Künast seit Jahren desinteressiert
Greenpeace hat auch dieses Jahr bei den jedes Frühjahr obligaten Erdbeer-Tests1 frustrierende Ergebnisse registrieren müssen. Früh-Erdbeeren enthalten zu 93 Prozent Rückstände giftiger Pestizide. Die Erdbeeren seien in den führenden Supermarktketten Aldi, Edeka, Lidl, Metro (dazu gehören Real und Kaufhof), Rewe (mit Penny und Karstadt), Spar und Tengelmann/Plus gefunden worden.
In 70 Prozent der Tests seien bis zu fünf verschiedene Pestiziden gleichzeitig gefunden worden. Alle Erdbeeren stammten aus konventionellem Anbau in Spanien und Marokko. Allerdings überschreite die Pestizidbelastung in nur einer von insgesamt 27 Proben die gesetzlichen Grenzwerte. Das liege daran, daß das Verbraucherministerium unter Renate Künast in drei Fällen Pestizid-Grenzwerte erhöht habe, sagte Christiane Huxdorff vom Greenpeace-EinkaufsNetzwerk. Denn Spanien - der Hauptimporteur für Früh-Erdbeeren - habe dies immer wieder beantragt.
Nach den alten Grenzwerten seien bei acht Proben illegale Grenzwertüberschreitungen zu verzeichnen gewesen, resümierte Huxdorff. Nun sei es nur eine Probe, die selbst nach den jetzigen "geschönten" Regelungen noch eine erhöhte Belastung aufweise: Sie stamme von dem spanischen Hersteller "S.A.T. Grufesa" und sei bei Karstadt in Köln verkauft worden.
Ein Großteil der Grenzwerterhöhungen aus den Jahren 2003 und 2004 sei von Spanien beantragt worden - dem Hauptimporteur von Früh-Erdbeeren nach Deutschland, erklärte Manfred Krautter, Greenpeace-Chemieexperte. Das Künast-Ministerium habe diesen Anträgen in den vergangenen Jahren "Folge geleistet", sagte Krautter. Es seien Grenzwerte angehoben worden, die besonders bedenklich seien. Die stärkste Anhebung gebe es bei dem Wirkstoff "Kesoxim-Methyl", der als krebserregend eingestuft werde. Neben diesem Pestizid seien die Grenzwerte von "Myclobutanil" und "Kresoxim-Methyl" gesenkt worden. Alle drei Chemikalien würden gegen Pilzbefall eingesetz, so Christiane Huxdorff.
Mit gesenkten Grenzwerten würden diejenigen Erdbeer-Produzenten unterstützt, die in großem Maßstab Pestizide einsetzen und in der Vergangenheit aus diesem Grund zu hoch belastete Ware produzierten. Denn deren belastete Ware gelte jetzt als legal. Mit den Interessen der VerbraucherInnen und mit Umweltschutz sei dieses Vorgehen nicht vereinbar, kritisieren Huxdorff und Krautter.
Monika Wittmer
Anmerkungen
1 Siehe auch unseren Artikel
'Gift in Früh-Erdbeeren' (20.03.04)
Siehe auch unsere bisherigen Artikel zum Thema Pestizide
'Die realexistierende Wahlfreiheit' (15.08.03)
'Pestizid-Fraß im Supermarkt' (26.08.03)
'Pestizidfreies Essen zumindest für Kinder' (21.09.03)
'Bayer vergiftet LandarbeiterInnen in Indien' (16.03.04)
'Paprika mit Pestiziden' (2.07.04)
'Eisbär leidet unter Pestiziden' (13.09.04)