Am heutigen Sonntag hat die Schweizer Bevölkerung in einem Volksentscheid die kommerzielle Freisetzung genmanipulierter Pflanzen für weitere fünf Jahre verboten. Eine Mehrheit von 55,7 Prozent stimmte für das Gen-Moratorium. Insbesondere dürfen bis Ende 2010 keine Tiere gehalten werden, die gentechnisch verändert sind. Darüber hinaus stimmten erstmals bei einem Volksbegehren alle 26 Kantone zu. In der Geschichte der Schweiz wurden erst 15 Volksbegehren gewonnen, meistens nur sehr knapp.
Die deutliche Mehrheit wird von den Gentech-BefürworterInnen mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen, da mit allen heute üblichen PR-Mitteln und einem Millionenaufwand versucht worden war, den SchweizerInnen die Unschädlichkeit der Agro-Gentechnik zu kommunizieren. Die gesamte Schweizer Bundesregierung, das Parlament, alle großen Parteien, die Industrie und die sogenannten Spitzen der Wissenschaft bekämpften das Begehren. Die Regierung hielt ein Moratorium für "Gift für die Forschung" und in Inseraten hieß es, das Begehren sei "unehrlich, schädlich, unnötig".
Das Volksbegehren wurde angenommen, obwohl erst 2004 in der Schweiz ein Gentechnik-Gesetz in Kraft trat, das beim Einsatz von genmanipulierten Pflanzen "strenge Prüfungen" vorsah.
Der Sieg beruht auf einer breiten Koalition: Mit dabei waren Umweltverbände und der konservative Schweizer Bauernverband, die Schweizer Landfrauen und der Biolandbau, einige Unternehmer und eine Gruppe unabhängiger ForscherInnen. Die breite Koalition hat auf Gemeindeebene eine große Dynamik ausgelöst, mit Hunderten von aktiven Gruppen, die mit viel Engagement und Witz für das Moratorium kämpften.
Der Schweizer Bauernverband begrüßte das Moratorium. "Die große Mehrheit der Konsumenten will keine gentechnisch veränderten Lebensmittel. Es macht keinen Sinn etwas anzubauen, das keiner kaufen will", sagte Bauernpräsident Hansjörg Walter.
Ute Daniels
Anmerkungen
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