Österreich hat die Gen-Kartoffel Amflora von BASF am Mittwoch, 28. April, verboten. Begründung: Amflora enthält ein Antibiotikaresistenz-Gen. Dieses Gen könnte lebensnotwendige Antibiotika wie Kanamycin und Neomycin unwirksam machen. Ungarn hat am selben Tag beschlossen, die Europäische Kommission zu verklagen, da die Anbauzulassung für die Gen-Kartoffel rechtswidrig ist. Bulgarien hat Ende März ein Gentechnik-Gesetz verabschiedet, das den Anbau genmanipulierter Pflanzen de facto unmöglich macht. Doch die deutsche Bundesregierung protegiert weiterhin den Gentech-Konzern BASF, der hierzulande sein genmanipuliertes Konstrukt anbauen darf.
Andere EU-Länder haben die Gesundheits- und Umweltrisiken der Gen-Kartoffel erkannt und die Notbremse gezogen, während die deutsche Bundesregierung sie ignoriert. Greenpeace legt nun ein Rechtsgutachten vor, laut dem die Anbau-Zulassung rechtswidrig und gefährlich ist. Zudem wird sich die Gen-Kartoffel des BASF-Konzerns bei Transport, Lagerung und Verarbeitung sehr wahrscheinlich mit anderen Kartoffeln vermischen. Daher besteht die Gefahr, daß sich das genmanipulierte Erbgut auf andere Kartoffel-Sorten ausbreitet. Auch die Nachfrage ist keineswegs gesichert: Die Stärkeindustrie, für die die Eigenschaften von Amflora angeblich optimiert wurden, lehnt mehrheitlich ab. Sie will diese Kartoffel nicht verarbeiten.
Greenpeace kritisiert Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner: Deren Erklärung, die Förderung der Amflora sei im Koalitionsvertrag vereinbart, sei angesichts der Risiken absurd. Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin von Greenpeace, richtet an die EU-Agrarminister die Forderung, sich auf ihrer Konferenz in Plön im Interesse der VerbraucherInnen, LandwirtInnen und der gentechnikfreien Landwirtschaft gegen den Anbau der Gen-Kartoffel von BASF einsetzen und Aigner zu einem Verbot drängen.
Marco Contiero, Gentechnik-Experte von Greenpeace in Brüssel, sagte: "Präsident Barroso und Kommissionsmitglied Dalli wollen genmanipulierte Organismen auf unseren Tellern und Feldern einführen, ohne auf Gesundheits- und Umweltrisiken zu achten. Sie respektieren die Meinung der Bürger, der Mitgliedstaaten und der Experten nicht."
Auch der Verband der Kritischen AktionärInnen von BASF schätzt Amflora als gefährlich ein. Aufgrund des Risikos der Amflora haben die Kritischen Aktionäre für die heutige BASF-Jahreshauptversammlung eine Risiko-Rückstellung von 500 Millionen Euro beantragt. Der Dachverband gibt zur Begründung an, daß BASF mit dem Anbau der Amflora wegen ihrer Antibiotikaresistenz-Gene enorme Risiken eingehe. Es sei nicht nachvollziehbar und völlig unverantwortlich, im Jahre 2010 noch genmanipulierte Organismen in die Umwelt freizusetzen. Dieser Umstand könne innerhalb der nächsten Jahre Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe mit sich ziehen, argumentieren die AktionärInnen.
"Es ist nur folgerichtig, daß kritische Aktionäre bei der BASF-Jahreshauptversammlung für die Amflora eine Risiko-Rückstellung von 500 Millionen Euro beantragt haben," resümiert Martin Hofstetter, Agrarexperte von Greenpeace. Andere EU-Mitglieder sollten dem österreichischen Beispiel folgen, sich gegen die Pro-Genmanipulations-Agenda der Europäischen Kommission entscheiden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Protest gegen Gen-Kartoffel Amflora
Greenpeace blockiert Lagerhaus (12.04.10)
Bulgarien bleibt gentech-frei
EU-Richtlinien genial ausgetrickst (25.03.10)
EU-Zulassung für Gen-Kartoffel Amflora
Resistenz-Gen: nicht berücksichtigt
Alternativen aus konventioneller Züchtung: nicht berücksichtigt
(2.03.10)
Konkurrenz für Gen-Kartoffel Amflora
aus konventioneller Züchtung (25.11.09)
Aigner genehmigt Anbau
von Gen-Kartoffel Amflora
Gefahren nicht zu leugnen (27.04.09)
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Teilerfolg für BASF (19.02.08)
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