2.01.2013

Shell-Bohrinsel auf Grund gelaufen
Risikospiel der Öl-Konzerne

Bohrinsel 'Kulluk' auf Grund gelaufen
Eine Bohrinsel des Öl-Konzerns Shell ist vor Alaska auf Grund gelaufen. Dieselöl droht auszulaufen. Umwelt­schutz-Organisationen warnen seit langen vor dem risikoträchtigen Spiel der Öl-Konzerne und fordern ein Verbot der Ölförderung in der Arktis-Region.

Über 500.000 Liter Dieselöl, 45.000 Liter Schmieröl und andere Ölprodukte wie etwa Hydrauliköle befinden sich auf der Bohrinsel 'Kulluk'. Diese war am Silvesterabend auf dem Weg nach Seattle, wo sie in den Wintermonaten überholt werden sollte. Die Bohrinsel wurde 1983 gebaut und sollte eigentlich 2005 verschrottet werden, doch Shell kaufte sie und rüstete sie wieder auf. Die 'Kulluk' ist heute Teil des äußerst umstrittenen Arktik-Ölprogramms des Shell-Konzerns. Bislang hat der Konzern bereits über 4,5 Milliarden US-Dollar in das Programm investiert. Doch bislang waren alle Bohrungen im Golf von Alaska und der Tschuktschensee ergebnislos und Shell mußte eine Reihe peinlicher Rückschläge verzeichnen.

Bei schwerem Wetter war die 'Kulluk', die von zwei Schleppern gezogen wurde, außer Kontrolle geraten. Die Besatzung eines der Schlepper mußte aus Sicherheitsgründen die Verbindung kappen. Vor Ort gehen die Wellen bis zu 11 Meter hoch bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometer pro Stunde. Die Bohrinsel strandete auf der Sitkalidak-Insel im Golf von Alaska. Luftaufnahmen bestätigen, daß sie sich noch in aufrechter und stabiler Lage befindet. Öl scheint demnach noch nicht ausgelaufen zu sein.

Ben Ayliffe, Arktis-Experte von Greenpeace, spricht von einem "Beispiel für die völlige Unfähigkeit des Konzerns." Es zeige sich, "daß es nicht möglich ist, eine Bohranlage in einer der abgelegensten und extremsten Regionen dieser Erde sicher zu betreiben. Shell hangelt sich von einem Unglück zum nächsten." Auch Susan Murray, Vizepräsidentin der Meeresschutzorganisation Oceana, hofft, daß die Havarie der 'Kulluk' einen Wendepunkt in der bislang industriehörigen Politik der US-Regierung einläutet und diese erkennt, daß die Öl-Konzerne "technisch nicht in der Lage sind, in der Arktis nach Öl zu bohren."

Bereits 2012 hatte Shell Schwierigkeiten, mit den Wetterverhältnissen in der Arktis zurecht zu kommen. Das Bohrschiff 'Noble Discoverer', mit dem Shell nach Öl bohren wollte, war in der Nähe von Dutch Habour auf Grund gelaufen.

Wegen extremer Wetterbedingungen und niedriger Temperaturen sind Ölbohrungen in der Arktis ein unkalkulierbares Risiko. Zudem ist das Zeitfenster für die Aktivitäten sehr begrenzt: Nur in den Sommermonaten stellt das Eis kein Hindernis beim Bohren dar. Das Beseitigen von ausgelaufenem Öl ist in der Polarregion so gut wie unmöglich. Deshalb fordert Greenpeace Shell erneut auf, in der Arktis nicht nach Öl zu bohren. "Statt den hohen Norden den Ölfirmen zu überlassen, müssen wir diese fragile Region vor rücksichtsloser Industrialisierung schützen. Greenpeace und die Millionen von Menschen, die sich uns angeschlossen haben, um die Arktis zu retten, werden die Entwicklungen in Kodiak aufmerksam beobachten," so Ben Ayliffe.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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