In Santa Maria di Galeria, rund 20 Kilometer nördlich von Rom, stehen die Funkmasten von Radio Vatikan. Mit dieser Sendeanlage mit 60 Antennen strahlt Radio Vatikan seine religiösen Programme in 37 Sprachen in alle Welt aus. Hier häufen sich Fälle von Kinderleukämie. Einige der Kinder sind bereits gestorben. Die Eltern der Kinder wandten sich vergeblich mit der Forderung an den Papst, die gewaltige Sendeanlage abzuschalten. Als die Eltern vor fünf Jahren vor Gericht zogen, wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dies liegt nunmehr vor.
Andrea Micheli, der vom römischen Gericht bestellte Gutachter, kommt nach fünfjährigen Studien zum Ergebnis, daß die von der Sendeanlage von Radio Vatikan ausgesendete elektromagnetische Strahlung für den Anstieg von Krebserkrankungen bei Kindern in den Gemeinden nördlich von Rom verantwortlich ist. Überprüft wurden die Fälle von 19 Kindern, die zwischen 1980 und 2003 an Leukämie oder bösartigen Tumoren gestorben sind.
"Radio Vatikan hält sich an die italienischen und internationalen Grenzwerte für elektromagnetische Emissionen. Die Wissenschaft hat keineswegs festgestellt, daß Elektrosmog negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat", sagte nun der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, ehemaliger Direktor von Radio Vatikan, am Mittwoch.
Doch bereits im Jahr 2001 hatte das italienische Umweltministerium festgestellt, die Emissionen der Sendeanlage in Cesana den Grenzwert um das Sechsfache überschritten hatten. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, war für Kinder drei Mal so hoch als normal. Und auch der Krebs-Experte Micheli wirft dem katholischen Sender vor, jahrelang die Grenzwerte überschritten zu haben und so die Krebserkrankungen ausgelöst zu haben. Laut seinem Gutachten für das Gericht gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Sendeanlage des Radio Vatikan und den an Leukämie erkrankten und gestorbenen Kindern. Es ist bekannt, daß Radio Vatikan vor neuen Jahren die Sendezeiten reduzierte und die Sendeleistung der Anlage zurückschraubte.
Zwei leitende Angestellte von wurden 2007 in einem Berufungsprozeß verurteilt, weil die Sendeanlage von Radio Vatikan die Lebensqualität der AnwohnerInnen beeinträchtigt. Der Vorwurf der Gesundheitsgefährdung wurde damals jedoch fallengelassen. Nicht zu leugnen war, daß wegen der starken elektromagnetischen Strahlung des Papst-Senders die TV-Programme in der Umgebung nicht einwandfrei empfangen werden konnten. Auch seien des öfteren die Telefon-Verbindung gestört worden, weil sie vom katholischen Radioprogramm überlagert wurden. Der Generaldirektor des Senders, Pasquale Borromeo, und der Präsident des Verwaltungskomitees von Radio Vatikan, Roberto Tucci, waren zuvor in erster Instanz im Jahr 2005 zu zehn Tagen Haft verurteilt worden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Kein Schutz für Elektrosmog-Sensible
Immer weniger Mobilfunk-Löcher in Baden-Württemberg (16.10.09)
Freiburg: Mildes Urteil
gegen Elektrosmog-Sensiblen (8.09.09)
Handy-Studien
Betrug oder nicht Betrug? (30.06.08)
Heißes Material:
Mobilfunk verursacht Gehirntumore (18.04.07)
Mobilfunk
Die Gefahren durch Handy und Sendeanlagen (12.02.07)
Handy frittiert Gehirn
Max-Planck-Forscher: 100 Grad in der Zelle (21.08.06)
Vor vollendete Tatsachen gestellt:
Mobilfunkanlage im benachbarten Kirchturm (22.10.05)
Erhöhte Krebsrate
im Nahbereich von Strom-Masten (5.06.05)
Handy auf dem flachen Land
- hohes Hirntumor-Risiko (17.05.05)
Langzeit-Studie bestätigt
Gesundheitsrisiken von Handys (21.12.04)
Gehirnschäden
durch Handy und Föhn (22.02.04)
Krebs durch Mobilfunk ? (7.08.03)
Aktuelle schwedische Studie:
Handys gefährlicher als bisher vermutet (25.05.03)
Handy-Fieber (29.12.01)
Handys und Augenkrebs (25.01.01)
Handys
- Beweise für die Schädlichkeit? (30.12.2000)
