Ausrottung fort (15.07.04)