4.05.2011

Gen-Verunreinigung bei Saatgut
nimmt zu

Gen-Mais Greenpeace und der Biobauern-Verband Bioland schlagen Alarm: Mittlerweile sind bereits sieben Prozent der Proben von konventionellem Saatgut für Mais gen-kontaminiert - nach Angaben der zuständigen Behörden. Die Verunreinigung steigt damit seit Jahren weiter an. Die Verbände fordern daher, daß die Einhaltung der Null-Toleranz-Grenze für Verunreinigungen im Saatgut erhalten bleibt. Der Verdacht erhärtet sich, daß die Gen-Kontaminationen nicht selten mit Absicht herbeigeführt werden.

In 29 von bundesweit insgesamt 417 Proben von konventionellem Saatgut für Mais haben die zuständigen KontrolleurInnen in den Bundesländern Verunreinigungen festgestellt, die auf genmanipulierte Mais-Sorten zurückzuführen sind. Dies entspricht knapp sieben Prozent. Es ist daher unbestreitbar, daß die Gen-Kontamination weiter ansteigt. 2010 hatten die Behörden 6,2 Prozent der Proben wegen Gen-Kontamination aus dem Verkehr gezogen, 2009 waren 5,7 Prozent der Proben gen-kontaminiert, 2008 waren es nur 2,1 Prozent. Greenpeace führt die steigende Verunreinigung auf die - teils mutwillige, teils unvermeidbare - Vermischung nach der Ernte, auf Pollenflug und die Übertragung durch Insekten zurück.

Jan Plagge von Bioland weist darauf hin, daß es sich bei gentechnikfreiem Saatgut um "die Basis unserer Nahrungskette" handelt. Deshalb gelte es, "hier konsequent jegliche gentechnische Verschmutzung zu vermeiden.“ Sandra Blessing, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace bezeichnet die zunehmende Gen-Kontamination als "inakzeptabel". Sie wertet die Anläufe von Partei-PolitikerInnen, die versuchten höhere Grenzwerte durchzusetzen als eine Politik, die die Saatgut-Industrie für "Schlamperei" auch noch belohnen will. Im März sprach sich der Bundesrat in einer Abstimmung mehrheitlich gegen die Aufweichung der Saatgutreinheit aus, nachdem es bundesweite Proteste gegeben hatte.

Zugleich aber loben Greenpeace und Bioland die zuständigen Länderbehörden: Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wurden die Saatgut-Proben diesmal rechtzeitig gezogen. Auf diese Weise konnte verhindert werden, daß erneut genmanipulierter Mais ausgesät wurde. 2010 wurden Verunreinigungen dagegen erst spät gemeldet, sodaß teilweise komplette Maisbestände vernichtet werden mußten. Betroffen war den Verbänden zufolge eine Fläche von fast 3000 Hektar.

Allerdings nahmen die Behörden nur in elf der 16 Bundesländer Saatgutproben. Die meisten Verunreinigungen fanden die KontrolleurInnen demnach in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In Bayern erwiesen sich sechs von 76 Proben (7,9 Prozent).als genkontaminiert. In Niedersachsem, einem der Hauptstandorte industrieller Landwirtschaft, fanden sich in sechs von 60 Proben (10 Prozent) Genmanipulationen. In Schleswig-Holstein mußten sogar fünf von neun Proben (55,6 Prozent) beanstandet werden. Keine Beanstandungen des Saatguts gab es in Thüringen, Hessen und dem Saarland.

Greenpeace und Bioland haben auf ihren Internetseiten die Ergebnisse im Einzelnen veröffentlicht. Dort sind neben den betroffenen Sorten auch die Hersteller-Firmen der gen-kontaminierten Saaten aufgeführt:
http://gpurl.de/Verunreinigung-Maissaat

Seit Jahren ist immer häufiger zu beobachten, daß auch importiertes Getreide und Reis gen-kontaminiert sind. Diese Befunde werfen die Frage auf, ob es sich bei den Vermischungen um Zufall oder Absicht handelt. Von Gentechnik-KritikerInnen und von Umweltverbänden wird schon seit Jahren davor gewarnt, daß Gentech-Konzerne wie Monsanto im Verdacht stehen, gezielt Verunreinigungen mit von ihnen produzierten Gen-Pflanzen zu verbreiten. Die dahinter stehende Strategie leicht nachzuvollziehen: Wenn erreicht werden kann, daß sich im Erbgut herkömmlicher Sorten immer mehr genmanipuliertes Erbgut verbreitet, bricht der Widerstand gegen Agro-Gentechnik irgendwann zusammen. So deutet auch Vieles darauf hin, daß der über Jahre hinweg genehmigte sogenannte Versuchsanbau verschiedener Gen-Pflanzen nicht etwa wissenschaftlichen Zwecken dient, sondern der schleichenden, aber gezielten Gen-Kontamination herkömmlicher Nutzpflanzen. Seit mehr als acht Jahren weisen UmweltschützerInnen darauf hin, daß die vielgepriesene "Koexistenz" nur ein vorgeschobenes Argument darstellt, um den Anbau von genmanipulierten Pflanzen durchzusetzen. Die Politik der "Koexistenz" wurde zwischen 2003 und 2005 von der damals amtierenden pseudo-grünen Agrar-Ministerin Renate Künast durchgesetzt. Werden Gen-Pflanzen erst einmal angebaut, ist bereits nach wenigen Jahren keine Bio-Landwirtschaft und auch keine konventionelle Landwirtschaft ohne Gentechnik mehr möglich.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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