3.01.2004

Dosenpfand:
Schwache Trendwende

Gesetzliche Mindestquote bei Mehrweg bei weitem noch nicht erreicht

Trotz aller Fanfarenklänge und der Ausrufung eines "Jahrs des Mehrwegs" durch Trittins ausgelagerte Propaganda-Abteilung "Deutsche Umwelthilfe": Die Mehrwegquote ist nach einer Erholung in 2003 immer noch unter dem Niveau von 2001 und noch weit unter dem gesetzlichen Mindest-Level.

Mehrweg-Quote 1990 - 2003

Ein Jahr nach der formellen, aber lange verzögerten Einführung des Dosenpfands und nach Jahren beschleunigter Talfahrt läßt sich zwar eine schwache Trendwende konstatieren. Nach einem Tiefststand im Jahr 2002 bei 56 Prozent (Jahresdurchschnitt) bzw. 50,2 Prozent im Dezember 2002 hat das Pflichtpfand auf Bier, Mineralwasser und Limo die Quote wenigstens wieder auf 61 Prozent erhöht. Diese Erholung scheint sich jedoch bereits wieder zu verlangsamen und selbst die immer auf Umwelt-Optimismus abonnierte "Deutsche Umwelthilfe" wagt für 2004 nur einen Anstieg auf 65 Prozent zu prognostizieren. Das gesetzliche Mindest-Level von 72 Prozent droht damit völlig in Vergessenheit zu geraten.

Daß durch diesen kleinen positiven Effekt bei immerhin 16.000 mehrwegorientierten Betrieben mit rund 20.000 Arbeitsplätzen ein "Innovationsschub" (DUH) zustande kam, mag zwar übertrieben sein. Jeder (vorläufig) gerettete Arbeitsplätz in diesem halbwegs nachhaltigen Nischenbereich des Kapitalismus ist jedoch Gold wert. Zugleich muß aber auch festgehalten werden, daß die Entwicklung mit der Einführung weiterer PET-Flaschen als Pseudo-Mehrweg wiederum in eine falsche Richtung gelenkt wird. Flaschen, die höchsten 6 bis 7 mal wiederbefüllt werden können und deren Absonderungen sie für die Befüllung mit Mineralwasser als ungeeignet ausweisen, haben die Bezeichnung >Mehrweg< nicht verdient.

Selbst wenn der positive Trend im Bereich Mehrweg (gebremst?) anhalten sollte, ist zu befürchten, daß damit lediglich ein Alibi für den seine Vorgängerin Merkel und seinen Vorgänger Töpfer als Umweltverbrecher weit übertreffenden Trittin geschaffen wird. Und >Nachhaltigkeit< ist mit Ausnahme weniger Nischenbereiche (Anteil der regenerativen Energien an der Stromerzeugung: 6 Prozent, Anteil der ökologischen Landwirtschaft an der gesamten landwirtschaftl. Fläche: 4 Prozent) in einer kapitalistischen Wirtschaft immer ein Fremdwort - auch wenn es noch so oft im Munde geführt wird. Dies um so mehr als sich der internationale Konkurrenzkampf unter den im Grunde verharmlosenden Stichworten >Neo-Liberalismus< oder >Globalisierung< unaufhaltsam weiter verschärft.

Einen Ausweg bieten hier nur basisdemokratisch organisierte Initiativen wie beispielsweise die Schönauer Stromrebellen, die vor Ort nachhaltige Ansätze eines neuen Wirtschaftssystems aufbauen.

 

Harry Weber

 

Anmerkung:
Bisher erschienen bei uns zum Thema Dosenpfand folgende Artikel:

 

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