22.11.2004

Bayer-Konzern verseucht Wasser
in Südafrika

Stadtverwaltung von Durban warnt Bevölkerung vor hochgiftigem Chrom

Im Grundwasser der Stadt Durban in Südafrika wurden hochgiftige Chromverbindungen im Grundwasser gefunden. Die Funde konzentrieren sich im Gebiet um eine Chemie-Fabrik des Bayer-Konzerns im Süden der Stadt. Den Anwohnern wurde von Seiten der Stadtverwaltung dringend empfohlen, das Wasser aus angrenzenden Brunnen weder zum Kochen noch zum Trinken zu verwenden. Die im Wasser gefundenen Chemikalien gelten als krebserregend.

Nach Angaben des Unternehmens geht die Kontamination auf "historische Verunreinigungen" zurück - wie diese in den Untergrund gelangten, sei unklar. Umi Sankar, Leiter des Gesundheitsamts von Durban, empfiehlt allen Personen, die kontaminiertes Wasser getrunken haben, sofort einen Arzt aufzusuchen. Vertreter lokaler Bürgerinitiativen zeigen sich besorgt, daß das vergiftete Grundwasser in schadhafte Trinkwasserleitungen eindringen könnte.

Philipp Mimkes von der CBG (Coordination gegen Bayer-Gefahren) nimmt zu den Meldungen Stellung: "Die Chrom-Fabrik in Durban war bereits für eine Vielzahl von Vergiftungsfällen verantwortlich. Wir fordern die Firma Bayer auf, das Gelände gründlich zu dekontaminieren und alle Vergiftungsopfer angemessen zu entschädigen". Der Bayer-Konzern hatte die Firma 'Chrome Chemicals' in Durban 1968 übernommen und dort bis 1991 sogenanntes sechswertiges Chrom hergestellt. Wegen mangelhafter Sicherheits-Einrichtungen kam es in dem Betrieb seit den 70er Jahren zu einer großen Zahl von Vergiftungsfällen. Ein Drittel der Belegschaft erlitt bleibende Gesundheitsschäden, mindestens acht Arbeiter starben an Lungenkrebs, zwei weitere an Tuberkulose.

Selbst die Apartheids-Regierung hatte 1976 in einem Bericht Sicherheitsmängel und Gesundheitsprobleme der Belegschaft moniert. Wörtlich hieß es in der Untersuchung: "Die Ergebnisse sind extrem beunruhigend und lassen mangelnde Fürsorge bezüglich des physischen Wohlergehens der Arbeiter erkennen". Nach Protesten südafrikanischer Gewerkschaften und der CBG, die zu umfangreichen Medienberichten führten, schloß der Bayer-Konzern 1991 die Produktion von sechswertigem Chrom und entließ einen Großteil der Beschäftigten.

Obwohl in Deutschland seit 1936 Lungenkrebs als Berufskrankheit von Beschäftigten der Chrom-Verarbeitung anerkannt ist, verweigerte der Bayer-Konzern bislang eine Kompensation der betroffenen Arbeiter sowie der Hinterbliebenen. In Durham wurde die Produktion auf weniger gefährliches, dreiwertiges Chrom umgestellt.

Der Bayer-Konzern gehört zu den weltweit größten Chrom- Produzenten. Die Verarbeitung wurde vor einigen Jahren in Deutschland und Brasilien eingestellt und in Südafrika gebündelt. Im Nordwesten des Landes betreibt Bayer eine eigene Chrom-Mine. Zudem besitzt Bayer einen 50-Prozent-Anteil an der Firma 'Chrome International South Africa', die Natriumdichromat und Chromsäure produziert.

 

Ute Daniels

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel
      'Protest in Indien gegen Bayer-Konzern' (1.10.04)

      'Gentech-Konzern Bayer in tiefroten Zahlen' (27.03.04)

      'Bayer vergiftet LandarbeiterInnen in Indien'
      Tod durch Pestizide im Baumwollanbau (16.03.04)

      'Frankreich: Bayer und BASF wegen Bienensterben angeklagt'
      (19.02.04)

      'Bayer-Konzern skrupellos'
      Selbstverpflichtung in Indien nicht eingehalten (9.09.03)

      'Klage gegen Bayer-Konzern wegen Bluter-Medikamenten'
      Tausende Tote bewußt in Kauf genommen? (12.08.03)

      'Kindersklaven für Bayer, Monsanto, Unilever & Co.' (5.08.03)

 

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