3.08.2009

Deutschlands Wasserverbrauch:
160 Milliarden
Kubikmeter jährlich

WWF kritisiert verdeckte Wasser-Importe aus Ländern wie Brasilien und Elfenbeinküste

Nach einer heute (Montag) veröffentlichten Studie der Umweltstiftung WWF hat Deutschland einen jährlichen "Wasser-Fußabdruck" von rund 160 Milliarden Kubikmeter - mehr als dem dreifache Volumen des Bodensees (48 Milliarden Kubikmeter).

In dieser Studie ist nicht allein der direkte Wasserverbrauch berücksichtigt, sondern auch der, welcher für die nach Deutschland importierten Lebensmittel und Industriegüter in den jeweiligen Ländern aufgewendet werden muß. "Umgelegt auf die Einwohnerzahl hat damit jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5.288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht", erläutert Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland. Dabei sank der direkte Wasserverbrauch von Privatpersonen in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf gerade einmal 124 Liter pro Tag.

Rund die Hälfte des deutschen Wasserbedarfs wird nach der WWF-Studie über ausländische Produkte importiert. Damit führt die Bundesrepublik, obwohl sie in einer wasserreichen Region der Erde liegt, jedes Jahr rund 80 Milliarden Kubikmeter Wasser ein.

"Wasserverbrauch ist nichts schlechtes, sondern ein natürlicher Vorgang", erklärt Martin Geiger. "Es kommt aber immer darauf an, wann, wo und wie viel Wasser aus der Natur entnommen wird." Auf diese Gesetzmäßigkeiten müssten sich vor allem Landwirtschaft und Industrie ein- und ihre Produktionsprozesse auf eine effiziente Wassernutzung umstellen. Die Politik solle, so der WWF, einen Rahmen für den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource setzen. Auch Deutschland sei in der Pflicht. Man habe die Verantwortung, bei Importgütern auf deren Wasserverbrauch im Herkunftsland zu achten. Die sozialen und ökologischen Folgen des deutschen Wasser-Fußabdrucks gelte es zu reduzieren.

Neben den privaten Haushalten (5,5 Milliarden Kubikmeter) und der Industrie-(36,4 Milliarden Kubikmeter), hat der Agrar-Sektor (117,6 Milliarden Kubikmeter) den mit Abstand größten Anteil am "Wasser-Fußabdruck". "Die Landwirtschaft beansprucht über 73 Prozent des jährlichen Wasserbedarfs. Davon wird mehr als die Hälfte aus anderen Ländern importiert", sagt Martin Geiger. Das meiste Wasser führt Deutschland über Agrar-Güter aus Brasilien (5,7 Milliarden Kubikmeter), der Elfenbeinküste (4,2 Milliarden Kubikmeter) und Frankreich (3,5 Milliarden Kubikmeter) ein. Doch Deutschland zapft indirekt auch die Wasser-Ressourcen der anderen europäischer Staaten an, die regelmäßig mit Dürren und Trockenheit zu kämpfen haben - wie etwa Türkei (1,9 Milliarden Kubikmeter) oder Spanien (1,8 Milliarden Kubikmeter).

Allein um den Konsum von Kaffee und Kakao in Deutschland zu befriedigen, werden jedes Jahr 20 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht. Als besonders "durstige Güter" gelten außerdem Rind- und Schweinefleisch, Öl-Saaten wie Olive und Ölpalme, oder Baumwolle. Hier zeigt sich, daß eine Umstellung auf vegetarische Ernährung nicht nur beim Klima1, sondern auch bei der globalen Wasserkrise eine entscheidende Rolle spielen könnte.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu unseren Artikel:

      Klimaschutz durch Verzicht auf Fleisch
      Vegetarische Ernährung ... 20.000 Milliarden US-Dollar (17.07.08)

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      Der Rhein wird aufgeheizt
      AKW Fessenheim mit maßgeblichem Beitrag (30.06.09)

      Globale Wasserkrise steht bevor
      Weltwasserforum 2009 in Istanbul (15.03.09)

      Grüne Mauer
      gegen Ausbreitung von Wüsten (25.12.08)

      Hoffnung für Hasankeyf?
      Das Staudamm-Projekt Illisu steht auf der Kippe (31.03.08)

      UN warnt vor weiterer Ausbreitung der Wüsten
      Rückkopplung mit Klimakatastrophe (28.06.07)

      Wasser,
      globale Umweltzerstörung und Klimakatastrophe (14.05.07)

      Dürre in der Sahel-Zone
      als Folge des Klimawandels? (13.10.03)

      Wasser und Weltbank (13.07.03)

      Explosivstoff Wasser
      Nahost braucht eine gerechtere Verteilung des Wassers (4.02.2001)

      Hasankeyf
      - Staudammprojekt des Wahnsinns (7.11.2000)

 

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