7.04.2009

BUND gegen Abwrackprämie:

"Staatlich geförderte Wegwerfmentalität"

Die Umwelt-Organisation BUND fordert den Stop jeglicher Subventionierung des Autokaufs. Die Abwrackprämie müsse sofort abgeschafft und die freiwerdenden Finanzmittel für umweltverträgliche Verkehrsmittel eingesetzt werden.

Der "Geburtsfehler" der Abwrackprämie, der laut BUND darin besteht, daß deren Auszahlung nicht an ökologische Kriterien geknüpft wurde, sei "nicht reparabel". Der BUND kritisiert, daß mittlerweile nach dem Motto "Ex und Hopp" hunderttausende völlig intakte Autos in den Schrottpressen landen. Diese "staatlich geförderte Wegwerfmentalität" müsse aufhören. Sie führe zur Verschwendung wertvoller Ressourcen und verursache zusätzliche Umweltbelastungen bei der Produktion neuer Autos.

Darüber hinaus prangert die Umwelt-Organisation an, daß mit dieser Prämie der Autoindustrie keinerlei Signale gegeben werde, ihre Modellpolitik zu ändern. Diese setze weiterhin vor allem auf hoch motorisierte und ineffiziente Fahrzeuge. Laut Daten des Kraftfahrtbundesamtes für 2008 liegt der Ausstoß von in Deutschland hergestellten und zugelassenen Autos bei durchschnittlich 171 Gramm CO2 pro Kilometer. 1998 hatte der Europäischen Auto- industrie-Verband ACEA eine "freiwillige Selbstverpflichtung" abgegeben, bis 2008 einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Neuwagen von 140 Gramm pro Kilometer zu realisieren. Dies allerdings offenbar nur, um eine drohende verbindliche EU-Vorschrift abzuwehren. Hiervon ist heute in den Mainstream-Medien nicht mehr die Rede.

Der BUND wirft den deutschen Auto-Konzernen vor, sie ignorierten weiterhin die gestiegene Nachfrage nach preiswerten und sparsamen Fahrzeugen und verzögerten notwendige Innovationen zur Einführung von Spritspartechniken. Mit Stop-Start-Technik, der Reduzierung des Fahrzeuggewichts und besserer Aerodynamik ließe sich der CO2-Ausstoß von Neuwagen um 20 Prozent senken. Reichlich illusionär angesichts der bestehenden Machtverhältnisse appelliert der BUND an die Bundesregierung, diese müsse "endlich begreifen", daß die Förderung des Autoverkaufs angesichts der Klimakatastrophe ein Irrweg sei.

Greenpeace hat vor vielen Jahren bewiesen, daß der Bau eines 3-Liter-Autos technisch möglich ist. Ein solches Auto würde rund 90 Gramm klimaschädliches CO2 pro Kilometer freisetzen. Bekannt ist ebenfalls, daß ein Benzinmotor nach geringfügiger Umstellung auch mit Wasserstoff betrieben werden kann. Aus dem Auspuff kommt dann lediglich völlig ungefährlicher Wasserdampf.

Längst ist ebenfalls klar, daß Maßnahmen wie die Abwrackprämie lediglich dazu dienen, das Wahlvolk möglichst bis zum Herbst bei Laune zu halten, aber keinerlei Wirkung auf die Weltwirtschaftskrise entfalten können. Die heutige Weltwirtschaftskrise ist in ihrer Ursache eine Überproduktionskrise. Da diese Krise bereits seit über einem Jahrzehnt durch eine Verschuldungspolitik - insbesondere der US-Regierungen unter Reagan, Clinton und Bush - hinausgezögert wurde, zeigt sie nun umso tiefgreifendere Wirkung. Die Politik der Regierungen der Industrie-Nationen, der Krise durch Niedrigzinspolitik und Konjunkturprogramme begegnen zu wollen, ist lediglich eine Fortsetzung der bekannten Verschuldungspolitik. Am Beispiel der Abwrack-Prämie ist deutlich zu erkennen, daß damit lediglich versucht wird, mit Hilfe zusätzlicher Schuldenaufnahme eine zukünftige Nachfrage nach Autos zeitlich vorzuziehen. Der Effekt ist volkswirtschaftlich doppelt negativ: Zusätzliche Nachfrage kann - unter Berücksichtigung einer Langzeitbilanz - nicht generiert werden und zugleich wachsen die Schulden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Auch Mercedes und Porsche
      weiter umweltfeindlich (26.03.09)

      Auto-Konzerne mogeln beim Spritverbrauch (23.03.09)

      Abwrack-Prämie - Umwelt-Prämie
      Umweltzerstörungs-Prämie und Neusprech (18.03.09)

      BMW ignoriert Selbstverpflichtung
      und stellt sich in Werbung als Klima-Retter dar (14.03.09)

      Land der HeuchlerInnen
      Deutsche pro und contra spritsparende Autos (28.08.08)

      Deutsche Auto-Konzerne stehen über dem Gesetz
      Keine CO2-Kennzeichnung bei Pkw-Werbung (25.06.08)

      Solarer Wasserstoff
      Seit über 20 Jahren eine praktikable Alternative (3.11.07)

      Verkehr verursacht 80 Milliarden Euro an externen Kosten
      Staat subventioniert Straßenverkehr und fördert Klimakatastrophe
      (8.05.07)

      Flugverkehr - Straßenverkehr - Schienenverkehr
      Je umweltschädlicher - desto mehr Subventionen (16.07.06)

      Straßenverkehr subventioniert - Bahnverkehr stranguliert (15.07.06)

      Schulden auf den Schultern der Kinder und Kindeskinder
      130 Milliarden Euro jährliche Folgekosten durch den Straßenverkehr
      (6.10.04)

      Verkehrswende zu weniger Autoverkehr
      Von der Utopie zur Realität (5.06.03)

 

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