Die Pseudo-Grünen hatten 2008 zum Dank für eine Regierungsbeteiligung ihr Wahlversprechen gebrochen und den Weg für das Kohlekraftwerk Moorburg freigemacht. Doch auch die anderen Parteien haben ihr Möglichstes getan, um entgegen ihren Sonntagsreden dem Konzern Vattenfall den Bau zu ermöglichen.
Unbestreitbar hatte der derzeitige "rote" Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz recht, als er bereits 2011 verkündete: "Ein CDU-Bürgermeister hat es initiiert, eine grüne Senatorin hat es genehmigt und ein SPD-Bürgermeister wird es einweihen." Das nun fertiggestellte Kohlekraftwerk wird im "Normalbetrieb" mehr als acht Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr emittieren - dies entspricht ungefähr den Emissionen des gesamten Hamburger Straßenverkehrs. Es wird daher zu den 25 klimaschädlichsten Kohleanlagen Europas gehören. Drei Milliarden Euro hat Vattenfall in das Kraftwerk mit insgesamt 1.654 Megawatt Leistung investiert. Doch Dank der Energie-Wende, die nicht mehr aufzuhalten ist auch wenn die Parteien-Politik ihr Möglichstes versucht, sind die Gestehungspreise für Strom so weit gesunken, daß dieses Kraftwerk wohl nie rentabel zu betreiben sein wird.
Dennoch erklärt Pieter Wasmuth, Vattenfalls Generalbevollmächtigter für Hamburg und Norddeutschland: "Die Erlöse aus dem Stromverkauf sind höher als die Kosten der Stromerzeugung." Ursprünglich wollte Vattenfall 2004 zwei kleinere Kohlekraftwerke bauen - eins in Moorburg und eins im sächsischen Boxberg. Ein in die Jahre gekommenes Wärmekraftwerk in Wedel sollte ersetzt und so der Hamburger Bedarf gedeckt werden. Vattenfall änderte jedoch die Pläne, nachdem der Strom-Konzern und Europas größte Kupferhütte Aurubis ihren Streit um die Energieversorgung beigelegt hatten. Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust befürwortete die Verdoppelung der Kraftwerksleistung in Moorburg und genehmigte 2007 auch einen vorzeitigen Baubeginn. Bevor 2008 die erste "schwarz-grüne" Koalition auf Landesebene die Arbeit aufnahm, hatte die pseudo-grüne Spitzen-Kandidatin im Wahlkampf noch getönt: "Mit uns wird keine Erlaubnis für das Kraftwerk erteilt werden." (Siehe unseren Artikel v. 30.09.08)
Das nun in Betrieb genommene Kohlekraftwerk Moorburg im Süden Hamburgs besteht aus zwei Kraftwerksblöcken mit jeweils 827 Megawatt Leistung. Damit kann es elf Terawattstunden (elf Milliarden Kilowattstunden) Strom im Jahr erzeugen. Das entspricht fast dem Stromverbrauch Hamburgs. Hierfür verbrennt es rund 480 Tonnen Kohle pro Stunde. Dies sind bei voller Last 4,2 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr. Und damit emittiert das Kraftwerk mehr als acht Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Umweltschutz-Organisation BUND spricht daher von einem ökologischen Desaster. Zuletzt demonstrierten Greenpeace-AktivistInnen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gegen die "Klimazerstörung made in Hamburg" - wie sie in großen Lettern auf den Kühlturm projizierten. In den Sonntags-Reden der Hamburger PolitikerInnen ist jedoch nach wie vor vom "politischen Ziel" die Rede, den CO₂-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.
In einer aktuellen Umfrage sprachen sich über 66 Prozent der Befragten für einen Ausstieg aus der Kohle-Verstromung aus. Ebenfalls zwei Drittel der Befragten sprachen sich gegen neue Tagebaue für den Abbau der Braunkohle aus, wie sie derzeit in Nordrhein-Westfalen sowie in Brandenburg und Sachsen geplant sind (Siehe unsere Artikel v. 7.06.14, v. 2.06.14 und weitere). 18 Prozent verlangen die sofortige Stilllegung aller bestehenden Braunkohletagebaue.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Menschenkette gegen Braunkohle-Abbau
7.500 TeilnehmerInnen für Energie-Wende (23.08.14)
China strebt Ausstieg
aus Kohle-Verstromung an (10.08.14)
Deutsche Kohlekraftwerke sind führend
in Europa auf Weg in Klimakatastrophe (22.07.14)
Gabriel blockiert Energie-Wende
EEG de facto abgeschafft (27.06.14)
Braunkohle-Abbau in Brandenburg
"Wirtschaftlich unsinnig und klimapolitisch fatal" (7.06.14)
Die Linkspartei und die Braunkohle
Dialog mit Greenpeace geplatzt (2.06.14)
Umfrage im Auftrag von Greenpeace:
79 Prozent in Brandenburg gegen Braunkohle (1.06.14)
Die Linkspartei und die Braunkohle
Greenpeace-Disput vorerst ohne Ergebnis (27.05.14)
Greenpeace stellt Linkspartei
Glaubwürdigkeit oder Braunkohle (26.05.14)
Linkspartei für und
gegen Braunkohle-Abbau? (26.01.14)
Klimakatastrophe ist Gemeinwohl
Braunkohle-Abbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)
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NRW bleibt schwarz (13.12.13)
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