Weitaus mehr Methan als bislang angenommen strömt aus dem wärmer werdenden Meeresboden des Nordpolarmeeres. Laut einer neuen Studie sind diese Mengen so groß, daß sie die Erderwärmung deutlich beschleunigen könnten. Der Zeitpunkt, ab dem die Entwicklung an einen Kippunkt angelangt und die Erderwärmung in einen sich selbst verstärkenden Prozeß übergeht, rückt immer näher.
Fast acht Millionen Tonnen Kohlenstoff in Form des klimarelevanten Gases Methan entweicht jährlich aus dem Meeresgrund unter der Ostsibirischen See in die Atmosphäre, berichtet eine internationale ForscherInnen-Gruppe um Natalia Schachowa von der University of Alaska in Fairbanks im Fachjournal 'science'. Bislang war angenommen worden, eine Menge von rund acht Millionen Tonnen Methan werde in allen Weltmeeren zusammen freigesetzt. Diese bedeutende Menge Methan müsse in die Berechnung aktueller Klimamodelle eingehen, betonen die ForscherInnen nun. Methan ist ein über 30 Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid.
Das Methan stammt aus dem Permafrostboden, der nicht nur die arktische Tundra, sondern auch den Meeresgrund unter der Ostsibirischen See bedeckt, erklären die ForscherInnen. Denn nach der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren stieg der Meeresspiegel immer mehr an, bis Wasser die Region bedeckte. Dieses ist heute jedoch deutlich wärmer als die arktische Luft. Dadurch erwärmte sich die Oberfläche des Permafrosts um etwa 12 bis 15 Grad und immer mehr Methan löst sich aus dem Boden. "Bisher hatten wir gedacht, daß das Meerwasser den Permafrostboden gefroren hält", heißt es in der Studie. Die Größe des Gebiets, das Methan freisetzt, ist gewaltig: Das Ostsibirische Schelf ist mit mehr als zwei Millionen Quadratkilometern etwa dreimal so groß wie die oberhalb des Meeresspiegels liegenden sibirischen Feuchtgebiete, die bisher als Hauptquelle von Methan auf der Nordhalbkugel angesehen wurden.
Die Wissenschaft ging bislang davon aus, daß der Permafrost das unterirdische Methan bindet. Die WissenschaftlerInnen beobachteten nun aber, daß der untermeerische Permafrost mancherorts bricht und Methan in die Atmosphäre entläßt. Die gewaltigen Mengen Methan vom Meeresboden "könnten dramatische Auswirkungen auf die Erderwärmung haben", heißt es in der Studie. Der arktische Meeresgrund sei eine "große, bislang aber weitgehend übersehene Quelle von Methan". Dieses dringe zunehmend durch den Permafrost. Den ForscherInnen zufolge droht ein Rückkopplungs-Effekt: Die zunehmende Methan-Menge beschleunigt die Erderwärmung. Die höhreren Temperaturen wiederum lassen den Permafrost-Boden schneller auftauen und noch mehr Methangas freisetzen, was wiederum zu weiterer Erderwärmung führt.
Mehr als 5.000 Proben sammelten Schachowa und KollegInnen in den Jahren 2003 bis 2008 aus Seewasser, Luft und See-Eis über dem Ostsibirischen Schelf. Dabei zeigte sich, daß mehr als 80 Prozent des Tiefenwassers und mehr als die Hälfte des Oberflächenwassers stark mit Methan angereichert sind. Die Methan-Konzentration ist an einzelnen Stellen gegenüber der üblichen Hintergrundkonzentration bis zu 1.400-fach erhöht, berichten die ForscherInnen. Vergleichbare Werte fanden sie in der Luft über der betroffenen Meeresregion und im Winter auch im See-Eis. Das zeige, daß sich das Methan nicht nur vermehrt im Wasser löst, sondern von dort auch in die Atmosphäre gelangt, sagt Schachowa.
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Anmerkungen
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