Ein ExpertInnen-Team hat in der neuen Ausgabe des Wissenschafts-Journals 'nature' die Ergebnisse von Untersuchungen veröffentlicht, die eine gewaltige Dynamik aufzeigen. Die infolge der Erderwärmung auftauenden Permafrostböden in Polarregionen setzen massiv Klimagase wie etwa Methan frei. Dies wiederum beschleunigt den Treibhauseffekt.
"1,7 Billionen Tonnen Kohlenstoff steckt allein in den Permafrostböden der Arktis - mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie in der gesamten Erdatmosphäre," so Edward Schuur, Professor an der US-Universität Gainesville, Florida. Die Größenordnung wurde bislang unterschätzt und so droht eine klimatische Dynamik, die im Vergleich zu den heutigen computergestützten Hochrechnungen prognostizierten Klimawandel fünf mal schneller abzulaufen droht.
Zu einem Permafrost-Forschungsnetzwerk haben sich Schuur und etliche andere ExpertInnen zusammengeschlossen, um die Frage zu klären, wie viel Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid und Methan bei Auftauen der Permafrostböden frei werden und in welchen Zeiträumen sie frei werden. Methan ist zudem ein über 30 Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid.
Bereits Anfang 2010 gewannen ForscherInnen die Erkenntnis, daß gewaltige Mengen an Methan aus dem wärmer werdenden Meeresboden des Nordpolarmeeres ausströmen: jährlich rund acht Millionen Tonnen Kohlenstoff in Form des klimarelevanten Gases Methan - mit steigender Tendenz. Da bis dahin angenommen wurde, daß rund acht Millionen Tonnen in allen Weltmeeren zusammen freigesetzt würden, mußten bereits zu diesem Zeitpunkt die Klimamodellrechnungen drastisch angepaßt werden (siehe hierzu unseren Artikel vom 5.03.10)
Die ExpertInnen um Schuur und den russische Mathematiker und Klimaforscher Viktor Brovkin vom Max-Planck-Institut für Meteorologie fürchten, daß die Klimagas-Emissionen der auftauenden Permafrostböden in Polarregionen bald schon sogar die Folgen der weltweiten Abholzung von Wäldern übertreffen werden.
Computermodelle, mit denen die ExpertInnen die zukünftige klimatische Entwicklung auf diesem Planeten prognostizieren, werden von Jahr zu Jahr leistungsfähiger. Manche von ihnen beinhalten heute auch schon den Kohlenstoff-Kreislauf in hohen nördlichen Breiten. Doch laut Schuur steht die Entwicklung hier erst am Anfang. Die eben erst entdeckten Prozesse, die die Permafrost-Schmelze stark beschleunigten, sind in diesen Modellen noch nicht berücksichtigt.
"Sobald der Boden zu tauen beginnt, kommen interne Prozesse in Gang. Oberflächenwasser versickert, Wärme wird im Boden transportiert. Dadurch kann die Temperatur im Untergrund viel schneller steigen als die Temperatur der Außenluft. Die Folge sind abrupte Tau-Ereignisse und Landabsenkungen, wie wir sie in der Arktis inzwischen beobachten können. In die Modelle müssen diese Prozesse aber erst noch eingebaut werden," so Schuur.
Schuur, Brovkin und ihre KollegInnen wollen den Beitrag in 'nature' auch als Warnung verstanden wissen. Doch nach Jahrzehnten von Ankündigungen und gleichzeitigem weiterem Anstieg der globalen Klimagas-Emissionen, ist von dem neuen Klimagipfel im südafrikanischen Durban wenig bis gar nichts zu erwarten. Wenn überhaupt ist eine Rettung vor den von der Wissenschaft aufgezeigten Gefahren nicht von Parlamenten und Regierungen zu erwarten, sondern allenfalls von einem breitangelegten Aufstand der Menschen, die sich für eine tiefgreifende Wende einsetzen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Klima und Arktis
Schlimmste Eisschmelze seit 1450 Jahren (24.11.11)
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(13.04.11)
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