300-jährige Buche soll Waldschlößchenbrücke weichen
Hunderte von UmweltschützerInnen haben heute (Donnerstag) das Fällen einer über 300 Jahre alten Rotbuche bei Dresden verhindert. Der Baum soll entsprechend den Planungen der Stadtverwaltung der Waldschlößchenbrücke weichen. Nicht nur der Baum ist in Gefahr - der Bau der mit 160 Millionen Euro veranschlagten mehrspurigen Brücke gefährdet auch das UNESCO-Weltkulturerbe Dresdner Elbtal.
Bereits seit dem 12. Dezember halten AktivistInnen von 'Robin Wood' die bedrohte Buche Tag und Nacht besetzt. Dank der Beteiligung mehrerer Hundert Menschen scheiterte heute der bereits zweite Versuch der im Auftrag der Stadtverwaltung mit Kettensägen anrückenden Bediensteten. Rund ein Dutzend AktivistInnen von 'Robin Wood' harren trotz Regen, Schnee und Frost seit rund vier Wochen im Geäst der Rotbuche aus. Dresdner BürgerInnen versorgten sie mit Tee, Kaffee, warmem Essen, Decken, Keksen und Christstollen.
Zuvor waren bereits mehr als 100 alte Eichen an anderer Stelle gefällt worden, um "Baufreiheit" zu schaffen. Wurden dort noch DemonstrantInnen von der Polizei weggetragen, gaben die städtischen Bediensteten heute vorläufig auf. Der Baum ist einer von insgesamt sieben Fahrspuren im Weg, die sich zur Brücke schlängeln sollen.
Der Baum müsse weg, das stehe in den Bauplänen so drin, sagte Stadtsprecher Kai Schulz. "Wir haben da keinen Handlungsspielraum." Der nächste Anlauf werde nun im Geheimen genommen. "Wir bleiben hier, bis sie uns runterholen oder den Baum stehenlassen", konterte eine Aktivistin. Doch Schutz vor den Kettensägen boten eher die versammelten BürgerInnen, deren Gefährdung durch die Fällung die Stadtverwaltung nicht riskieren wollte. So verschafften die DemonstrantInnen nicht nur der Buche und ihren BesetzerInnen einen Zeitaufschub, sondern verhinderten auch, daß in Sachen Waldschlößchenbrücke vollendete Tatsachen geschaffen werden. Denn es geht nicht allein um die Buche, sondern weiterhin auch um den Widerstand gegen die Naturzerstörung des im 2004 zum UNESCO-Welterbe erklärten Dresdner Elbtals.
Denn endgültig entschieden ist über die Verschandelung des Elbtals noch nicht. Dresdens Bürgermeister Lutz behauptet zwar: "Die Schlachten sind geschlagen." Doch dies gleicht psychologischer Kriegsführung, um die Gegenseite mürbe und mutlos zu machen. Nachdem das Sächsische Oberverwaltungsgericht einen Baustopp aufgehoben hatte, begannen am 19. November 2007 die Bauarbeiten. Damit wird die bereits angedrohte Aberkennung des Welterbetitels durch die UNESCO im Sommer dieses Jahres immer wahrscheinlicher, zumal erste Zerstörungen bereits jetzt sichtbar sind.
Nach wie vor setzt eine Mehrheit der DresdenerInnen auf die lange unterdrückte Tunnellösung für die 20.000 Unterschriften gesammelt wurden. Ein Bürgerbegehren kann nicht länger mit bürokratischen Hemmnissen verzögert werden und steht unmittelbar bevor. Doch insbesondere für den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt, der sich lange weigerte, über die Pläne für die Waldschlößchenbrücke auch nur zu diskutieren, handelt es sich um ein Prestigeprojekt. Dies um so mehr, seit im Zuge des Finanzskandals um die SachsenLB Forderungen nach Milbradts Rücktritt immer lauter wurden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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