22.10.2008

Wegen
angeblicher Gotteslästerung
mit Todesstrafe bedroht

ai kämpft für Freilassung des 23-jährigen afghanischen Journalistik-Studenten Sayed Parvez Kambakhsh

Am 27. Oktober 2007 war Sayed Parvez Kambakhsh, der neben seinem Studium als Reporter für die Tageszeitung 'Jahan-e-Naw (The New World) arbeitete, verhaftet worden. Ihm wird zur Last gelegt, Informationen aus dem Internet über die Rolle der Frau im Koran heruntergeladen und diese mit Kommentaren versehen an der afghanischen Balkh Universität verteilt zu haben. Er bestreitet dies und sagt, er sei zu einem Geständnis gezwungen worden.

Am 22. Januar 2008 wurde er vor einem Gerichtshof in Masar-i-Sharif im Norden Afghanistans, wo die Bundeswehr einen Stützpunkt unterhält, wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Laut 'amnesty international' (ai) genügte das Gerichtsverfahren keinen rechtsstaatlichen Anforderungen. ai versuchte Druck auf den afghanischen "Präsidenten" Hamid Karzai und die von den USA abhängige Marionetten-Regierung auszuüben. Tatsächlich wurde die Todesstrafe für Sayed Parvez Kambakhsh mittlerweile in eine 20-jährige Haftstrafe umgewandelt.

"Es gibt keinerlei Gründe weder für dieses Urteil noch irgend eine Bestrafung. Da es sich lediglich um einen Schritt in die richtige Richtung handelt, wenn er nun nicht mehr in der Todeszelle ausharren muß, drängen wir auf eine sofortige Freilassung", erklärte ai-Direktor Sam Zarifi. ai fordert weiterhin ein sofortiges Moratorium aller Exekutionen in Afghanistan mit der Perspektive auf die völlige Abschaffung der Todesstrafe.

Auch der unabhängige afghanische JournalistInnenverband fordert ein Eingreifen von Präsident Karzai. "Niemals zuvor wurde ein Journalist in Afghanistan dermaßen hart bestraft wie Kambakhsh. Zudem verstößt die Inhaftierung gegen die Verfassung, welche Pressefreiheit garantiert. Das Beispiel Kambakhsh schafft ein Klima der Angst für Journalisten und Medien. Die Stimmen des Protest sind still geworden. Das ist kein gutes Zeichen für die Zukunft der Meinungsfreiheit in Afghanistan", so die Organisation. Für Rahimullah Samanders, Vorsitzender des unabhängigen afghanischen JournalistInnenverbandes, sind die Festnahme und Verurteilung von Sayed Parvez Kambakhsh Teil einer Kampagne gegen dessen Bruder Sayed Yaqub Ibrahimi. Der bekannte und mutige Journalist des Internationalen Instituts für Kriegs- und Friedensberichterstattung (IWPR) hatte 2007 eine Reihe kritischer Artikel über die Behörden und Warlords in den Provinzen Afghanistans verfaßt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe unsere Artikel zum Thema:

      Sozialabbau und Afghanistan (4.08.08)

      Deutschland wird tiefer
      in Afghanistan-Krieg hineingezogen (6.02.08)

      Heroin für die Welt
      Afghanistan bricht unter US-Protektorat alle Rekorde (30.11.07)

      Pseudo-Grüne Renate Künast verunglimpft
      afghanische Frauenrechtlerin Malalai Joya (12.10.07)

      Frauen werden als Währung gehandelt
      Ungebrochene Warlord-Kultur in Afghanistan (6.10.07)

      Afghanistan: Raubzug ohne Rücksicht
      Mohnernte liefert neuen Drogenrekord (27.06.07)

      Deutsche Soldaten in Afghanistan zeigen ihr wahres Gesicht
      Der Skandal ist die militärische Normalität (25.10.06)

      Medica Mondiale bestätigt: Der Afghanistan-Krieg
      brachte keine Verbesserung für die Lage der Frauen (24.08.04)

      Rechtfertigung für Afghanistan-Krieg
      läßt auf sich warten (27.05.04)

      B-T-C Baku-Tbilissi-Ceyhan
      Gezerre um das eurasische Pipeline-Netz (7.08.03)

      Afghanistan - Eine Bilanz der "Befreiung" (23.05.03)

      Krieg ist Frieden (28.11.01)

 

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