22.10.2012

8.000 auf dem Frankfurter Flughafen
Protest auch nach einem Jahr
Landebahn Nordwest

Demo gegen Fluglärm, Frankfurter Flughafen, 21.10.2012  - Foto: Walter Keber
Zu einer Groß-Demonstration, zu der über 60 Bürgerinitiativen im Raum Rhein-Main mobilisiert hatten, kamen am gestrigen Sonntag 8.000 Menschen zum Frankfurter Flughafen. Die Kundgebung richtete sich gegen den zunehmenden Fluglärm, die Klima- und Umweltschäden infolge der Abgase und die dem stetigen Ausbau des Flughafens zugrundeliegende "Profitgeilheit".

Vor einem Jahr kamen 20.000 Menschen zur Demonstration (siehe unseren Artikel vom 23.10.11). Am Tag zuvor war Bundeskanzlerin Angela Merkel eigens zur Einweihung auf der neuen Landebahn mit einem Airbus A319 eingeschwebt. Im Februar waren es immerhin noch 15.000, die dem Aufruf zu einer Groß-Demo folgten. Zwischenzeitlich fanden - außer in den Sommermonaten - immer Montags-Demonstrationen im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens statt, an denen Anfangs zeitweise über 5000 zuletzt aber nur noch ein- bis zweitausend Menschen teilnahmen.

Möglicherweise hat dies mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig vom 4. April 2012 zu tun, das ein Nachtflugverbot zumindest zwischen 23 und 5 Uhr festlegte. Dieses Urteil wurde zwar von den Mainstream-Medien als Erfolg der Fluglärm-GegnerInnen herausgestellt, doch großen Teilen der Protestbewegung geht diese Regelung nicht weit genug: Sie fordern ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr und die Begrenzung der Flugbewegungen. Viele hoffen gar auf einen Rückbau der Landebahn Nordwest. Ob es allerdings hilfreich war, zu Demonstrationen im Wochentakt aufzurufen, ist umstritten. Die Hinweise aus den Reihen der Anti-AKW-Bewegung, den Protest "nicht zu Tode zu reiten" und besser weniger Demos, dafür aber solche mit kreativen Protestformen zu organisieren, wurden offenbar in den Wind geschlagen.

Die hessische Landesregierung zeigt sich bislang von den Demonstrationen unbeeindruckt. Ministerpräsident Volker Bouffier, der den Flughafen als "Herzmuskel" der wirtschaftlichen Entwicklung besang, versucht allenfalls mit kleinen technischen Änderungen die verschiedenen betroffenen Gemeinden gegeneinander auszuspielen. Und sein Wirtschaftsminister Florian Rentsch verteidigte wenige Tage vor dem Jubiläum die neue Landebahn und wies zugleich auf die "positive Wirkung des Nachtflugverbots" hin.

Dabei war das Wetter mit warmer Oktober-Sonne am gestrigen Sonntag geradezu einladend. Bei Temperaturen von über 20 Grad strahlte die Straße neben der Landebahn im Gelb der Protestplakate und Transparente. "Heute ist schwarzer Sonntag", "Fluglärm macht krank" oder "Dirty Landing" war darauf zu lesen. Auch für die Anfahrt der DemonstratInnen war von den Bürgerinitiativen vorgesorgt: Ein Shuttle-Bus brachte die Menschen zum Kundgebungsort.

Als Gastredner sprach John Stewart, Präsident der europäischen Fluglärm-GegnerInnen, der den langanhaltenden Protest an Frankfurts Flughafen als "historisch" lobte. Stewart hob die Solidarität innerhalb der europäischen Fluglärm-GegnerInnen hervor und wies auf die erfolgreichen Proteste gegen Landebahnen in München, London-Heathrow und Sienna in Italien hin. "An keinem dieser Flughäfen ist ein Ausbau notwendig," so Stewart. "Wenn alle Flüge, die kürzer als 500 Kilometer sind, auf die Schiene verlegt würden, könnte 45 Prozent des gesamten Flugverkehrs in Europa eingespart werden." Michael Wilk, Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen (BBI), erklärte: "Fraport braucht nicht glauben, daß es einen Gewohnheitsprozeß gibt oder daß die Bewegung einschläft." Er kündigte an, die Montags-Demonstrationen im Terminal 1 des Flughafens würden weitergehen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Erneut Montagsdemo gegen Landebahn Nordwest
      im Frankfurter Flughafen (14.08.12)

      Frankfurter Flughafen
      Über 5000 bei Montags-Protest (13.02.12)

      15.000 protestieren in Frankfurt
      gegen Fluglärm und Klimagase (4.02.12)

      Frankfurter Flughafen
      Wieder 5000 bei Montags-Demo (23.01.12)

      Frankfurter Flughafen
      Demo gegen Nordwest-Landebahn blockiert Straße (17.01.12)

      Stadtparlament Frankfurt
      Mehrheit für Lärm und Klimagase (21.12.11)

      Frankfurter Flughafen
      6000 bei Montags-Demo (19.12.11)

      Frankfurter Flughafen
      Montags-Demo wächst (12.12.11)

      Montags-Demos auf dem Frankfurter Flughafen
      Gegen Fluglärm und Klimagase (5.12.11)

      20.000 protestieren gegen Fluglärm
      und Klimagase
      Demo gegen Ausbau des Frankfurter Flughafens (23.10.11)

      Mediation und Durchsetzungs-Strategien
      Das Beispiel Frankfurter Flughafen (18.10.11)

      Menschenkette gegen Fluglärm
      24.000 am Müggelsee (28.08.11)

      Absturz von US-Kampfflugzeug bei Laufeld
      Verseuchung durch Uran-Munition? (2.04.11)

      Frankfurter Flughafen
      Demo gegen Fluglärm in Mainz (20.02.11)

      Berliner S-Bahn planmäßig ruiniert
      Verantwortlich war Bahn AG (14.01.11)

      Winter schützt Klima
      Flugverkehr lahmgelegt (30.12.10)

      60.000 Bäume für VW-Flughafen
      Abholzung im Querumer Forst (8.01.10)

 

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