WissenschaftlerInnen stellten einen neuen Höchststand des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre fest. Ein solcher Wert wurde auf diesem Planeten zuletzt vor drei Millionen Jahren im Pliozän erreicht. Das Risiko, daß drastische klimatische Veränderungen zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten führen werden, erhöht sich permanent.
Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre hat nach Angaben von WissenschaftlerInnen den höchsten Stand seit drei Millionen von Jahren erreicht. Damals waren Grönland und die Arktis eisfrei, in Kanada gab es tropische Wälder und der Meeresspiegel war etwa 40 Meter höher als heute. Die CO2-Werte konnten durch Messungen auf Hawai'i belegt werden. Die WissenschaftlerInnen registrierten am 9. Mai durchschnittliche CO2-Werte von mehr als 400 ppm (Teilchen pro Million) wie die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) und das Forschungszentrum Scripps Institution of Oceanography am gestrigen Freitag bekannt gaben.
"Dieser Anstieg ist keine Überraschung," sagte Pieter Tans von der NOAA. Das Profit-Prinzip des Kapitalismus hat zur Folge, daß auf diesem Planeten entgegen aller Vernunft weiterhin unvermindert Kohle, Öl und Gas verbrannt werden und hierdurch wiederum der Kohlendioxid-Gehalt der Erd-Atmosphäre steigt. Dieser Anstieg der CO2-Konzentration hat sich in den vergangenen zehn Jahren, mit 2,1 ppm pro Jahr deutlich beschleunigt.
Nach Ansicht einer in den vergangenen Jahren immer deutlicheren Mehrheit der mit dieser Thematik befaßten WissenschaftlerInnen bewegt sich die Menschheit in einem zunehmend gefährlichen Bereich. Offenbar hatten die Bekundungen von Partei-PolitikerInnen auf den seit Jahrzehnten stattfindenden Klima-Gipfeln (siehe unsere Artikel v. 4.12.12 und 10.04.13) keinerlei Wirkung. 2012 war das Jahr mit den höchsten jemals erreichten CO2-Emissionen: 34 Milliarden Tonnen CO2 weltweit. Ernsthafte Bemühungen der Parteien-Politik, die Emissionen von Klimagasen zu begrenzen, sind weltweit nicht zu beobachten. Nach Ansicht von KlimaforscherInnen sind einige der Auswirkungen der zukünftigen klimatischen Veränderungen bereits unumkehrbar.
Die Mess-Station Mauna Loa auf Hawai'i ist seit dem Jahr 1958 in Betrieb und damit die älteste Kohlendioxid-Mess-Station der Welt. Ihre Ergebnisse gelten als Referenzwerte. Nie zuvor waren dort an einem Tag so hohe Durchschnittswerte registriert worden.
Als die Untersuchungen dort einst begannen, lag der CO2-Wert noch bei etwa 317 ppm. Vor der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert betrug er weltweit im Durchschnitt noch 280 ppm. Im Laufe der Erdgeschichte waren die Werte auch natürlichen Schwankungen unterworfen, beispielsweise als Folge von Vulkanausbrüchen. Der nun zu verzeichnende Anstieg der CO2-Konzentration ist allerdings rund zehnmal schneller als der nach der jüngsten Eiszeit.
Die in den vergangenen beiden Jahrhunderten infolge einer wirtschaftlichen Entwicklung ohne vernünftige Planung freigesetzten Klimagase werden nicht nur die Lebensbedingungen des Menschen auf diesem Planeten dramatischen Veränderungen unterwerfen, sondern auch die von mehr als 48.000 Tier- und Pflanzenarten. Die WissenschaftlerInnen um Rachel Warren vom Tyndall Centre for Climate Change Research (Norwich/Großbritannien) errechneten, daß sich bereits bis zum Jahr 2080 der Lebensraum für mehr als die Hälfte aller Pflanzen- und mehr als ein Drittel aller Tierarten halbieren könnte. Besonders stark bedroht seien Amphibien, aber auch Reptilien und Pflanzen, weil sie nicht so schnell in neue klimatisch geeignete Lebensräume ausweichen können, so die ForscherInnen. Vor allem in Afrika südlich der Sahara, in Mittelamerika, Amazonien und Australien seien große Verluste an Tieren und Pflanzen zu erwarten. In Nordafrika, Zentralasien und Südosteuropa seien besonders viele Pflanzen bedroht. Ein Rückgang der Artenvielfalt wie auch der Zahl der Individuen einzelner Spezies seien die wahrscheinliche Folge.
Das WissenschaftlerInnen-Team legte den Untersuchungen zugrunde, daß die globale Durchschnitts-Temperatur bis zum Jahr 2100 voraussichtlich um vier Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen wird. Gelinge es hingegen, die globalen Klimagas-Emissionen schnell und deutlich zu reduzieren, so daß sie sie 2016 ihren Höhepunkt erreichen und sie dann jährlich um 5 Prozent weiter sinken, könnte nach Ansicht der ForscherInnen der Verlust an Lebensraum deutlich eingegrenzt werden, heißt es in ihrem Bericht im Journal 'Nature Climate Change'. Dann würden die Arten bis zu vier Jahrzehnte mehr Zeit haben, sich an die Klimaveränderungen anzupassen.
"Unsere Forschung sagt vorher, daß die klimatischen Veränderungen die Vielfalt selbst bei solchen Arten erheblich reduzieren wird, die in fast allen Teilen der Welt vorkommen," erklärte Rachel Warren. "Dieser Verlust an weltweiter Artenvielfalt würde die Biosphäre erheblich verarmen lassen und die Leistungen der Ökosysteme deutlich einschränken."
Wäre die parlamentarisch oder durch eine Diktatur wie in China bestimmte Politik in der Lage, der Wirtschaft Rahmenbedingungen aufzuerlegen, könnten ohne größere ökonomische Einbußen eine Null-Emission von Klimagasen und die Vergrößerung von sogenannten CO2-Senken wie etwa dem Amazonas-Urwald erreicht werden. Nur die Durchsetzung dieser Ziele kann die katastrophalen Auswirkungen der Klimaveränderungen noch verhindern. Doch offenbar hat die profitgesteuerte Ökonomie die Parteien-Politik in einem eisernen Griff. Und zugleich lassen sich Millionen von Menschen in Deutschland an der Nase herumführen, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel nach jahrelangem Schweigen wieder einmal als "Klimakanzlerin" in der Öffentlichkeit auftritt. Und dies, obwohl der Ausbau der erneuerbaren Energien, der die Stilllegung von Kohlekraftwerken erzwingen könnte, von "Schwarz-Gelb" mit allen Mitteln sabotiert und blockiert wird.
Da die Chancen, daß die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem ökonomischen Umlenken führen, offenbar gering sind, kann sich die Hoffnung auf einen teilweisen Erhalt von einigermaßen erträglichen Lebensbedingungen für Mensch und Natur auf diesem Planten allenfalls noch auf den nicht ganz unwahrscheinlichen ökonomischen Zusammenbruch im Zuge der Weltwirtschaftskrise stützen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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