5.07.2007

Aufruf zum Boykott von Mercedes

Buchautor Jürgen Grässlin klagt den DaimlerChrysler-Konzern bei einem Vortrag in Lahr wegen Waffengeschäften an

Immer wieder griff Jürgen Grässlin vor nicht gerade zahlreich erschienenem Publikum auf seinen Bestseller über den langjährigen DaimlerChrysler-Chef Jürgen E. Schrempp zurück. Schrempps Karriere ging zwar kürzlich wenig ruhmreich zu Ende - die waffentechnische Ausrichtung des Konzerns werde jedoch von dessen Nachfolger, Dieter Zetsche, unbeirrt fortgesetzt. Im Lahrer Bistro Wolkenkratzer beleuchtete Grässlin auf Einladung des Friedensforums Lahr faktenreich die wenig bekannten, dunklen Seiten des Weltkonzerns. So belegte er auch die Beteiligung des Konzerns an der Herstellung von Streubomben. In der erst kürzlich erschienenen Neuauflage seines Buchs 'Das Daimler-Desaster' ist diesem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet.

Der DaimlerChrysler-Konzern, der in Bälde wegen der Trennung von Chrysler in Daimler umbenannt werden soll, ist laut Jürgen Grässlin über seine Firmenbeteiligungen Deutschlands größter Rüstungsproduzent und Rüstungsexporteur. Anhand von Fotos aus militärischen Fachzeitschriften konnte Grässlin Bilder einer Produktpalette an die Wand projizieren, die in der großformatigen Mercedes-Werbung nie zu sehen sind. Beim Bild einer Streubombe erläutert Grässlin deren reale Größe anhand einer Zuckerdose. Drastisch schildert er seine Begegnung und seine Gespräche mit Verstümmelten bei seinen Reisen in vom Krieg betroffene Länder, die er zu Recherche-Zwecken unternommen hatte.

Obwohl Grässlin wegen Äußerungen über Schrempps Nachfolger Zetsche mit diesem in heftige juristische Auseinandersetzungen verwickelt ist, bezeichnete er die Graumarktgeschäfte des Konzerns unerschrocken als kriminell. Vorsichtig muß Grässlin allerdings mit Äußerungen sein, aus denen eine Mitwisserschaft Zetsches geschlossen werden könnte. Grässlin hat Grund zur Annahme, daß deutsche Gerichte Fakten, die den heutigen DaimlerChrysler-Chef belasten, nicht zur Kenntnis nehmen. Doch selbst von Firmenangehörigen werde ihm immer häufiger Interna zu den Graumarktgeschäften zugespielt.

Der Konzern, dessen Emblem einmal als "guter Stern auf Deutschlands Straßen" galt, zeigt inzwischen Wirkung. Jürgen Grässlin, zugleich Realschullehrer und Bundessprecher der 'Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen' (DFG-VK), scheint den Konzern an einer wunden Stelle zu treffen. Die DFG-VK ruft - nun auch mit Unterstützung des Friedensforums Lahr - zu einer Aktion gegen Streumunition und unter dem Motto "Wir kaufen keinen Mercedes" zum Boykott auf. Kürzlich hat die UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, sämtliches Sponsoring von DaimlerChrysler abgebrochen und Grässlin verbucht dies als "Riesenerfolg".

Jürgen Grässlin mit Maschinengewehr G36 von Heckler&Koch

Auch das Klima bei Aktionärsversammlungen sei - so Grässlin - inzwischen umgeschlagen. Die Gruppe der 'Kritischen AktionärInnen', zu der er selbst seit Jahren zählt, wurde früher nicht selten wegen dem hartnäckigen Anprangern von Waffengeschäften ausgepfiffen. Doch bei der letzten Aktionärsversammlung habe er nach einer Rede mehr Beifall bekommen als Dieter Zetsche, erzählt Jürgen Grässlin: "Viele sagen: Die haben recht." Zudem mache sich bemerkbar, daß DaimlerChrysler bei einem Image-Ranking von Platz Eins auf Platz 54 abgerutscht sei.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

      Weitere Infos im Internet:

      www.wir-kaufen-keinen-mercedes.de

      www.rib-ev.de/daks

      www.streubomben.de

      www.landminen.de

Siehe auch unsere Artikel:

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