Die Propaganda der polnischen Regierung hat offenbar wenig genutzt: Nach aktuellen Umfragen lehnen 53 Prozent der Bevölkerung weiterhin die Atomenergie ab. Nur 35 Prozent befürworten den von der Regierung vorangetriebenen Bau eines Atomkraftwerks in Polen.
Sogar 70 Prozent der Polinnen und Polen bekunden laut einer aktuellen Umfrage des CBOS-Instituts, sich im Falle des Baus eines AKW in ihrer Umgebung zur Wehr setzen zu wollen. Ein Versuch im Jahr 1972 in Zarnowiec bei Gdansk ein AKW zu errichten scheiterte endgültig 1990. Bei einem Referendum sprachen sich 86 Prozent gegen das AKW-Projekt aus. Bis heute gehört Polen zur Mehrheit der AKW-freien Staaten in Europa. Bei einem lokalen Referendum im Februar vergangenen Jahres stimmten sogar über 94 Prozent gegen den von der Zentralregierung verfolgten Plan eines AKW-Neubaus an der Ostseeküste (siehe unseren Artikel v. 15.02.12).
Im vergangenen Jahr hatte die polnische Regierung eine massive Propaganda-Kampagne gestartet, um das "Wissen über die Atomkraft in der Gesellschaft" zu steigern. Diese soll bei einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren 18,2 Millionen Zloty - umgerechnet rund 4,4 Millionen Euro - kosten. Auch die polnischen Mainstream-Medien nahmen sich dem Thema Atomenergie auffällig wohlwollend an. Die neoliberale "schwarz-gelbe" Regierung unter Ministerpräsident Donald Tusk steht ebenso wie die größte Oppositionspartei PiS von Jaroslaw Kaczynski, dem Amtsvorgänger Tusks, im Dienste der Atom-Lobby.
Polens Energieversorgung ist auch 24 Jahre nach dem Zusammenbruch der "realsozialistischen" Diktatur zu 94 Prozent von der vor Ort reichlich vorhandenen Kohle abhängig. Wie in vielen anderen Staaten auch spielt der Klimaschutz nur bei den Sonntagsreden der Partei-PolitikerInnen eine Rolle. In Deutschland beispielsweise ist nicht zuletzt der pseudo-rote Ministerpräsident Matthias Platzeck für den Abbau der extrem klimaschädlichen Braunkohle verantwortlich.
Auch nach der Katastrophe von Fukushima wird der Ausbau der erneuerbaren Energien von der Parteien-Politik blockiert und sabotiert. Stattdessen verkündet die polnische Regierung eine "Energiestrategie", wonach im Jahr 2020 das erste Atomkraftwerk ans Netz gehen und bis 2030 ein weiteres gebaut werden soll. Die Atomkraftwerke sollen jeweils eine Leistung von 3.000 Megawatt haben.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
AKW-Ruine Fukushima
Notkühlung ausgefallen (19.03.13)
Fukushima mahnt
IPPNW-Report über Folgen des Super-GAU (6.03.13)
Zwei Jahre nach Fukushima
Fünf Groß-Demos in Deutschland (4.03.13)
Werden die belgischen Atomkraftwerke
Doel und Tihange wieder hochgefahren? (15.02.13)
Mehrheit in Deutschland
für früheren Atomausstieg (6.02.13)
Pläne des AKW Tricastin aus Villa
in Vorort von Paris gestohlen (26.01.13)
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Bestimmungsort ist möglicherweise Deutschland (22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
AKW Garoña abgeschaltet
Folgt die Stilllegung? (17.12.12)
AKW Philippsburg
Insiderkritik an mangelhafter Sicherheit (13.12.12)
Bundes-Atom-Minister Altmaier sagt:
"Ich stoppe Gorleben!" (30.11.12)
Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor
15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie (15.11.12)
Bau-Stop in Gorleben
Bürgerinitiative feiert Sensation (13.11.12)
Fisch im Küstengebiet vor Fukushima
auch nach 18 Monaten stark radioaktiv belastet (26.10.12)
Fukushima
"Falsches Gefühl der Sicherheit" (23.10.12)
HypoVereinsbank und Atomenergie
Profit wichtiger als Versprechen von 2011 (27.09.12)
Greenpeace: Gorleben als Endlager
genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards (26.09.12)
Greenpeace protestiert auf der Weser
gegen Plutonium-Transport (24.09.12)
Stilllegung des AKW Fessenheim
Ende 2016? (21.09.12)
Atomwaffen-Plutonium in deutschen AKW?
Welche Rolle spielte "Rot-Grün"? (15.09.12)
Ein Toter bei Protesten gegen AKW-Neubau
im indischen Kudankulam (11.09.12)
Im Salz unter Gorleben
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8000 Risse im AKW Doel
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Riß im Reaktordruckbehälter
des belgischen AKW Doel (9.08.12)
General Electric: Atomenergie zu teuer
Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)
Erneut 200.000 beim Anti-Atom-Protest
Diskussion um Strategie in Japan (29.07.12)
BI Lüchow Dannenberg warnt
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Reaktor II wegen Kühlproblem abgeschaltet (24.03.12)
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Notkühlfall in japanischem AKW
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