4.08.2010

Golf von Mexiko
BP versiegelt Öl-Bohrloch
Auswirkungen der Ölpest
noch mindestens 10 Jahre

BP nach Greenpeace Der Öl-Konzern BP meldet, die Aktion "Static Kill" zur Versiegelung des monatelang unkontrolliert Erdöl ausspeienden Bohrlochs sei erfolgreich verlaufen. Nach der Explosion auf der Bohrinsel 'Deepwater Horizon' am 20. April, bei der elf Menschen ums Leben kamen, waren nach offiziellen Angaben rund 4,9 Millionen Barrel (780 Millionen Liter) in den Golf von Mexiko und in den ökologisch besonders sensiblen Mündungsbereich des Mississippi gelangt. Die Auswirkungen der Ölpest werden die Natur trotz aufwendiger Säuberungsmaßnahmen noch mindestens für ein Jahrzehnt belasten.

Bei der Aktion "Static Kill" (die Verantwortlichen bei BP scheinen eine Vorliebe für martialische Bezeichnungen zu haben) wurde seit Dienstagnachmittag Ortszeit acht Stunden lang schwerer Schlamm in das Bohrloch gepreßt. Dabei wurde erneut ein hohes Risiko eingegangen, daß die Verschalung des Bohrkanals aufreißt und sich das unter gewaltigem Druck stehende Erdöl neue Austrittswege eröffnet. BP erklärte danach, nun gemeinsam mit dem Chef-Krisenmanager der US-Regierung Thad Allen darüber zu beraten, wie weiter vorgegangen werde.

Von BP, aber auch von den Mainstrean-Medien wird der Eindruck vermittelt, nach dem für Ende der kommenden Woche erwarteten Abschlußarbeiten am Bohrkanal, der noch mit Zement verfüllt werden muß, sei ein Zeitpunkt für "Jubel" oder etwa der "letzte Akt der Ölpest" gekommen. Damit wird erneut die irrationale Fixierung auf die technische Machbarkeit der Katastrophenbekämpfung erkennbar. Vergessen ist bereits - oder es soll vergessen gemacht werden - daß mit Ölbohrungen in Meerestiefen vorgedrungen wurde, wo im Falle von Lecks am Bohrloch keine erprobten technischen Methoden zur Schadensbeseitigung vorhanden sind. Erinnert werden muß daran, daß in den Wochen, in denen Dutzende verschiedener Versuche gestartet wurden, das Bohrloch zu verschließen, Millionen Barrel Erdöl in den Golf von Mexiko strömten. In dieser Zeit zeigte sich nicht nur die Beschränktheit technischer Mittel, die jedem kritischen Menschen bewußt sein sollte, sondern mehr noch die nicht zu verleugnende Tatsache, daß bei Offshore-Ölbohrungen untragbare Risiken eingegangen werden.

Schon jetzt ist die 'Deepwater-Horizon'-Katastrophe das größte Umwelt-Desaster in der Geschichte der USA. Bei dem bislang größten Öl-Unfall, der sich 1979 ebenfalls im Golf von Mexiko ereignete, waren nach einer Explosion auf der mexikanischen Ölförderanlage Ixtoc Uno 3,3 Millionen Barrel (524 Millionen Liter) ins Meer geströmt. Bei der bislang bekanntesten Öl-Katastrophe, der Havarie des Öltankers 'Exxon Valdez', gelangten im Jahr 1989 41 Millionen Liter Öl ins Meer.

In Anbetracht der geschätzten 4,9 Millionen Barrel Öl, die nach dem 20. April in den Golf von Mexiko strömten, droht dem Öl-Konzern BP eine Entschädigungsforderung der US-Regierung in Höhe von 17,6 Milliarden US-Dollar (rund 13 Milliarden Euro). Diese Summe ergibt sich aus einer Regelung des US-Rechts, wonach pro Barrel ausgelaufenen Rohöls eine Strafe von bis zu 4.300 US-Dollar fällig werden. Der Konzern veröffentlichte, er habe zur Begleichung sämtlicher Schadenersatzforderungen Rücklagen in Höhe von 32,2 Milliarden US-Dollar gebildet.

Finanziell läßt sich der Schaden, der an Stränden und an Ökosystemen angerichtet wurde, bislang kaum einschätzen. Doch dies scheint in der Chef-Etage bei BP niemenden zu bekümmern, denn schon startet der Konzern im Mittelmee neue Offshore-Bohrungen in noch größerer Tiefe.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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