16.07.2010

Gastbeitrag

Rheinerwärmung
durch AKW Fessenheim:

Kein Problem für die EdF, wohl aber für die Fische

KrebsKraftWerk Eine Rheinerwärmung durch das französische AKW Fessenheim auf 30 Grad wäre für den französischen Atomkonzern EdF kein Problem, denn eine Erwärmung des Oberrheins ist ja behördlich genehmigt, verlautet aus der Pressestelle des Kraftwerks.

Die beiden Reaktorblöcke haben eine elektrische Leistung von je 900 MW, aber eine thermische Leistung von jeweils rund 2.700 MW. Bei einem Wirkungsgrad von ungefähr 33 Prozent werden, wenn beide Reaktoren in Betrieb sind, stündlich rund 3.600 MWh Abwärme in den Rhein geleitet, denn das AKW hat keine Kühltürme. Das ist eine unvorstellbar große Energiemenge.

Stellen Sie sich vor, am Rhein bei Fessenheim stünde ein Ölheizwerk. In diesem Ölheizwerk würden stündlich 360.000 Liter Öl verbrannt um damit Wasser zu erhitzen und dieses erhitzte Wasser würde in den Rheinseitenkanal gekippt... 3.600 MWh Abwärme entsprechen umgerechnet dem Wärmeäquivalent von rund 360.000 Litern (täglich: 8.640.000 Litern) Öl.

Laut französischer Genehmigung vom 26. Mai 1972 (also aus der umweltpolitischen Steinzeit!) darf der Rhein durch die beiden Blöcke des AKW Fessenheim im Juni, Juli und August um skandalöse 4 °C, im September, Oktober, November, März, April und Mai um 6,5 °C erwärmt werden. Im Dezember, Januar und Februar darf der Rhein sogar um 7 °C wärmer werden. Bis auf 30 °C darf das Atomkraftwerk den Rhein aufheizen. Im Hitzesommer 2003 hat die Fessenheimer Abwärme zu einer Temperaturerhöhung des Rheinseitenkanals um 1,7 °C geführt. Und dann gibt es am Rhein ja auch noch das "ein oder andere" Kraftwerk mit Kühlturm und andere Firmen, die den Rhein aufheizen.

Würden alle Firmen entlang des Flusses so rücksichtslos mit dem Rhein und der Umwelt umgehen wie EdF und EnBW in Fessenheim, dann wäre der Rhein biologisch tot.

Die Genehmigungspraxis der französischen Behörden spiegelt den umweltpolitischen Zeitgeist der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhundert wieder. Damals war der Rhein eine Kloake, weil jeder Dreck ungeklärt in den Fluß eingeleitet werden durfte. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Umweltbewegung in Sachen Wasserqualität viel erreicht. Durch unseren Druck haben sich die Gesetze und Vorschriften geändert und Bäche und Flüsse sind sauberer geworden. Nur an der thermischen und radioaktiven Rheinverschmutzung durch das AKW Fessenheim hat sich nichts verändert.

Die skandalöse thermische Verschmutzung (auch durch andere AKW ohne Kühlturm an den Rheinzuflüssen) rückt jetzt, auch wegen der menschengemachten, heißen Sommer, zunehmend in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Ohne Druck des BUND und der Umweltbewegung wird sich hier nichts ändern. Presseerklärungen werden wohl nicht ausreichen um Verhaltensänderungen bei den Betreibern EdF und EnBW und bei den verantwortlichen Politikern zu erzielen, die nur auf Gewinne, nicht aber auf die Umwelt achten.

Das Beispiel Fessenheim zeigt: AKW und andere Großkraftwerke bei denen die Abwärme nicht genutzt werden kann, sind energiepolitische Dinosaurier. Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien und Kleinkraftwerken mit Kraftwärmekopplung.

 

Gastbeitrag von

Axel Mayer

für
REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

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