Einer aktuellen Studie zufolge haben die Walfang-Nationen seit Einrichtung der 'Internationalen Walfang-Komission' (IWC) "jegliche Bestimmungen zum Schutz der Wale systematisch unterlaufen". Diese Auffassung vertraten die Walschutz-Organisation WDCS sowie die Artenschutzorganisationen 'pro wildlife' und die 'Humane Society International' heute anläßlich der im Juni stattfindenden Tagung der Kommission. Dort werde in diesem Jahr beraten, ob das kommerzielle Walfang-Verbot durch den "kontrollierten Walfang" ersetzt werden soll.
In der Studie wird davor gewarnt, den nationalen Kontrollorganen1 der Walfang-Nationen zu vertrauen, da diese korrupt seien. Sandra Altherr von 'pro wildlife' erklärt, die offiziellen Walfang-Statistiken seien "über Jahrzehnte hinweg" gefälscht worden. Sie sprach von mindestens 100.000 getöteten Walen, die verschwiegen worden seien. "Dasselbe schmutzige Spiel könnte bald wieder Wirklichkeit werden!"
Der aktuelle Bericht belegt nach Darstellung der Organisationen anhand zahlreicher konkreter Beispiele aus den letzten Jahrzehnten, daß die derzeit diskutierten Bedingungen für einen kontrollierten Walfang "in keiner Weise ausreichend" seien. Die Walfang-Nationen lehnten unter anderem jegliche internationale Kontrolle ihrer Aktivitäten ab und verwiesen auf ihre nationalen Überwachungssysteme. Nicolas Entrup von der WDCS warnt: "Es wird immer das Interesse der Walfänger bleiben, so viele Wale wie nur möglich zu harpunieren, um auch den höchstmöglichen Profit zu erzielen." Da sich die Walfang-Nationen früher genauso wenig wie heute an die Bestimmungen der Walfang-Kommission gehalten hätten, würden sie es auch in Zukunft nicht tun.
Die Organisationen prangern nachweisbaren, umfangreichen Betrug an: Die frühere Sowjetunion habe der IWC zwischen 1947 und 1980 mindestens 90.000 getötete Wale unterschlagen. Japanische Walfang-Unternehmen hätten "maximal die Hälfte ihrer tatsächlichen Fänge" angegeben. Andere Länder wie Südkorea, Norwegen und Spanien hätten ebenfalls ihre Statistiken gefälscht und darüber hinaus illegal gejagte Wale als ungeschützte Arten ausgegeben.
Überwachungspersonal werde manipuliert und bestochen. Diverse Nationen, unter ihnen Griechenland, Chile und die ehemalige Sowjetunion fingen Wale in den IWC-Schutzgebieten oder während der vorgeschriebenen Schonzeiten. Genetische Analysen von Walfleisch auf Märkten in Japan und Südkorea hätten bewiesen, daß streng geschützte Arten gehandelt würden. Darunter seien Produkte aus Finn-, Buckel- und Blauwalen. In Island und Norwegen sei die Herkunft von Walfleisch und ein damit verbundener möglicher illegaler Handel nicht überprüfbar. Eine internationale DNA-Überwachung werde von diesen Ländern abgelehnt. Eine Reihe von Nationen wie Spanien, Chile, Norwegen, Südafrika und Japan vereitelten die Strafverfolgung von Personen oder Unternehmen, die in den illegalen Walfang verwickelt waren.
Solveig Brendel
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch unseren Beitrag
Betrug mit "delphinsicher" gefangenem Thunfisch (11.05.04)
Siehe auch unsere Beiträge
Wale und Delphine sterben weiterhin an Lärm (23.09.04)
Keiko, der Orca aus dem Film "Free Willy", ist tot (15.12.03)
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